Historischer Schulterschluss in Innsbruck: Stadt-ÖVP und Für Innsbruck beenden ihre 30 Jahre währende Rivalität und bilden ein „Bündnis der Mitte“, der Wunschkandidat Florian Tursky ist als Bürgermeisterkandidat an Bord! Landeshauptmann Anton Mattle äußerte sich zufrieden und sprach von einer historischen Einigung. Staatssekretär Tursky steht vor seiner größten Bewährungsprobe.
Schlag auf Schlag ging es Dienstag in Innsbruck: Um 12.30 Uhr verkündeten ÖVP und Für Innsbruck die Gründung einer gemeinsamen Wahlplattform für die Gemeinderats- und Bürgermeister-Direktwahl. Vorläufiger Name: Innsbrucker Bündnis der Mitte.
Innsbruck in Erfolgsspur bringen
LH Anton Mattle scheint sehr zufrieden: „Wir sind heute Zeugen einer durchaus historischen Einigung in Innsbruck. Nach 30 Jahren der Spaltung ist es gelungen, das zusammenzuführen, was zusammengehört: Die bürgerlichen Kräfte in Innsbruck treten wieder geeint auf und ziehen zum Wohle der Stadt an einem Strang“, erklärte der LH und ergänzte: „Jetzt gilt es diese Kraft zu nutzen, um die Zeit der gegenseitigen Blockade zu beenden und Innsbruck wieder in die Erfolgsspur zu bringen.“
Heute ist ein guter Tag auch für all jene, die sich stabile und geordnete Verhältnisse in der Innsbrucker Politik wünschen. Wir gehen gestärkt in die Wahlen!
Innsbrucks ÖVP-Stadtparteiobmann Christoph Appler
Tursky sieht politische Zukunft in Innsbruck
Wiederum wenige Minuten später zündete die nächste Raketenstufe: Staatssekretär Florian Tursky lud zum Medientermin auf den geschichtsträchtigen Bergisel und verkündete dort, als Spitzenkandidat für das Bündnis der Mitte zur Verfügung zu stehen: Die Schlacht um Innsbruck ist somit eröffnet!
Tursky ist gebürtiger Innsbrucker, kennt die Stadt in all ihren Facetten. Das Herz geht ihm offenbar auf, wenn er von Süden anreist und über die Ferrariwiese auf die Stadt blickt. Und das Herz blutet ihm, wenn er sieht, wie die Stadtpolitik in den vergangenen Jahren funktioniert bzw. nicht funktioniert hat. Tursky erkennt hier einen diametralen Unterschied zur Politik, wie sie zu Zeiten von Olympiabürgermeister Alois Lugger, Hilde Zach und Herwig van Staa gelebt wurde, die er am Dienstag namentlich erwähnte.
Heute beschäftige sich die Politik mit sich selbst, sei von „Streit, persönlichen Befindlichkeiten und Ideologie“ geprägt. Sein Ziel sei „eine bürgerliche Politik der Mitte fernab von Scheuklappen“. Er habe eine Riesenfreude über die historische Einigung zwischen ÖVP und Für Innsbruck. „Es geht darum, dass Innsbruck wieder regierbar ist“, sagte er.
Ziel: Kurswechsel einleiten
Inhaltlich hat sich das neue Innsbrucker Bündnis der Mitte auf mehrere langfristige Eckpunkte für ein gemeinsames Leitbild für die Zukunft Innsbrucks festgelegt. Ziel ist es, bei den Gemeinderatswahlen „den für die Stadt so dringend notwendigen Wechsel“ in der Landeshauptstadt Innsbruck einzuleiten. „Innsbruck braucht für die kommenden Perioden einen politischen und positiven Kurswechsel, um dem urbanen und liberalen Anspruch unserer Gesellschaft gerecht zu werden. Vor allem brauchen wir wieder eine offene, respektvolle und konstruktive Zusammenarbeit“, erklärte Für-Innsbruck-Obfrau, Stadträtin Christine Oppitz-Plörer.
Wir werden aus dem Gemeinderat wieder einen Ort der gegenseitigen Wertschätzung und Zusammenarbeit machen.
Für-Innsbruck-Obfrau Christine Oppitz-Plörer
Senioren zahlenmäßig stark
„Innsbrucks Seniorinnen und Senioren stellen den größten Teil der Bevölkerung dar und aus vielen Gesprächen weiß ich, wie sehr sich unsere älteren Menschen ein gutes Miteinander wünschen, damit wieder etwas für unsere Stadt weitergeht. Deshalb treten wir gerne Innsbrucks Bündnis der Mitte bei und werden uns mit voller Kraft einbringen“, betont BR Klara Neurauter für die Gemeinderatsliste „Tiroler Seniorenbund, Liste für Alt und Jung“.
Showdown im Gemeinderat
Nur noch Zaungast in diesem politischen Schauspiel der Sonderklasse ist ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber. Er wird aller Voraussicht nach mit einer eigenen Liste gegen seine eigene Partei kandidieren, was unweigerlich einen Parteiausschluss zur Folge hat. Ein Abwahlantrag als Vize im Oktober-Gemeinderat ist möglich. Bis zur Wahl wollen FI und ÖVP die Kooperation intensivieren.
Er lässt sich nicht unterkriegen, zieht seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt nicht zurück. „Herr Staatssekretär Hofrat Florian Tursky wird von wenigen Entscheidungsträgern in Innsbruck ausgesucht und von diesen für den Parteitag und das Bürgermeisteramt nominiert“, kritisiert der VP-Vizebürgermeister. „Ich möchte hingegen, dass meine Kandidatur durch meine Arbeit für die Stadt Innsbruck definiert wird. Und dass diese Kandidatur von den Stadtteilen sowie den Frauen und Männern in dieser Stadt getragen wird.“ Daher dehne er seine Unterstützungskampagne ab jetzt auch auf das Internet aus.
Die gesamte Arbeit in der Stadt Innsbruck leidet bereits jetzt schon ganz klar unter den internen Querelen der Schwarz-Gelben Machtpolitik.
Dejan Lukovic, Klubobmann der Innsbrucker Grünen
Blaue sollen außen vor bleiben
Den Grünen liegt ein Detail am Herzen: „Egal, wer sich durchsetzt, beide müssen sich klar von einer möglichen koalitionären Zusammenarbeit mit der FPÖ distanzieren. Denn dies hat sich die Stadt Innsbruck nicht verdient“, sagt Klubobmann Dejan Lukovic.
Tursky kommt, um zu bleiben
Florian Tursky betrachtet die FPÖ nicht als Teil der bürgerlichen Allianz. Tursky will zunächst Staatssekretär in Wien bleiben und „nicht sieben Monate Wahlkampf“ führen. Um seine Bekanntheit macht er sich keine Sorgen: „Innsbruck ist Stadt und Dorf zugleich.“ Egal, ob er sein Ziel, das Bürgermeisteramt, erreicht oder nicht: „Meine politische Zukunft ist in Innsbruck.“ Auch in Opposition.
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