„Draußen Idioten“

Akademikerball sorgte wieder für Überraschungen

Politik
25.02.2023 08:19

Nach einer Corona-bedingten Pause ist am Freitagabend in der Wiener Hofburg wieder der freiheitliche Akademikerball über die Bühne gegangen. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) brachte einen Überraschungsgast mit. Und: es gab wieder eine traditionelle Gegendemo zum von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer bezeichneten Ball.

Der Ball wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich. Der Unmut der Demonstranten richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn dann in „Akademikerball“ umtaufte.

Wegen Datum hagelte es Kritik
Dass der Ball heuer just am ersten Jahrestag des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stattfand, hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt. Hofer bedauerte dies bei seinem Eintreffen ebenfalls, bekräftigte aber, dass der Termin bereits vor dem Kriegsbeginn festgelegt worden sei. Für eine Überraschung sorgte, dass er mit dem Societylöwen Lugner an seiner Seite in die Hofburg einzog - die beiden seien seit ihrem Antreten bei der Bundespräsidentenwahl 2016 befreundet, erklärten sie vor Journalisten.

Wo war Kickl?
Nicht mit dabei war FPÖ-Chef Herbert Kickl. Er befindet sich auf Wahlkampftour für die Kärntner Landtagswahl und sei außerdem „generell kein großer Ballgeher“, hieß es aus der Partei im Vorfeld. Sonst waren durchaus zahlreiche aktive und ehemalige FPÖ-Politiker zu Gast - unter anderem FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, FPÖ-„Urgestein“ Andreas Mölzer oder FPÖ-Wien-Klubchef Maximilian Krauss. Auch Martin Sellner, Sprecher der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften „Identitären Bewegung“, war dabei.

Drinnen die Patrioten, draußen die Idioten“
Medien hatten zum Akademikerball nur eingeschränkt Zugang. Es sei „nur ein Ball“, meinte Rosenkranz in seiner kurz gehaltenen Ansprache - aber: „Es ist unser Ball“, nämlich der des Dritten Lagers. Deftiger legte seine Rede Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp an. „Hier tanzen Demokratie und Freiheit, draußen randalieren Extremismus und Kommunismus.“ In Richtung Journalisten sagte er - explizit zum Mitschreiben: „Drinnen die Patrioten, draußen die Idioten.“

Gemeint waren damit die - laut Organisatoren rund 3000, laut Polizei etwa 2500 - Demonstranten, die sich am frühen Abend beim Sigmund-Freud-Park versammelt hatten und dann zum Morzinplatz gezogen sind. Organisiert von der Plattform „Offensive gegen Rechts“ zog man unter dem Motto „Faschos aus der Hofburg schmeißen!“ durch die Stadt. 

Proteste verliefen weitgehend friedlich
Die Polizei war mit rund 1200 Beamten im Einsatz. Rund um die Hofburg wurde eine großräumige Sperrzone verhängt, um die beiden Gruppen voneinander abzuschirmen, wie die Polizei erklärte. Größere Ausschreitungen gab es laut Polizeisprecher Markus Dittrich keine. Es wurden lediglich ein paar kleinere pyrotechnische Gegenstände gezündet, was eigentlich verboten ist. Auch der Wiener Wirtschaftskammer waren bis zum Ende der Demonstration keine Schadensmeldungen bekannt.

Kritik an dem Ball und seinem Veranstaltungsort kam im Vorfeld von mehreren Seiten. Vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, hieß es in einer Stellungnahme: „Heute beschämen wieder verkleidete Kellernazis ganz Österreich.“

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