Wiener Sound-Engineer:

Warum die Tech-Branche so auf 3D-Raumklang setzt

Digital
30.04.2024 12:56

Im Kino hat sich Dolby Atmos bereits etabliert. In der Musik setzen zunehmend Größen wie die Rolling Stones auf den dreidimensionalen Raumklang. Apple bietet mehr Tantiemen, wenn Künstler Songs in diesem Format abmischen lassen. Das Wiener Studio Sunshine Mastering hat sich diesbezüglich als Pionier in Österreich einen Namen gemacht. „Der Vorteil von 3D-Audio ist die Möglichkeit, als Hörer von der Musik eingehüllt zu sein“, erklärt Mischa Janisch, Produzent und Engineer.

Der Sunshine-Miteigentümer und vierfache Amadeus-Gewinner („Best Sound“) hat etwa den „Opernring Blues“ des Wiener Rappers Bibiza oder den slowenischen Beitrag für den heurigen Song Contest von Malmö, Raivens „Veronika“, in Dolby Atmos aufbereitet. „Man steckt im Geschehen mitten drinnen und sitzt nicht davor“, beschreibt Janisch gegenüber der APA den Unterschied zwischen dem noch jungen Format und Stereo. „Man kann sich in die Musik reinsetzen und rundherum um einen passieren lassen.“

Details, die bisher verborgen blieben
Dabei war es noch verpönt, als der Surround-Sound aufkam, Musik für mehrere Kanäle abzumischen. Das hat sich längst geändert, man muss nur „The Dark Side Of The Moon“ in Dolby Atmos hören, um vom Raumklang auch abseits des Filmgenusses überzeugt zu sein. „Bei Stereo findet alles auf einer Ebene statt, da gilt es, viel mit Lautstärke zu arbeiten“, führt Janisch aus. „Bei Dolby Atmos kann man mit Positionierung und Bewegung etwas erzählen.“ Selbst wenn man ein Stück gut kennt, höre man mit Atmos neue Details, die bisher verborgen waren. „Weil sie freigeräumt sind und einen neuen Platz bekommen.“

Für ihn sei es wichtig, das Format „nicht als Technologie, sondern als künstlerische Ausdrucksform“ zu verstehen, betont Janisch. „Man kann damit eine Vision umsetzen. Ich versuche, mich beim Abmischen kreativ einzubringen, im Song etwas zu finden, das ich mit Dolby Atmos erzählen oder verstärken kann.“ Es geht schließlich nicht um einen billigen Effekt, sondern um neue kreative Möglichkeiten, „die noch gar nicht ausgeschöpft werden“, wie der Produzent weiß. „Atmos ist bisher eher ein Produkt, dass man hinten drauf setzt. Da fehlt noch ein bisschen der kollaborative Prozess mit den Künstlern. Bei der Produktion der Songs selbst wird noch nicht an immersives Audio gedacht.“

Wieso Netflix früh bei Atmos einstieg
Natürlich klingt Raumklang am besten, wenn man über die entsprechende Lautsprecheranzahl verfügt. Aber im Gegensatz zu anderen Formaten passt sich Atmos den Abspielgegebenheiten, sprich der Zahl an Speakern, an. „Darum ist Netflix sehr früh auf Atmos umgestiegen, weil sie sich damit ersparen, unterschiedliche Mischungen wie stereo oder 5.1.-Mischung anzubieten“, so Janisch. Der Soundtüftler weiß genau, worauf er achten muss: „Musik, die von Kraft lebt, kann bei zu viel 3D-Klang zerfallen, wenn man sie in zu viele Einzelheiten zerlegt. Aber detailreiche Musik, wo viele Elemente vorhanden sind, die nicht alle dazu dienen, im Phil-Spector-Sinne eine Wall-of-Sound zu erzeugen, eignet sich sehr gut für Atmos.“

Für das Kino gibt es Dolby Atmos seit 2012. Für Musik war Sunshine Mastering in Österreich Vorreiter. Dazu sei man über den Produzenten von Milky Chance gekommen. Bevor Apple das neue Format integrierte, fragte der Konzern bei der deutschen Band an, ob sie den Song „Colorado“ auch in Atmos anliefern könnte. Janisch übernahm die Aufgabe des Abmischens – und Apple führte schließlich mit dem Lied Dolby Atmos für seine Dienste im deutschsprachigen Raum ein. „Wir waren also von Anfang an dabei, haben das Studio in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entsprechend ausgestattet und umgebaut“, sagte der „Tonhexer“.

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