Gegenoffensive:

Ukraine will schlimmste Hürde geschafft haben

Ausland
26.08.2023 17:14

Die Ukraine hat im Juni eine Gegenoffensive gestartet, die allerdings nur schleppend vorankommt. Nun gehen die Streitkräfte des Landes einem Kommandeur zufolge davon aus, die schwierigste russische Verteidigungslinie im Süden des Landes durchbrochen zu haben. Indessen kommt auch Russland selbst nicht zur Ruhe. Ukrainische Truppen sollen ein russisches Grenzdorf attackiert haben. Große Aufregung herrscht zudem aufgrund eines plattgemachten Wagner-Friedhofs.

„Wir haben die Hauptstraßen, die vermint waren, passiert. Wir kommen zu den Linien, an denen wir vorrücken können. Ich bin sicher, dass wir von hier aus schneller vorankommen werden“, sagte der im Süden kämpfende ukrainische Kommandeur mit dem Decknamen Kombat der Nachrichtenagentur Reuters.

Bereits am Mittwoch erklärten die ukrainischen Streitkräfte, sie hätten die Nationalflagge in der Siedlung Robotyne in der südlichen Region Saporischschja, etwa zehn Kilometer südlich der Frontstadt Orichiw, gehisst. Das nächste Ziel sei die Hafenstadt Berdjansk. Robotyne liegt ungefähr 100 Kilometer vor Berdjansk und 85 Kilometer von der als strategisch wichtig angesehenen Stadt Melitopol. Beide werden von russischen Truppen kontrolliert.

Staatsanwälte für Kriegsverbrechen untersuchen am Samstag das ukrainische Dorf Podoly in der Nähe der Stadt Kupjansk in der Region Charkiw. (Bild: APA/AFP/Office of the Prosecutor General of Ukraine/Handout)
Staatsanwälte für Kriegsverbrechen untersuchen am Samstag das ukrainische Dorf Podoly in der Nähe der Stadt Kupjansk in der Region Charkiw.

London: Russland könnte Angriffe auf Kupjansk und Lyman verstärken
Nach Einschätzung britischer Militärexperten könnte Russland seine Angriffe im Raum östlich der Städte Kupjansk und Lyman im Nordosten der Ukraine verstärken. Die ukrainische Gegenoffensive habe russische Streitkräfte im östlichen Bachmut und in der Südukraine unter Druck gesetzt, schrieb das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Russland habe aber kleinere Angriffe im Nordosten im Sektor Kupjansk-Lyman fortgesetzt und dort begrenzte, lokale Fortschritte erzielt.

Während die Ukraine im Süden weiterhin allmählich an Land gewinne, könnte Russland nach britischer Einschätzung versuchen, die Initiative wiederzuerlangen, indem es auf eine „Offensive auf operationaler Ebene“ zurückschwenke. Die Ukraine hatte die von Russen besetzte Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im vergangenen Jahr befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder Ziel des russischen Beschusses.

Russisches Grenzdorf unter Beschuss
Die Behörden der Oblast Belgorod haben bekannt gegeben, dass ukrainische Truppen das russische Grenzdorf Urasowo mit Streumunition attackiert hätten. Sechs Menschen seien verletzt worden. Laut dem Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow wurden Häuser von Zivilisten, Einrichtungen und Pkws getroffen. Die Region Belgorod und andere Grenzregionen geraten seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine regelmäßig unter Beschuss.

Wagner-Friedhof zubetoniert
Indessen sorgt ein Video für Aufregung, das einen dem Erdboden gleichgemachten Wagner-Friedhof im russischen Gebiet Samara zeigt. Zu sehen ist, wie ein Mann in einem Wagner-T-Shirt auf dem Friedhof herumspaziert und auf eine mit Schutt bedeckte Fläche hinweist. Früher standen dort mehr als 280 Kreuze, die die Gräber der gefallenen Wagner-Söldner zierten, heißt es. „Das ist Grabschändung“, beschwert er sich.

Friedhofsmitarbeiter sollen gegenüber BBC geschildert haben, dass der Friedhof umgestaltet wird. Statt der Kreuze sollen dann dort schwarze Pyramiden mit den Namen der Toten stehen. Über die geteilten Aufnahmen wurde der Tod von Dutzenden Gefallenen erst bekannt - denn, wie sich herausstellte, waren die Angehörigen nicht informiert worden.

Prigoschin-Jet: Schwierige Aufklärung
Die Umstände, die zum Flugzeugabsturz und damit zum Tod des russischen Söldnerführers und späteren Intimfeinds Putins, Jewgeni Prigoschin, geführt haben, sind unterdessen nach wie vor unklar. Ging man zunächst von einem Raketenabschuss aus, verdichten sich laut westlichen Geheimdiensten nun die Hinweise zu einer Explosion an Bord. Der Kreml weist naturgemäß jegliche Beteiligung von sich. Die „Krone“ fragte beim Experten nach. Emanuel Dolezal untersucht für die Sicherheitsuntersuchungsstelle Österreich Flugzeugunfälle. Da es gebrannt hat, wird sich die Spurensicherung vergleichsweise schwierig gestalten.

„Grundsätzlich werden unterschiedliche Untersuchungstechniken eingesetzt, die dann eine Zusammenschau ergeben“, sagt Dolezal. „Dazu zählen unter anderem die Auswertung von Aufzeichnungsgeräten des Luftfahrzeuges, der Triebwerke, Auswertung der Flugspuren sowie von Primär- und Sekundärradar und Untersuchungen an den Wrackteilen.“ Eine Unterscheidung, ob es sich um eine Bombe an Bord oder einen Raketentreffer handelt, ist dabei nicht immer eindeutig möglich.

„Strukturelle Schäden an Luftfahrzeugen können sowohl aufgrund mechanischer Einwirkungen, etwa nach harten Landungen, oder durch Explosivstoffe im Inneren des Luftfahrzeuges als auch durch externe Flugkörper verursacht werden. Diese Ursachen können jedoch nicht immer klar unterschieden werden.“ Beim Ablauf der Auswertung wird im Regelfall kein Unterschied gemacht, ob es sich um einen Unfall oder mutmaßlichen Anschlag handelt. Anhand des angeblichen Absturzvideos will der Experte sich auch nicht festlegen. „Eine Aussage dazu kann nicht getroffen werden.“ All diese Schwierigkeiten bei der Ursachenfindung werden den Kreml nicht sonderlich stören.

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