Bundesheer kauft ein

Holland soll uns huckepack zu Jet-Deal tragen

Politik
07.09.2023 16:03

Wie die „Krone“ erfuhr, befinden sich dieser Tage hochrangige Vertreter des Bundesheeres in den Niederlanden. Sie wollen einen Deal einfädeln, der die völlig veraltete Transportflotte unserer Streitkräfte komplett neu aufstellen könnte.

Die Chefeinkäufer des Bundesheeres versuchen gerade, eine seltene Gelegenheit zu nutzen. Sie müssen die knapp 60 Jahre alte C-130K-„Hercules“-Flotte ersetzen. Ihr Betrieb ist teuer, die Reisegeschwindigkeit langsam, die Reichweite beschränkt und der Einsatz personalintensiv. Noch gute sechs Jahre, und es wird in den drei Maschinen, die das Bundesheer betreibt, aufgrund von Materialermüdung lebensgefährlich. Eine Möglichkeit ergibt sich jetzt in den Niederlanden, aber dazu später mehr.

Zwei Typen sind im Rennen
Spätestens 2024 muss ein Kaufvertrag über einen Nachfolger der aktuellen C-130K abgeschlossen werden. Zwei Typen sind im Rennen:

  • Eine neuere Variante der altbewährten „Hercules“ (C-130J) aus US-Produktion, sie wird von vier Propellern angetrieben. Ihr Design ist knapp 70 Jahre alt, aber sehr bewährt.
  • Und ein Jet des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer, die C-390, er wurde 2010 komplett neu entwickelt, um explizit Mängel der altbekannten „Hercules“ in Reichweite und Geschwindigkeit anzusprechen und am Weltmarkt auszunutzen.

C-390 als Favorit
Im Verteidigungsministerium gilt daher nicht das US-Produkt, sondern der modernere, jetgetriebene Brasilianer als überlegen: Er fliegt schneller, höher und weiter als sein „alter Bruder“ aus den USA. Zuletzt haben sich mehrere Streitkräfte in Europa wie etwa die von Ungarn oder Portugal in langen Auswahlprozessen gegen die „Hercules“ und für die C-390 entschieden - darunter auch vor wenigen Monaten die Niederlande. Und hier wird es für Österreich spannend.

Video: Hersteller Embraer stellt seinen Jet vor

Huckepack auf Deal aufspringen
Da die Niederländer bereits in den letzten Zügen ihrer Vertragsverhandlungen liegen, und wir noch nicht einmal begonnen haben, versucht Österreich nun, huckepack auf den Deal aufzuspringen. In Holland wird seit heute, Donnerstag, mit Vertretern der Regierung besprochen, ob die Niederländer mehr als ihre geplanten fünf Stück C-390 bestellen - und diese dann an Österreich weiterverkaufen. Als Stückzahl für Österreich wurden vier bis fünf Exemplare genannt, um die die Bestellung der Niederländer anwachsen würde.

Keine Flugzeuge direkt vom Hersteller
Der Hintergrund dafür: Seit dem korruptionsdurchsetzten Eurofighter-Debakel Anfang der 2000er-Jahre vermeidet es die Republik um jeden Preis, Militärflugzeuge direkt von ihren Herstellern zu kaufen. Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP) setzt ihre Shoppingtour - aktuell werden zahlreiche Beschaffungen angestoßen - lieber mit verbündeten Staaten fort. Und kauft die mitunter milliardenteuren Jets von Regierung zu Regierung, also „government-to-government“. Doch dazu muss es die Gelegenheit geben, das Timing muss stimmen. So wie jetzt mit den Niederländern. 

Niederländer nicht abgeneigt
Laut „Krone“-Informationen ist die niederländische Regierung - die im Rüstungsbereich als sehr erfahren mit An- und Verkäufen gilt -, dem Deal durchwegs positiv eingestellt. Einzelne Details gelte es noch zu fixieren, etwa wer die ersten zulaufenden Maschinen bekommt. Sollte es dennoch zu keiner Einigung mit den Niederlanden kommen, wird die Beschaffung komplexer - dann sind wieder die C-130J im Spiel, die von den USA per ausländischem Militärverkauf („foreign military sales“) beschafft werden könnte.

Neue Infrastruktur in Linz
Ein weiteres Großprojekt kommt jedenfalls unabhängig von der Typenentscheidung auch auf den Standort Linz-Hörsching zu: Neue Hangaranlagen sollen gebaut werden, der Planungsauftrag dazu wurde bereits erteilt. Die alten C-130K, die aktuell im Dienst stehen, können noch maximal bis 2030 fliegen. Danach ist Schluss. „Wir rechnen danach nicht mit einem Weiterverkauf“, so der Planungschef des Bundesheeres, Bruno Hofbauer, im Frühjahr zur „Krone“. Wahrscheinlicher ist, dass die Maschinen ausgeschlachtet und einzelne Komponenten als Ersatzteile international verkauft werden.

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