Ein Jahr danach

Eine Siedlung gemeinsam gegen Schlamm und Dreck

Salzburg
07.08.2022 10:00
Vom Unwetter ist in der Reinbach-Siedlung ein Jahr danach kaum noch etwas zu erahnen. In den Köpfen der Bewohner hat das August-Gewitter aber Spuren hinterlassen.

Ursula Schober wollte ihr Auto aus der Tiefgarage retten. Schnell musste sie einsehen, dass das zwecklos ist. Stattdessen stand sie auf einmal selbst bis über die Hüfte im Wasser. Sie kämpfte sich mühsam in Sicherheit. Das war vor einem Jahr. Auto hat die alleinstehende Pongauerin Mitte 60 bis heute keines.

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Ich habe noch schnell versucht mein Auto zu retten. Ohne Allrad hatte ich aber keine Chance. Ich habe Glück im Unglück gehabt. Fast hätte es mich davon geschwemmt.

Ursula Schober, Bewohnerin

Der späte Nachmittag des 16. August vergangenen Jahres ist für die 2000 Bewohner im St. Johanner Ortsteil Reinbach bis heute ein einprägsamer geblieben: Geschlossene Fenster springen aus den Angeln, das Wasser schießt von allen Seiten daher. Ein plötzlich aufziehendes Gewitter mit Starkregen und gewaltigen Sturmböen lässt kleine Bäche vom Hang anschwellen, überfordert das Kanalsystem der Siedlung. Plötzlich steht das Wasser auf der Straße, rinnt in jede Ritze, jede Senke. Die sechs Häuser im Herzen Reinbachs werden am stärksten getroffen, die gesamte Tiefgarage und der Keller füllen sich fast bis zur Decke mit Wasser, Schlamm und Dreck.

Ursula Schober hatte bereits 180 Kilo Holz für den Winter eingelagert, warme Kleidung und ihre Sportsachen waren im Kellerabteil. Alles war voller Dreck und Schlamm. Knapp einen Meter hoch. Und kaputt.

Gefrorene Eierschwammerl wurden an Helfer verkocht
Ein Jahr danach ist Schober, bis auf das fehlende Auto, frohen Mutes. Einzig wenn Gewitter angekündigt sind, ist sie angespannt. Jedem in der Siedlung geht es ähnlich.

Sie und ihre Nachbarin Eva Robnik wohnen seit 35 Jahren hier. Erst das Unwetter und die Aufräumarbeiten haben sie zusammengeschweißt. „Egal ob alter oder neuer Bewohner, Österreicher oder Ausländer, alle haben mit angepackt“, erklärt Robnik. Sie war es auch, die die Helfer nach der Katastrophe verköstigte. In ihrer zerstörten Gefriertruhe waren Eierschwammerl. Sie kochte Gulasch mit Knödel, am nächsten Tag gab es Schnitzelsemmeln.

Die Aufräumarbeiten dauerten Wochen. Alles war voller Schlamm. Die Autos in der Garage waren ein Totalschaden. Familie Robniks Auto war erst sieben Monate alt. Die Bewohner der Siedlung befüllten zig Container mit ihren kaputten Sachen aus dem Keller. Erst heuer, vor wenigen Wochen, wurden im Keller die Wände gestrichen, die Türen und Boden getauscht. Die Farbe ist noch frisch.

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