Über die Zukunft von Ministerin Schramböck

Einen schönen Dienstagabend.

TikTok ist für mich eine rätselhafte Welt, wohl deshalb, weil ich längst nicht mehr zur Zielgruppe gehöre, die irgendwo zwischen Fötus und Vorpubertät angesiedelt sein dürfte. Und so ist es keine Überraschung, dass ich auch das Video von Katharina von der Volkspartei Niederösterreich nicht verstehe, das derzeit in sozialen Medien die Runde macht. Darauf zu lesen ist: „Was nur am Landesparteitag Sinn ergibt“, und wer jetzt Hintergründiges erwartet, wird enttäuscht sein, denn zu sehen sind alltägliche Szenen, die auch bei allen anderen Veranstaltungen auf diesem Planeten Sinn machen: Katharina vor einem Schild, auf dem P wie Parkplatz steht; Katharina bekommt ein Eintrittsband; Katharina bei der Akkreditierung; Katharina vor einer Fotowand, die einem Gouda nachempfunden zu sein scheint; Katharina setzt sich auf einen handelsüblichen Sessel; Katharina auf einer Bühne. Untermalt ist diese Szenerie mit dem Lied „Luna Mezzo Mare“ von Louis Prima & Keely Smith. Hier kommen wieder die TikTok-Regeln ins Spiel, die ich aufgrund meines biblischen Alters nicht zu verstehen imstande bin: Katharina schnippt ständig mit den Fingern, pausenlos und in jeder Einstellung, sie schnippt neben einem Mann, der auch schnippt, sie schnippt neben dem Gouda-Fotografen, beim Hinsetzen, immer wieder wird geschnippt, geschnippt, geschnippt und mit den Armen herumgefuchtelt als hätte die Bezaubernde Jeannie einen Tobsuchtsanfall.

Ich würde gerne einen Experten oder eine Expertin zur Sinnhaftigkeit dieses Videos befragen - kurz habe ich an ÖVP-Ministerin Margarete Schramböck gedacht, aber mit der Digitalisierung scheint die Digitalisierungsministerin zunehmend auf Kriegsfuß zu stehen. Zuletzt wurde sie sogar dabei fotografiert, wie sie das Internet ausgedruckt hat. Bei einer Pressekonferenz hat Schramböck doch tatsächlich ihren soeben präsentierten digitalen Aktionsplan auf Karton drucken lassen und in die Höhe gehalten wie die Chauffeure, die am Flughafen auf ihre Kunden warten. Schramböck als Erfinderin des Digitalanalogen, nicht auszuschließen, dass sie ihre nächste Pressekonferenz in der Tropfsteinhöhle Alland abhält, um ihren Aktionsplan direkt an die Wand zu malen. Nicht zu vergessen auch ihr Kaufhaus Österreich, in dem alles möglich war, selbst Alpakastreicheln, nur nicht das Erwerben von Waren. Afrika ist ihrer Meinung nach ein Land, ein schönes immerhin, und Putin könne einen SWIFT-Boykott mit Erlagscheinen umgehen - vorausgesetzt er hat in Russland andere Banköffnungszeiten als wir hier in Österreich.

Nun steht Margarete Schramböck vor der Ablöse, schreibt heute der „Kurier“ - vielleicht hat Schramböck die Gerüchte auf Myspace schon dementiert, jedenfalls soll die Tiroler Unternehmerin Martha Schultz übernehmen, die sich allerdings noch ziert, wie es in dem Bericht heißt. Ich habe mir heute die Homepage ihrer Gruppe angesehen, sie dürfte nicht auf einem 8-Bit-Heimcomputer von Atari programmiert worden sein, was Hoffnung macht. Margarete Schramböck wird den Verlust des Amtes überstehen, sie kann ja in „Second Life“ immer noch Digitalisierungsministerin bleiben.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.