Anwältin zeigt auf

Kinderrechte: Es liegt noch einiges im Argen

Tirol
13.08.2022 18:00

Der Schutz und die Rechte von Kindern sind in unserer Verfassung verankert. In der Praxis liegt noch einiges im Argen. Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser zeigt auf, wo es in Tirol immer noch fehlt. Es gibt beschämend viele Lücken im System.

Tirols Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser hält mit ihrem wachsenden Zorn nicht hinterm Berg. Es ist der Groll darüber, „dass auf die Rechte von Kindern immer wieder vergessen wird“. Zuletzt sei dies in der Pandemie geschehen. Besuchsrechte wurden missachtet, das Recht auf Bildung teilweise nicht eingelöst, Schutz vor Gewalt vernachlässigt.

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Es wäre schön, wenn Kinder so einen hohen Stellenwert bekämen wie der Tourismus

Tirols Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser

Eindeutige Botschaft an die künftige Landesregierung
Knapp 4200 Kontakte verzeichnete Harassers Team im Vorjahr, 2020 waren es 4900. Den Rückgang erklärt die Kinderanwältin unter anderem mit Zugangsbeschränkungen in Schulen und Kindergärten. Vor den Landtagswahlen und wohl als Botschaft an die künftige Regierung legte Harasser am Freitag nicht nur den Tätigkeitsbericht vor, sondern auch eine Liste mit den Lücken im Tiroler Hilfsnetz für Kinder.

Zu wenig Hilfe für Familien in Notsituation
„816 Kinder und Jugendliche sind in Tirol fremduntergebracht. Die Zahl könnte deutlich geringer sein, wenn wir Familien in Notsituationen rascher unterstützen“, ist die Jugendanwältin überzeugt. Fremdunterbringung werde zu wenig evaluiert, Unterstützungspersonal fehle, kritisiert Harasser.

Für 90 Kinder fehlt ein Therapieplatz in der Jugendpsychiatrie
Psychotherapie auf Krankenschein ist Mangelware. Zudem warten 90 Tiroler Kinder auf einen Therapieplatz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Harasser verweist auf die jahrelange Forderung nach ambulanten Betreuungsteams und speziellen Familienzentren in allen Bezirken.

Fehlende Inklusion von behinderten Kindern in Schulen
Mit 53,5 Prozent ist Tirol nach Wien Schlusslicht bei der Inklusion von Kindern mit Behinderung in Schulen. „Der Bezirk Reutte ist die Ausnahme. Dort gelingt Inklusion. Warum nicht überall?“, fragt Harasser. 

Gewaltprävention in Vereinen kaum Thema
Immer wieder werden Fälle von Übergriffen in Ferienlagern, Sportvereinen oder Schulen öffentlich. „Es fehlen Kinderschutzkonzepte“, konstatiert Juristin Simone Altenberger. Sie plädiert für mehr Kontrolle durch eine Anzeigepflicht und eine verpflichtende Strafregisterbescheinigung für Jugendbetreuer.

Teuerung: Harasser fordert gezielte Unterstützung für Kinder
Vor dem Hintergrund der Teuerung fordert Harasser auch gezielte Maßnahmen gegen Kinderarmut, „nicht fördern nach dem Gießkannenprinzip“.

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