Freunde sagen:

„Steffi und Samuel kamen aus verschiedenen Welten“

Chronik
14.02.2023 19:00

Mordopfer von Bad Leonfelden und Täter wohnten in Nachbarorten in Oberösterreich. Die jungen Mühlviertler kannten sich aber erst kurz und weil ihre soziale Herkunft so verschieden ist, fragen sich Freunde: „Warum waren die beiden überhaupt zusammen?“ Experten hinterfragen Spielsucht und Schizophrenie als mögliche Tat-Auslöser.

„Warum war Stefanie mit Samuel unterwegs? Die kamen doch aus verschiedenen Welten!“ In Schwertberg, der Heimatgemeinde von Stefanie R. (19) und im benachbarten Heimatort von Samuel Z. (18) ist diese Frage allgegenwärtig. Die beliebte HTL-Vorzeigeschülerin aus einer Unternehmerfamilie und der arbeitslose, finanziell schlechter gestellte Autofreak, den ehemalige Schulkameraden als „Opfer-Typ“ bezeichnen.

Bezeichnete sich selbst als spielsüchtig
Ein gemeinsamer Freund habe sie vor drei Wochen zusammengebracht. Als Samuel am Samstagabend Stefanie abholte, wussten die Eltern nicht, mit wem die Kinder wohin fahren. Dass Samuel, der im Dorfladen beim Gelddiebstahl gefilmt worden war, gerne im Casino in Tschechien war, war bekannt. Er selbst bezeichnet sich als spielsüchtig.

Dr. Kurosch Yazdi, Primar Suchtmedizin, Neuromed Campus (Bild: Dostal Harald)
Dr. Kurosch Yazdi, Primar Suchtmedizin, Neuromed Campus
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Wenn man an einer Sucht leidet, dann dreht sich alles nur noch um dieses Thema. Ob das Spielen, Trinken oder Kaufen ist, ist egal.

Kurosch Yazdi, Primar Suchtmedizin, Neuromed Campus

Litt unter Schizophrenie
„Das Wort Sucht darf man nicht leichtfertig verwenden. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die sich über Monate, meist Jahre entwickelt. Nur weil jemand eine Weile viel spielt und dabei viel verliert, ist er nicht gleich süchtig“, sagt Primar Kurosch Yazdi vom Neuromed Campus in Linz. Da bei Samuel eine Schizophrenie diagnostiziert ist, meint er: „Schizophrene sind nicht anfälliger auf Spielsucht als andere Menschen.“

Beatrix Lugmayer, Psychiatrie-Primaria in Vöcklabruck (Bild: OÖG)
Beatrix Lugmayer, Psychiatrie-Primaria in Vöcklabruck
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Schizophrenie betrifft ein Prozent der Bevölkerung. Betroffene erkennen sie noch schwerer als Außenstehende. Aber sie ist gut behandelbar.

Beatrix Lugmayer, Psychiatrie-Primaria in Vöcklabruck

Wegen der Erkrankung wird am Dienstag über U-Haft oder Anhaltung in der forensischen Psychiatrie entschieden. „Wer an Schizophrenie leidet, hat keine gespaltene Persönlichkeit und ist nicht automatisch gefährlich“, sagt Psychiatrie-Primaria Beatrix Lugmayer vom Spital in Vöcklabruck. Das Gehirn Erkrankter leitet zu viele Infos weiter. Dies führt dazu, dass Erkrankte oft Wahrnehmungen und Erlebnisse haben, die Umstehende nicht realisieren. Dazu sucht das Gehirn Erklärungen und findet oft abstruse Zusammenhänge, die für den Betroffenen aber logisch wirken. Konzentrations-, Angststörungen und Wahnvorstellungen sind mögliche Symptome.

Dass Samuel ausrastete, Stefanie im Streit schlug, aus dem Auto zerrte, als sie damit flüchten wollte, aber rückwärts im Schnee stecken blieb und er sie dann mit der Schneestange traktierte, sei nicht zwingend auf Schizophrenie zurückzuführen.

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