Album „Introspection“

Liz Metta: Kosmischer Blick ins innere Seelenleben

Wien
29.10.2023 09:00

Dream-Pop, der über die Erde hinaus in den Kosmos schießt und dann direkt in das eigene Seelenleben zurückfindet - auf ihrem Debütalbum „Introspection“ sucht Liz Metta nach dem Kleinen im Großen und dem Inneren im Außen. Was die Natur, Tash Sultana und Bootsmigranten damit zu tun haben, erklärt sie uns im „Krone“-Gespräch.

Wer die einheimische Musikszene in den letzten Jahren aufmerksamer verfolgt hat, hat Liz Metta gewiss schon einmal auf einer Bühne gesehen. Sie trat u.a. beim Popfest, beim Blue Bird Festival und auch beim Kultursommer in Wien auf und gab damit schon einige Kostproben ihres Talents ab. Maria Elisabeth Thornton, wie die österreichisch-amerikanische Sängerin mit vollem Namen heißt, hat die Kunstfigur Liz Metta aber erst 2019 geformt. Davor reüssierte sie in diversen Bands und auch als Solokünstlerin. Von der Pandemie ließ sich die gebürtige Steirerin nicht verunsichern, die EP „Fragile & Strong“ war letztes Jahr ein erstes Lebenszeichen. Nun hat sie beim heimischen Indie-Label Siluh Records unterschrieben und feilte akribisch an ihrem Debütalbum. Der nächste große Karriereschritt in ziemlicher kurzer Zeit. Ihr Künstlername hat mit Lametta und Meditation zu tun und spiegelt ihren Sound damit perfekt wider. Hellglänzend, aber auch entspannend und zuweilen mysteriös.

Von außen nach innen
„Ich habe mich zu einem vielfältigeren Klang und komplexeren Kompositionen weiterentwickelt“, erzählt sie uns im „Krone“-Interview, „von meiner Singer/Songwriter-Phase bin ich aber nicht abgekommen. Die Basis meiner Songs funktioniert noch immer mit Stimme und Gitarre. Von dort kann ich eben weiterarbeiten oder nicht.“ Mettas Debütalbum heißt „Introspection“ und führt uns mit der Milchstraße am Cover-Artwork gleich einmal unverblümt in die weiten Welten des Universums. Titel und Aufmachung sind nur vermeintlich ein Widerspruch, vielmehr liebt die Künstlerin das Spiel mit Gegensätzen. „So wie auch meine EP ,Fragile & Strong‘ hieß. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille.“ Die titelgebende Introspektion ist schlussendlich das Ergebnis von den Weiten des Alls. „Ich schaue gerne in die Sterne, entspanne mich und beginne dann zu philosophieren und zu reflektieren. In diesen Momenten bin ich ganz bei mir, losgelöst vom Alltag. Es herrscht eine Phase der absoluten Ruhe.“

„Introspection“ ist Dream-Pop im besten Sinne. Eine luzide Fahrt durch Synthie-verstärkte Indie-Gefilde, die den Geist öffnen und Thorntons Liebe zur Natur auch im eigenen Wohnzimmer erlebbar machen. Wichtigstes Element im Liz-Metta-Kosmos ist der Einsatz ihrer Loop-Station, mit der sie immer wieder neue Soundschichten übereinanderlegt und damit an Australiens musikalischen Wirbelwind Tash Sultana erinnert. „Sie spielt eine andere Art von Musik, aber im Kern sind wir uns durchaus ähnlich. Sie war für mich definitiv ein Vorbild und hat mich sehr inspiriert. Ich habe sie auch live in der Wiener Arena gesehen.“ Weitere Inspirationsquellen sind Billie Holliday, Janis Joplin oder Whitney Houston. Viel Kreativität findet Metta auch beim Lesen von Literatur - vorwiegend englischsprachig. „Wenn ich Songs schreibe, entsteht viel aus Beobachtungen. Jedenfalls schreibe ich nicht aus der Ich-Perspektive, das halte ich für vermessen.“

Mit dem nötigen Biss
„Introspection“ ist eine klangliche und grob konzeptionelle Reise in andere Sphären. Die Inhalte drehen sich oft um Liebe, Beziehungen und Zwischenmenschlichkeit, zeigen sich aber oft geerdet und sehr im Hier und Jetzt verankert. So dreht sich der Track „Across The Ocean“ um die furchtbaren Schicksale der Bootsmigranten, die mittels Flucht nach einem Leben in Frieden suchen. Das thematisch etwas ausspringende „Vienna“ hingegen ist eine Liebeserklärung an Mettas Freunde und Wegbegleiter und auch ein bisschen eine Hommage an ihre urbane Wahlheimat, die ihr den Sprung in die Musik schlussendlich erst ermöglicht hat. „Ich investiere sehr viel Zeit und Geld in dieses Projekt und habe gelernt, ergebnisorientiert zu arbeiten“, erklärt sie ihren ehrgeizigen Zugang, „vom Tagträumen alleine passiert auch nichts, man braucht den nötigen Biss.“

Mettas Liebe zur Natur geht weit über das Campen und Lagerfeuersitzen hinaus. Sie studierte Landschaftsarchitektur, weil sie Bäume über alles liebt. Allerdings bestand das Studium hauptsächlich aus Normen und viel Planung - was zulasten der Kreativität ging. Bei der Musik ist Metta gleichermaßen Einzelgängerin wie auch Teamplayerin. „Wenn ich meinen Ideennebel vor mir habe, muss ich erst einmal alleine damit klarkommen, denn nur so können ihn irgendwann auch andere verstehen. Ganz anders ist es natürlich bei der Produktion, dem Sound und den Videos. Dort arbeite ich sehr gerne mit anderen zusammen, weil sich das zumeist gegenseitig befruchtet und man immer dazulernt.“ Das bekannte Sprichwort „zu viele Köche verderben den Brei“ ist für Metta absolut nachvollziehbar. „Würden in meiner Kreativphase andere Leute mitarbeiten, wäre ich irgendwann nicht mehr Songwriterin, sondern nur noch Interpretin. Als solche sehe ich mich aber nicht.“

Einfach fallen lassen
Ihre Songs will Metta lieber nicht erklären. Es würde viel von der Magie und Mehrdeutigkeit nehmen, die sie mit ihrer Musik transferieren möchte. „Das Album ist inhaltlich nicht unbedingt leicht, aber musikalisch habe ich versucht, viele positive Momente mitzunehmen. Ich habe jetzt auch kein dezidiertes Öko-Album geschrieben, doch wenn ich die Natur und den Kosmos so stark in den Mittelpunkt stelle, dann impliziert das auch, dass mich diese Themen interessieren und ich Begeisterung dafür vermitteln möchte. Möglicherweise denkt sich dann auch jemand anders, er sollte öfter mal hinausgehen, in die Wolken schauen und sich einfach fallen lassen.“ Metta selbst kann sich für die Zukunft weit mehr als ihren schwelgerischen Dream-Pop vorstellen. „Ich hätte auch Material für ein Akustik-Album oder eine Piano-EP.“ Die Reise durch die Galaxien hat gerade erst begonnen.

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