"Verfall der Werte"

Überfall auf Olympia-Museum schockt Griechen

Ausland
19.02.2012 15:15
"Wo ist das Gold?", wollten zwei bewaffnete Räuber im antiken Olympia von der Museumswächterin wissen. Die 48-Jährige musste den Gangstern jedoch mitteilen, dass die Sammlung keine goldenen Ausstellungsstücke enthält. Daraufhin schlugen die Männer mehrere Schaukästen ein, stahlen 65 antike Fundstücke und flüchteten. Der Überfall an der Geburtsstätte der Olympischen Spiele am Freitag versetzte Griechenland einen schweren Schock.

"Nun wird man uns Griechen wieder vorhalten, dass wir nicht einmal mehr in der Lage sind, unsere Kultur- und Kunstschätze zu schützen", beklagte die Zeitung "Kathimerini" am Sonntag. Vor nicht einmal sechs Wochen waren aus der Nationalgalerie in Athen ein Gemälde von Pablo Picasso und zwei weitere Werke gestohlen worden. Zerfällt in Griechenland nach dem Finanzsystem und der Wirtschaft nun auch die Kultur? Immerhin war nicht irgendein Museum überfallen worden.

Wächterstellen nur zur Hälfte besetzt
Das antike Olympia im Westen der Peloponnes-Halbinsel gilt als ein Symbol der menschlichen Zivilisation. Die Angestellten der griechischen Museen betrachten den Überfall als eine Folge der Sparpolitik. Aufgrund der Einsparungen seien von den 4.000 Wächterstellen, die zum Schutz der antiken Stätten notwendig seien, weniger als die Hälfte besetzt, betonte der Verband der Wachleute.

Allerdings ist der Schutz der Kunstschätze nicht nur eine Frage des Geldes und der Zahl der Wächter. "Als in den 50er-Jahren in Griechenland bittere Armut herrschte, haben die Leute die Museen verehrt und nichts daraus gestohlen", sagte die Generalsekretärin des Kulturministeriums, Lina Mendoni, der Zeitung "To Vima". "Wenn das jetzt anders ist, bedeutet dies einen Verfall der Werte."

Der erste bewaffnete Überfall auf antikes Museum
Das Museum der Olympischen Spiele im antiken Griechenland hätte zum Zeitpunkt des Überfalls von drei Wachleuten geschützt werden sollen. Ein Wächter hatte frei, ein zweiter kam zu spät zur Arbeit. Allerdings ist es fraglich, ob drei Wachleute etwas gegen bewaffnete Räuber hätten ausrichten können. Es hat in Griechenland zwar schon mehrere Diebstähle an antiken Stätten gegeben, aber an einen Überfall auf ein Museum mit Waffengewalt kann man sich nicht erinnern.

Die Räuber im antiken Olympia wussten anscheinend genau, wonach sie suchten. Nach den Worten der 48-jährigen Museumswächterin wollten sie wissen, wo sich die Goldkränze und die wertvolle Sammlung von Olympia-Briefmarken des Griechen Georgios Papastefanou (1890-1978) befinden. Jedoch gehören weder die Kränze noch die Briefmarken zur Kollektion des überfallenen Museums. Sie befinden sich in einem anderen, vor gut 50 Jahren eröffneten Museum im antiken Olympia.

Die Ermittler nehmen daher nach Medienberichten an, dass die Gangster im Auftrag von Hintermännern handelten und sich schlichtweg im Museum geirrt haben. Von den Tätern fehlte am Sonntag noch jede Spur. Sie erbeuteten 65 Figuren und Gefäße aus Ton und Bronze sowie einen goldenen Siegelring aus mykenischer Zeit.

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