Nachdem das Wiener Domkapitel entschieden hatte, auf das von Gottfried Helnwein gestaltete diesjährige Fastentuch nicht, wie ursprünglich geplant, ein „Ostertuch“ und ein „Pfingsttuch“ des Künstlers folgen zu lassen, hat sich Helnwein selbst zu Wort gemeldet. Er ortet darin eine Art „Zensurkultur“.
Das Domkapitel von St. Stephan in Wien hatte am 21. März bekannt gegeben, dass das erst am Tag zuvor dem Domkapitel erstmals vorgelegte „Ostertuch“ eines Kindes mit den Wundmalen Christi zwar in sich ein „beeindruckendes und ernst zu nehmendes Kunstwerk“ sei. Im Blick auf Ostern und die Art der Darstellung könnte es aber „Menschen verstören“ und polarisieren, weswegen die geplante Fortsetzung des Helnwein-Zyklus nicht stattfinde.
„Dom soll kein Kampfplatz werden“
In der Ö1-Sendung „Im Fokus“ hatte für das Wiener Domkapitel dessen Vorsitzender Rudolf Prokschi Stellung zur Causa genommen. Er nannte als Hauptgrund der kurzfristigen Entscheidung, dass Helnweins Darstellung eines verwundeten Kindes verschiedenste Interpretationsrichtungen offen lasse. „Der Dom, und noch dazu der Altarraum des Domes, soll nicht zum Kampfplatz werden“, so der Theologe und Priester.
Helnwein selbst betonte in der gleichen Sendung, er könne die Begründung des Domkapitels „nicht nachvollziehen“. Die Katholische Kirche habe eine „2000 Jahre alte Tradition in der Darstellung des Schmerzes, Todes und Blutes“ und stelle Leiden, Folter und Schmerzen mehr ins Zentrum als jede andere Religion. Die Nicht-Aufhängung des zweiten Sujets sehe er als Beispiel und Opfer einer auch im Kunstbereich zu beobachtenden „Cancel Culture“, einer „Zensurorgie“.
Schönborn begrüßt Entscheidung
Auch Kardinal Christoph Schönborn nahm mittlerweile zu der Causa Stellung. Er steht hinter der Entscheidung des Wiener Domkapitels. Er stimme den Argumenten des Domkapitels zu, sagte Schönborn im Interview mit Kathpress und den Medien der Erzdiözese Wien. Die Begründung sei gut überlegt.
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