Inszenierte Frageshow
„Problemlöser“ Putin lobt Leistung seiner Soldaten
Wladimir Putin hat sich am Donnerstag im Staatsfernsehen den - zuvor sorgfältig ausgewählten - Fragen russischer Bürger und Journalisten gestellt. Bei dem Medienspektakel erklärte Putin, der sich als Problemlöser inszenierte, dass für den Krieg in der Ukraine keine weitere Rekrutierung nötig sei. Die 300.000 im vergangenen Jahr eingezogen Soldaten „kämpfen ausgezeichnet“.
Die umstrittene Teilmobilmachung sorgte im Vorjahr für viel Verunsicherung unter der russischen Bevölkerung. Ihr Kampfeinsatz bringe aber „hervorragende Ergebnisse“ hervor, so der 71-jährige Kreml-Chef, ohne die hohe Verlustzahl zu erwähnen. Derzeit würden sich täglich bis zu 1500 Männer freiwillig melden, bis Jahresende werde die Zahl der freiwilligen Vertragssoldaten bei rund einer halben Million liegen. Nach Angaben Putins liegt die Gesamtzahl der russischen Soldaten im Kriegsgebiet bei 617.000.
Für seinen Krieg gegen die Ukraine sieht Putin alle bisherigen Ziele weiter in Kraft. Bedingung für einen Frieden sei der neutrale Status der Ukraine - also der Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft und die Entmilitarisierung des Nachbarlandes.
„Frieden kommt, wenn wir unsere Ziele erreicht haben“
Beobachter sahen dies als Angebot an den Westen mit der Aufforderung an die Ukraine, im Krieg zu kapitulieren. „Der Frieden kommt dann, wenn wir unsere Ziele erreicht haben“, sagte Putin.
Einmal mehr sprach Putin auch vom Ziel einer „Entnazifizierung“ der Ukraine. Als Beispiele nannte er die Verehrung für den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera und den Fall eines Ukrainers, der im Zweiten Weltkrieg aufseiten der Nazis gekämpft hatte und im kanadischen Parlament im Beisein von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit stehenden Ovationen bedacht wurde. Der Parlamentspräsident in Kanada musste danach zurücktreten.
Angeblich eineinhalb Millionen Fragen eingereicht
Laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow waren schon im Vorfeld des Events, das im Rahmen der TV-Show „Der direkte Draht“ am Donnerstagvormittag ausgestrahlt wurde, mehr als eineinhalb Millionen Fragen eingereicht worden. Der Kreml lud außerdem nur handverlesene Medienvertreter ein.
Putin inszeniert sich als Problemlöser
Putin, der das Land seit mehr als einem Vierteljahrhundert führt, nutzt das Format immer wieder, um sich als Kümmerer und Problemlöser darzustellen. Es war das erste Mal seit Beginn der Invasion in der Ukraine, dass sich Putin in einem solchen TV-Format äußerte.
Der Kremlchef will am 17. März auch zum fünften Mal zum Präsidenten gewählt werden. Dafür hatte er eigens die Verfassung ändern lassen, die zuvor eine Amtszeitbeschränkung enthalten hatte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.