Beobachter spotten schon länger über die „TikTok-Soldaten“ des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow: Denn oft werden vollmundige Ansagen gemacht und Videos in sozialen Medien gepostet, tatsächlich zu kämpfen scheinen Kadyrows Männer nur selten. Diesen Eindruck erweckten die Kämpfer auch beim Einsatz während des Aufstands der Wagner-Söldner am Wochenende.
In der Nacht auf Samstag begann die Söldnergruppe Wagner unter ihrem Anführer Jewgeni Prigoschin ihren Aufstand, am Vormittag wurden wichtige Gebäude in Rostow am Don besetzt, im Laufe des Vormittags rückten Wagner-Kämpfer Richtung Moskau vor.
„Bereit zu harten Maßnahmen“
Gegen 14 Uhr kündigte dann der Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, an, seine Kämpfer in die „Spannungsgebiete“ in Russland zu schicken, um den Kreml zu unterstützen. „Der Aufstand muss niedergeschlagen werden und wenn harte Maßnahmen nötig sind, sind wir bereit dazu!“, schrieb Kadyrow, ein enger Verbündeter Putins, auf Telegram.
Tschetschenische Kämpfer des Verteidigungsministeriums und der Nationalgarde seien bereits auf dem Weg, hieß es dazu. Tatsächlich bemerkbar war der Einsatz der sogenannten Kadyrowzy (Kadyrows Anhänger) dann erst am späten Samstagabend. Ein von „Grosny TV“ gepostetes Video zeigte rund 20 Bewaffnete, die bei Sonnenuntergang auf einer Autobahnbrücke patrouillieren. Unterlegt ist das Video mit dramatischer Musik (siehe unten).
„Fotoshooting“ eine Stunde nach Ende der Meuterei
Laut dem Twitter-Account OSINTtechnical befanden sich die Kämpfer auf einer Nebenbrücke über den Fluss Oka in der Stadt Kolomna im Gebiet Moskau. Nicht nur lag der Ort nicht auf der Route, die Prigoschins Söldner auf ihrem Weg nach Moskau nehmen wollten, die tschetschenischen Kämpfer waren mit ihrem Auftritt auch reichlich spät dran: Gegen 20.20 Uhr (Ortszeit) erklärte der Wagner-Anführer, dass er seinen Vormarsch auf Moskau stoppe. Das „Fotoshooting“ auf der Brücke wurde aber erst eine Stunde später aufgenommen, so der Account OSINTtechnical, hinter dem ein Analyst für das CNA, ein Forschungszentrum der US-Marine, steckt.
Ähnlich verlief der Einsatz der Kadyrow-Truppen in Rostow am Don. Auch dorthin seien Einheiten entsandt worden, „um die Situation notfalls unter Kontrolle zu bringen“, erklärte Kadyrow. Kämpfer unter Kommandant Apti Alaudinow seien „umgehend“ an Ort und Stelle eingetroffen.
Kämpfer nicht in Gefechten
Zu Gefechten zwischen Kadyrows Einheiten und den Wagner-Söldnern kam es zwar nicht, dennoch lobte Ramsan Kadyrow am Sonntag die Kampfkraft seiner Truppen und dankte ihnen für ihre „rigorose Ausführung des Kampfauftrags“. Er betonte erneut seine Loyalität zu Putin.
Nach den kaum 24 Stunden, die Prigoschins Aufstand dauerte, haben sich die „Kadyrowzy“ wieder ein anderes Betätigungsfeld gesucht. Die tschetschenischen Kämpfer sind inzwischen wieder in die „Zone der militärischen Spezialoperation“ in die Ukraine zurückgekehrt, wie Kommandeur Alaudinow gegenüber „Grosny TV“ erklärte, um im russischen Angriffskrieg zu kämpfen - oder zumindest Videos von dort zu veröffentlichen.
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