Seit 35 Jahren kümmerten sich die Mitarbeiter vom „Blauen Ring“ aufopferungsvoll und liebevoll um Reptilien, Amphibien und Wirbellose, die niemand mehr haben wollte. Nun ist damit Schluss: Dem Verein wurde gekündigt. Man bedankte sich – doch ganz so freundlich dürfte das Ende nicht abgelaufen sein.
Eine Umstrukturierung im Wiener Haus des Meeres sorgt aktuell für Aufregung in der Tierschutzszene. Am 1. August gab es „einen Neustart“, wie es auf der Homepage heißt. Man übernehme ab sofort selbst die Auffangstation für verwaiste und ungeliebte Reptilien und Amphibien. Selbst, weil bisher 35 Jahre lang der Verein „Blauer Kreis“ jene aufopferungsvolle und liebevolle Arbeit auf einer Fläche von nur 55 Quadratmetern übernommen hatte.
„Wehmut“, doch so viel Wehmut dürfte nicht dabei gewesen sein
Der Verein hätte offenbar eigentlich einen Vertrag auf Lebenszeit für jene wertvolle Tierschutzarbeit gehabt. Man danke den bisherigen Mitarbeitern herzlich, Wehmut schwinge mit, heißt es weiter auf der Website. Doch die Vorgänge und der Abschied dürften laut „Krone“-Informationen nicht ganz so freundlich und dankbar abgelaufen sein, wie es nach außen heißt. Dass sich etwas ändern müsse, dürfte allen Beteiligten klar gewesen sein.
Spenden immer weniger, Sanierungsbedarf blieb
Denn Fakt ist, dass sich der „Blaue Kreis“ gänzlich über Spenden finanzieren muss, und Spenden – gerade für Tiere – in den letzten Jahren immer weniger werden. Dass der Betrieb mit meist um die 60 Pflegetiere in dem sanierungsbedürftigen Raum nicht mehr lange mit eigenen Mitteln aufrechterhalten werden konnte, lag also auf der Hand. Im Sommer soll das Ende jedoch schnell, aber sehr schmerzvoll vonstattengegangen sein.
Wurde Angestellten Maulkorb verpasst?
Offenbar wurde, wie die „Krone“ erfahren hat, dem Verein und seinen Angestellten von einem Tag auf den anderen gekündigt – mutmaßlich garniert mit einer Klagedrohung, sollten sie über die brisante Thematik sprechen.
Nach ein paar Wochen Frist, um einen Teil der Reptilien, Amphibien und Wirbellosen an neue, private Besitzer zu vermitteln, ist seit 31. Juli nun endgültig Schluss. Der Rest der Tiere verbleibt im Haus des Meeres, andere Pfleger kümmern sich vorerst darum. Zwei Bartagamen, zwei Wundergeckos, zwei Leopardengeckos, eine Königspython, eine Boa und ein Mauergecko warten laut „Krone“-Infos noch auf neue Besitzer.
Nach diesem bedeutenden Kapitel blicken wir nun mit Zuversicht in die Zukunft: Wir freuen uns auf die kommenden Jahre, in denen wir gemeinsam den Tierschutz im Haus des Meeres weiter stärken!
Auszug aus einem Homepage-Beitrag vom Haus des Meeres von Anfang August
Will Haus des Meeres die Auffangstation weiterführen?
Wie es nun weitergeht – auch, ob die in die Jahre gekommene Auffangstation grundsaniert oder gänzlich entfernt wird, wird sich zeigen. Auf „Krone“-Anfrage zu der Causa reagierte das Haus des Meeres wie folgt: „Die Übernahme erfolgte nicht aus Kritik an der bisherigen Arbeit, sondern war Teil einer strukturellen Neuausrichtung, die es uns ermöglicht, die Station organisatorisch, personell und fachlich direkt in das Haus des Meeres einzubinden.“
Auf der Website heißt es weiter, man wolle „die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahrzehnte fortsetzen und Tieren in Not einen Zufluchtsort auf Zeit und in weiterer Folge eine zweite Chance auf ein artgerechtes Zuhause geben“. Ob man den Auftrag des Tierschutzes dann aber auch wirklich so ernst nimmt, wie es jene Worte vermuten lassen, wird sich herausstellen. Die „Krone“ wird die Entwicklungen jedenfalls genau verfolgen.
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