Aktuelle Daten belegen, dass die Jugendkriminalität zunimmt: Beim Oberlandesgericht Linz schnellte die Zahl der verurteilten 14- bis 17-Jährigen in die Höhe. Es ist an der Zeit, gegensteuern - aber wie?
Sie stehen sinnbildlich für eine Entwicklung, die durchaus besorgniserregend ist: jene jungen Randalierer, die sich in der Halloween-Nacht 2022 in der Linzer Innenstadt eine Straßenschlacht mit der Polizei lieferten. In den vergangenen drei Monaten wurden am Landesgericht Linz in dieser Causa 17 Prozesse gegen 19 Täterinnen und Täter rechtskräftig erledigt. Sie wurden überwiegend zu teilbedingten oder bedingten Freiheitsstrafen verurteilt, Freisprüche gab es nur vereinzelt.
474 gerichtliche Verurteilungen
Dass die Jugendkriminalität gerade im vergangenen Jahr hierzulande besonders angestiegen ist, zeigen jetzt aktuelle Daten der Statistik Austria. Demnach gab es 2022 im Zuständigkeitsbereich des Oberlandesgerichts Linz (das sind die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg) 474 gerichtliche Verurteilungen bei 14- bis 17-jährigen Tätern. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Anstieg um satte 55 Prozent (siehe Grafik).
29 unbedingte Freiheitsstrafen
In 68 Fällen wurden die Jugendlichen zu teilbedingten oder unbedingten Geldstrafen verurteilt, von insgesamt 309 Freiheitsstrafen fielen 47 teilbedingt und 29 unbedingt aus.
Hier müsse gegengesteuert werden, findet ÖVP-Landesgeschäftsführer Florian Hiegelsberger. Es gehe ja nicht um Lausbubenstreiche: „Das sind Mehrfachtäter, Serientäter, Wiederholungstäter und Rückfallstäter.“ Diesen gelte es seitens des Rechtsstaates „möglichst schnell nach der Tat Grenzen aufzuzeigen“.
„Warnschuss-Arrest“
Konkrete Vorschläge der ÖVP Oberösterreich in Richtung Justizministerin Alma Zadić (Grüne) reichen vom vorläufigen Ausschluss krimineller Jugendlicher vom Moped- und Autoführerschein über verpflichtende Sozialarbeit bis hin zum in Deutschland erprobten „Warnschuss-Arrest“. Dabei werde bei bedingten Strafen gegen Jugendliche auch ein kurzzeitiger Arrest verhängt, erläutert Hiegelsberger. Auch die Eltern von jungen Straftätern will er zur Verantwortung ziehen.
Sozialarbeit statt Bootcamps
Es ist der klassische Reflex: Wo Kriminalität zutage tritt, werden härtere Strafen gefordert. Das erscheint logisch, ist laut Wirkungsforschung zumeist aber nicht zielführend. Einen (jungen) Menschen ins Bootcamp zu schicken oder ihn einzusperren, beseitigt dessen Probleme nicht. Es muss also das Ziel sein, von vornherein zu verhindern, dass Jugendliche zu Straftätern werden. Dass das Land OÖ die psychosozialen Teams an Schulen aufstockt, ist ein erster Schritt, dem im Sinne von Prävention aber noch viele weitere folgen müssen.
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