50 Fabrikate getestet

Sommerreifen-Test: Sieben knallhart durchgefallen!

Motor
21.02.2023 15:38

Seit 50 Jahren testet der ÖAMTC mit seinen Partnerklubs Reifen. Zum Jubiläum ist das Testfeld so groß wie nie zuvor: 50 Sommerreifen-Fabrikate, alle in der Dimension 205/55 R16 (verbreitet in der unteren Mittelklasse), wurden getestet. Erstmals flossen dabei erweiterte Umweltkriterien in die Bewertung ein. Sieben Exemplare fielen wegen schlechter Fahreigenschaften durch.

(Bild: kmm)

Dabei glänzt einer der schlechtesten Reifen sogar mit einem Bestwert bei der Laufleistung und dem zweitbesten Wert beim Reifenabrieb, doch mit der Note 5,5 auf Nässe mag man sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn man in den Regen kommt.

„Zwischen dem besten und schlechtesten Reifen bei Nässe lagen erschreckende 25 Meter Bremsweg. Das bedeutet, wenn das erste Fahrzeug mit den Continental PremiumContact 6 zum Stehen kommt, würde ein Fahrzeug dahinter auf den DoubleCoin DC99 noch mit rund 52 km/h aufprallen“, rechnet ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl vor.

Gleicher Hersteller, unterschiedliche Eigenschaften
Doch nicht nur bei Billigreifen zeigt sich die Diskrepanz zwischen Umwelt- und Fahreigenschaften. So schnitt der Premiumreifen Michelin e.Primacy in der Umweltwertung als Einziger „sehr gut“ ab - mit einer voraussichtlichen Reichweite von 71.500 km. Leider bringt das gleichzeitig nur „genügende“ Werte bei der Fahrsicherheit (Nässe) mit sich. Empfehlen kann man ihn also nicht.

Der bessere Allrounder ist hier der Primacy 4+, ebenfalls von Michelin. Er schneidet in der Umweltbilanz „gut“ ab - aber gleichzeitig auch bei der Fahrsicherheit. Positiv fallen hier auch der Goodyear Efficient Grip Performance 2 und mit Abstrichen der UltraContact von Continental auf. Der UltraContact gehört zu den zehn mit „gut“ bewerteten Pneus, fällt aber leicht in Sachen Nass-Fahreigenschaften ab.

Ein anderer Continental-Reifen erzielt die beste Fahrsicherheitsnote: 1,8 für den PremiumContact 6. Mit der Gesamtnote 2,0 führt er gemeinsam mit dem Goodyear Efficient Grip Performance 2 das Feld an. Zweit-fahrsicherster Reifen ist der Nokian Tyres Wetproof.

Pneu für Patrioten
Der österreichische Semperit Speed-Life 3 liegt bei der Fahrsicherheit auf nasser Fahrbahn im Spitzenfeld, mittelmäßige Trockeneigenschaften verhindern aber eine bessere Gesamtnote als 2,7.

Zu den mit der Gesamtnote „Gut“ bewerteten Kandidaten gehören neben den oben genannten noch Bridgestone Turanza T005, Falken ZIEX ZE310 Ecorun, Kumho Ecsta HS52, Hankook Ventus Prime4 und Nexen N’Fera Primus.

Finger weg von den Testverlierern!
Am unteren Ende der Testtabelle stehen sieben Fabrikate, die man trotz teilweise extrem geringem Preis nicht verwenden sollte - sie weisen gefährliche Fahreigenschaften auf:

  • Rotalla RH 01
  • Berlin Tires Summer UHP 1 G2
  • Lassa Driveways
  • Evergreen EH 226
  • Riken Road Performance
  • Double Coin DC99
  • Premiorri Solazo

Die Qual der Wahl
Die Ergebnistabelle hilft dabei, den individuell am besten passenden Reifen zu finden. Es ist immer in gewisser Weise ein Kompromiss. „Den perfekten Reifen gibt es nicht - aber viele gute und befriedigende“, zieht Steffan Kerbl Resümee. „Entscheidend ist das persönliche Fahrprofil. Der Preis sollte im Sinne der Sicherheit zweitrangig sein - ein deutlich kürzerer Bremsweg kann im Ernstfall entscheiden, ob es kracht oder nicht.“

Das wichtigste Kriterium müssen die Fahreigenschaften sein, insbesondere die bei Nässe. Auch wenn einem der Umweltschutz am Herzen liegt. Denn nichts ist nachhaltiger als unfallfreies Fahren.

Tipps für den Reifenkauf

  • Die vorgeschriebene Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 mm, man sollte jedoch bereits ab 4 mm wechseln.
  • Älter als acht Jahre sollte ein Reifen nicht sein.
  • Die richtige Dimension wählen (die erlaubten stehen in der Zulassung).
  • Preise bei den Händlern vergleichen, aber: Reifen nicht nach dem Preis, sondern nach den Eigenschaften auswählen.
  • Wichtigste Eigenschaft: Fahrsicherheit bei Nässe
  • Neue Reifen auf den ersten 200 km einfahren, ohne sie voll zu fordern.

Umweltaspekte verstärkt geprüft
Bei der „Umweltbilanz“ der Reifen finden sich einerseits bekannte Kriterien wie die prognostizierte Laufleistung, der Kraftstoffverbrauch oder auch das Geräusch. Neu sind hier Kriterien wie der Abrieb und das Gewicht eines Reifens sowie das Kriterium Nachhaltigkeit. Letzteres befasst sich vor allem mit den Produktionsstätten bzw. den dazugehörigen Zertifikaten, aber auch dem Reifen selbst. Hierbei wird betrachtet, ob es sich um einen Neu- oder einen runderneuerten Reifen handelt und ob am Reifen Produktionsrückstände vorhanden sind, die auf den ersten Kilometern unkontrolliert und unnötig in die Umwelt gelangen.

Zudem wurde im Rahmen des Tests eine Schadstoffanalyse aller 50 Testprodukte bezüglich Nitrosamine und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) durchgeführt. Ergebnis: In keinem Reifen wurden Schadstoffe entdeckt.

50 Jahre Reifentests im Dienste der Konsumenten
Seit 1973 wurden die Reifentests standardisiert (oben finden Sie Bilder, wie die Tests damals abliefen) und immer umfangreicher, die Messinstrumente präziser. Nicht zuletzt durch das Feedback dieser beliebten Tests haben auch die Reifenhersteller ihre Produkte über die Jahrzehnte deutlich verbessert. Schwarz und rund sind sie alle, rein äußerlich kann man einen guten Reifen nicht von einem schlechten unterscheiden. „Da liegt die Verlockung nahe, den billigeren zu nehmen. Nicht immer sind günstige Reifen schlecht und umgekehrt teure Reifen gut - hier können nur objektive Tests Klarheit bringen“, so das Fazit des ÖAMTC.

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(Bild: kmm)



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