Als Grund für den Abgang Wehingers nennt das Unternehmen Meinungsverschiedenheiten über die strategische Ausrichtung. Wehinger selber erklärte in den "Vorarlberger Nachrichten", die anderen Miteigentümer hätten seine "harte juristische Gangart" gegenüber den "Fouls der ÖBB" nicht mitgetragen, daher habe er die Konsequenzen gezogen. Der frühere ÖBB-Personenverkehrsvorstand hatte mit seinem ehemaligen Dienstgeber zahlreiche Verfahren geführt, so hatte er gegen die Sparschiene der ÖBB und für die Aufnahme ins ÖBB-Informationssystem "Scotty" den Rechtsweg beschritten.
Knapper Kommentar von den ÖBB
Von den Österreichischen Bundesbahnen kam nur eine knappe Reaktion auf den Wechsel an der Westbahnspitze: "Eisenbahn ist ein komplexes Geschäft. Gewinne im ersten Geschäftsjahr anzukündigen war trotz günstiger Voraussetzungen völlig unrealistisch", heißt es in einer der APA übermittelten Stellungnahme des Bahnkonzerns. "Dass die SNCF ihre Anteile ausbauen wird, war abzusehen. Wir gehen davon aus, dass die Westbahn als Mitbewerber langfristig erhalten bleibt."
Auch Westbahn-Mitgründer Haselsteiner gab sich wortkarg: "Es gibt über die Pressemitteilung hinaus nichts zu sagen. Sobald sich etwas Neues ergibt, werde ich mich an die Medien wenden", ließ er über seine Sprecherin ausrichten. Von der französischen Staatsbahn SNCF kam keine Reaktion. Noch im Februar hatte sich SNCF-Generaldirektor Guillaume Pepy von der bisherigen Entwicklung des Projekts jedenfalls "sehr beeindruckt" gezeigt.
Wehinger-Anteile werden aufgeteilt
Wehinger scheidet nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Miteigentümer aus: Seine Anteile werden von den verbleibenden drei Mitgesellschaftern aufgekauft, das genaue künftige Verhältnis soll zwischen Haselsteiner, der französischen Staatsbahn SNCF und der Schweizer Augusta Holding, die vom Investor Erhard Grossnigg vertreten wird, noch ausverhandelt werden. Wehinger soll laut "Format"-online für seine Anteile 10 Millionen Euro erhalten haben.
Wehinger hatte noch im Dezember 2011 angekündigt, die Westbahn werde im ersten Jahr einen operativen Gewinn schreiben. Innerhalb der ersten fünf Jahre werde man die Anfangsinvestitionen von 130 Millionen Euro wieder eingenommen haben. Schon im März 2012 musste er eingestehen, dass der Umsatz 20 Prozent unter Plan liege. Als Grund dafür nannte er die Billigpreispolitik ("Sparschiene") der ÖBB, gegen die die Westbahn auch auf juristischem Weg vorgeht.
Nachfolger als ÖBB-Urgestein
Der künftige Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster kommt - wie sein Vorgänger auch - von den ÖBB. Im Gegensatz zum Vorarlberger Wehinger, der lediglich vier Jahre als ÖBB-Personenverkehrsvorstand diente, hat der gebürtige Wiener Forster jedoch sein ganzes früheres Berufsleben bei der Staatsbahn verbracht. Der aus einer Eisenbahnerfamilie kommende Forster war selber 36 Jahre bei den Bundesbahnen tätig: Seit seinem Eintritt bei den ÖBB mit 18 Jahren arbeitete er sich bis zum Leiter des Geschäftsfelds Fernverkehr hoch. Im Jahr 2011 verließ er die Bundesbahn, um zur Westbahn zu wechseln. Forster hat ein Doktorat in Psychologie.
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