Medienzar unter Eid

Murdoch gab vor U-Ausschuss Einblick in Politkontakte

Ausland
25.04.2012 18:22
Im neu entfachten Streit um Verstrickungen der britischen Regierung mit dem Imperium des Rupert Murdoch (Bildhintergrund) hat der Medienmogul am Mittwoch unter Eid vor einem Untersuchungsausschuss ausgesagt. "Ich begrüße die Möglichkeit, mit einigen Mythen aufzuräumen", sagte der 81-jährige Australier in London. Tags zuvor hatte die Affäre neuen Zündstoff erhalten.

Der Murdoch-Konzern News Corporation legte am Dienstag E-Mails vor, aus denen eine sehr enge Verbindung der britischen Regierung zu dem 81-Jährigen hervorgeht. Vor allem bei einem Milliardendeal um die vollständige Übernahme des Fernsehkonzerns BSkyB habe es regen Kontakt von Murdoch-Lobbyisten mit dem heutigen Minister für Kultur, Medien und Sport, Jeremy Hunt, gegeben.

Hunt war von Premier David Cameron mitten in dem Prüfverfahren mit der Angelegenheit betraut worden. Die E-Mails hatten den Ausschuss zwar über Murdochs Konzern erreicht, der Medienzar dementierte aber Rachegerüchte.

Cameron deckt angeschlagenen Minister
Die Labour-Opposition forderte erneut den Rücktritt des Ministers, der in der Regierung auch für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Sommer in London verantwortlich ist. "Jeremy Hunt hat das Geschäft nicht beaufsichtigt, sondern unterstützt", sagte die stellvertretende Labour-Chefin Harriet Harman. Parteichef Ed Miliband wurde deutlicher: "Minister, die man nicht mehr halten kann, muss man feuern."

Hunt selbst will nicht zurücktreten und erhielt Rückendeckung von Premier Cameron. Er habe sich nichts vorzuwerfen. Der Minister entließ aber seinen Berater Adam Smith. Dieser bekannte, er sei bei den E-Mails mit Murdoch-Lobbyisten "zu weit gegangen".

"Beeindruckender" Patenonkel Toni Blair
Murdoch, dem immenser Einfluss auf die britische Politik unterstellt wird, verteidigte sich zu Beginn der mehrstündigen Vernehmung. "Ich habe niemals einen Premierminister um irgendetwas gebeten." Murdoch hatte schon im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Sohn James (39) vor einem Parlamentsausschuss aussagen müssen.

Er sei nicht der "Sonnenkönig" der britischen Politik, sagte der gebürtige Australier, gab aber Einblicke in seine engen Kontakte zu Spitzenpolitikern über Generationen. Er habe Margaret Thatcher "bewundert", Tony Blair, der sogar der Patenonkel einer der Murdoch-Töchter ist, habe ihn "beeindruckt". Cameron habe er besonders für seinen Umgang mit seiner Familie geschätzt, so Murdoch.

Hitler-Tagebücher "riesiger Fehler"
Auch die Veröffentlichung gefälschter Hitler-Tagebücher vor fast 30 Jahren kam am Mittwoch vor dem Ausschuss zur Sprache. "Das war ein riesiger Fehler, und ich werde mit ihm für den Rest meines Lebens leben müssen", sagte Murdoch.

Die in seinem Medienimperium erscheinende "Sunday Times" hatte die Tagebücher 1983 veröffentlicht - kurz nach der Übernahme durch Murdoch. Zuvor hatte auch das deutsche Magazin "Stern" die angeblichen Tagebücher abgedruckt. Wie die Chefredakteure des Hamburger Magazins trat "Sunday Times"-Chefredakteur Frank Giles damals zurück.

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