Bundesländerüberblick

Lehrermangel: Überstunden sollen es wieder richten

Österreich
02.09.2022 08:26

Der Mangel an Lehrkräften ist kein neues Problem, schon seit Jahren fehlen Pädagogen an allen Ecken und Enden. Verschärft wird nun die Lage durch die Pensionierungswelle, auch Teilzeit wird immer beliebter - ein Trend, der laut Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) so „nicht vorhersehbar“ war. Aber bleiben heuer Klassen aufgrund des Personalmangels leer? krone.at gibt einen Überblick.

Vorweg: In allen Klassen Österreichs soll laut APA-Rundruf in den neun Bundesländern der Unterricht gewährleistet bleiben. Richten sollen es Überstunden, aber auch Studenten.

  • In Niederösterreich etwa, wo im Frühjahr noch vor einem dramatischen Lehrermangel gewarnt wurde, können nunmehr laut Bildungsdirektion alle offenen Stellen besetzt werden. Personalreserve gibt es allerdings keine. Das liege auch daran, dass fast 50 Prozent aller Lehrkräfte Teilzeit arbeiten, weil sie berufsbegleitend noch ihr Masterstudium machen müssen. Engpässe bei fertig ausgebildeten Lehrern gibt es in Fächern wie Physik, Chemie, Biologie, Bewegung und Sport, Musik oder Bildnerische Erziehung. Damit alle Stunden gehalten werden können, würden auch Lehramtsstudierende eingesetzt und zudem Überstunden erbracht.
  • Auch aus dem Burgenland heißt es, dass für das kommende Schuljahr alle 290 offenen Stellen besetzt werden können. Dennoch würde man sich in den Volks- und Mittelschulen mehr Bewerber für Kroatisch, Mathematik, Englisch, Physik und Chemie sowie Musik und Zeichnen wünschen. Derzeit bekomme etwa jeder Bewerber für Kroatisch eine Anstellung, so die Bildungsdirektion.
  • In der Steiermark wird betont, dass abgesehen von kurzfristigen Ausfällen durch Krankenstände oder allgemeine Personalfluktuation die Unterrichtsstunden wie vorgesehen gehalten werden und genug Lehrerinnen und Lehrer in den Klassen stehen sollten. Sollte es dennoch Probleme geben, alle Stunden abzuhalten, werde man versuchen, das Beschäftigungsausmaß von bereits im Dienst stehenden Pädagogen mit deren Einverständnis zu erhöhen oder Personal anderer Standorte hinzuziehen. Zudem gebe es einen Pool von über 300 höhersemestrigen Studierenden.
  • In Oberösterreich geht man insgesamt ebenfalls davon aus, das erforderliche Personal für den Schulstart zu haben. Bei rund 11.800 Planstellen an den Pflichtschulen sind laut Bildungsdirektion derzeit noch rund 250 Stellen unbesetzt. Den größten Bedarf gebe es bei den Volks- und Mittelschulen, betroffen sind alle sechs Bildungsregionen. Gesucht werden vor allem Lehrer für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik, Chemie, Informatik sowie Bewegung und Sport. Teils fehlen in Volksschulen auch noch Klassenlehrerinnen und -lehrer. Wo zu wenig Personal vorhanden ist, wird versucht, das durch Überstunden anderer Lehrkräfte abzufangen.
  • „Wir gehen davon aus, dass an allen Schulstandorten der Unterricht gewährleistet werden kann“, wird auch in der Tiroler Bildungsdirektion versichert. Mit Ende August waren hier 142 Stellen noch nicht besetzt. Engpässe gibt es am ehesten in Volks- und Mittelschulen, regional betrachtet in den Bezirken Innsbruck-Stadt, Innsbruck-Land und Kufstein. Betroffene Fächer sind laut Bildungsdirektion in erster Linie Mathematik, Englisch, Deutsch und Bewegung und Sport. Um an allen Standorten den Unterricht sicherzustellen, setzt die Bildungsdirektion auf Überstunden, eine einvernehmliche Erhöhung des Beschäftigungsausmaßes von Teilzeitkräften und die Anstellung höhersemestriger Lehramtsstudierender.
  • In Salzburg sind derzeit nur 1,2 Prozent des Stellenplans nicht gedeckt. „Wir können solche Situationen bewältigen“, wurde betont. Konkret sind im Pflichtschulbereich von den 4400 Planstellen 74 im Ausmaß von 1200 Wochenstunden aktuell vakant, wobei aber noch laufend Bewerbungen einlangen. Vor allem an Volksschulen werden im gesamten Bundesland noch klassenführende Lehrerinnen und Lehrer gesucht, an den Mittelschulen gibt es bei den Hauptfächern Personalbedarf. Damit auf jeden Fall alle Stunden gehalten werden können, werde ein Großteil mit Überstunden bewerkstelligt. „Es werden aber auch Studierende und Pensionisten und Pensionistinnen eingesetzt.“
  • In Kärnten wird davon ausgegangen, dass im Pflichtschulbereich „fast alle“ Posten besetzt werden können. Von den rund 280 ausgeschriebenen Stellen, bei denen die Bewerbungsfrist schon abgelaufen ist, wurden rund 250 bereits besetzt. Die meisten Probleme bei der Personalsuche gibt es im Pflichtschulbereich in Oberkärnten mit seinen vielen Klein- und Kleinstschulen. In Mathematik, Physik und im Minderheitenschulwesen ist es in ganz Kärnten schwierig. Um bei Krankenständen Ausfälle besser kompensieren zu können, setzt die Bildungsdirektion an Volksschulen auf „springende Lehrpersonen“. An den Bundesschulen sind von 180 ausgeschriebenen Stellen noch 17 unbesetzt.
  • Aus Vorarlberg waren bisher keine Zahlen zu bekommen, zuletzt wurde aber bereits die Personalsuche jedoch als größte Herausforderung im Bildungsbereich in ihrem Bundesland bezeichnet. Was die Besetzung offener Posten im kommenden Schuljahr angeht, zeigte sich Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink zwar vorsichtig zuversichtlich, betonte aber auch, die Situation nicht schönreden zu wollen.
  • Auch aus Wien werden mit Verweis auf den noch laufenden Aufnahmeprozess keine Zahlen genannt. „Es steht außer Zweifel, dass alle Stunden gehalten werden, die laut Lehrplan zu unterrichten sind“, heißt es aus der Bildungsdirektion. Besonders eng ist es in Mittelschulen, AHS und Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) in Fächern wie Physik, Chemie, Mathematik, Informatik, Sport für Mädchen und in Musik. Außerdem werden in der Volksschule ausgebildete Bewerber gesucht, hier ist laut Bildungsdirektion auch der Wunsch nach Teilzeitbeschäftigung ein Thema. Nach Möglichkeit sollen auch nicht weniger Lehrerinnen und Lehrer in der Klasse stehen als eigentlich vorgesehen, wird betont.
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt