„Krone“-Interview

Mavi Phoenix: „Nichts ist in Stein gemeißelt“

Wien
24.02.2022 06:00

Mit Songs wie „Quiet“, „Love Longtime“ oder „Aventura“ hat sich Mavi Phoenix über die Jahre eine wirkungsvolle Karriere im Indie-Hip-Hop-Sektor aufgebaut. Vor zwei Jahren begann die Transition von Frau zu Mann und damit einhergehend hat sich auch der Sound verändert. Auf dem zweiten Album „Marlon“ klingt Marlon Nader, so Phoenix bürgerlicher Name, poppiger, offener und sanfter. Ein Gespräch über lebensrettende Veränderungen, Selbstliebe und das Glück, ein Teil des Wandels zu sein.

In den Wirren der Corona-Pandemie und des ersten Lockdowns ging Mavi Phoenix‘ Debütalbum „Boys Toys“ im April 2020 leider etwas unter. Für den dahintersteckenden Künstler Marlon Nader war das rückblickend aber kein großes Problem, denn zu dieser Zeit begann seine Transition zum Mann, womit sich auch Stimme und Songwriting verändert haben. Das zweite, schlicht „Marlon“ betitelte Werk beruft sich nun weniger auf die bloße Veränderung des Künstlers, sondern vielmehr darauf, was er seither alles erlebt und wie sich die Dinge verändert haben. Mavi Phoenix anno 2022 bedeutet mehr Liebe, mehr E- und Akustikgitarren und mehr tiefgehende Offenheit. Im Interview erklärt uns Marlon, warum er jetzt seine sanfte Seite entdeckt und wie sich das Projekt Mavi Phoenix künftig entwickeln wird.

„Krone“: Marlon, dein Debütalbum „Boys Toys“ erschein mitten im allerersten Lockdown und verpuffte dadurch etwas. War der Veröffentlichungstermin in der Nachbetrachtung unglücklich gewählt?
Marlon Nader: Der Releasezeitpunkt war sicher nicht ideal, aber ich bin froh, dass ich ihn nicht verschoben habe. Kurz darauf änderte sich bei mir so viel, dass das Album gar nicht mehr zeitgemäß gewesen wäre. Ich war sehr froh, dass dieses Kapitel abgeschlossen war. Ich war dadurch frei und konnte mich stärker auf mich konzentrieren. Ich wusste, dass es das letzte Projekt mit meiner alten Stimme sein würde und ich war erleichtert, als es dann fertig war.

Dein Outing zur Transperson war schon auf „Boys Toys“ ein tragendes Element.
Absolut. Ich habe auf „Boys Toys“ erstmals realisiert, was das Transgendersein für mich und überhaupt heißt. Ich hatte vorher keine Berührungspunkte damit. Das neue Album „Marlon“ dreht sich darum, wie es mir damit geht und wie ich damit lebe.

Und welche Schlüsse hast du mit dem Album daraus gezogen?
Ein Mann zu sein ist nicht allzu glamourös. (lacht) Der ganze Prozess war für mich sehr schön. In den Spiegel zu schauen und sich wiederzuerkennen. Man geht meist viel gefestigter und selbstbewusster durchs Leben, aber das stimmt nicht immer. Es ist nicht so, dass ich Hormone nahm und die ganze Zeit gut drauf war. Ich wollte auf dem Album bewusst nicht so viel über das Transsein reden, es geht mehr um Alltags- und Liebesgeschichten. Wie es mir mit Beziehungen zu Frauen als heterosexueller Mann geht. Das ist ja doch ein großer Unterschied zu früher.

Du hast dich einerseits für die Hormonbehandlung und andererseits für den Albumprozess eine Zeit lang sehr stark zurückgezogen. Kam dir die Pandemie da gerade richtig?
Anfangs habe ich die Zeit wirklich dazu genützt, mich zurückzuziehen. Ich war nicht mehr auf Social Media, sondern habe mich um meine Musik und mich gekümmert. Jetzt reicht es dann aber auch mal mit der Pandemie. (lacht)

Themenbereiche wie Liebe und Zwischenmenschlichkeit waren bei dir früher nie ein großes Thema.
Ich habe mich brav an alle Regeln gehalten und draußen nicht viel erlebt. Aber dafür mit mir selbst und innerlich. In der Pandemie war es mit dem Dating nicht so einfach. Ich habe mich als Marlon das erste Mal auf Tinder angemeldet und die Leute wussten gar nicht, wer ich bin. Die nicht wussten, wer Mavi Phoenix ist. Aus diesen Geschichten entstanden einige Songs.

Hat Tinder deine Erwartungen erfüllt, oder war es ganz anders, als du dir das ausgemalt hast?
(lacht) Man muss die ganze Sache humorvoll sehen. Wenn man verzweifelt auf der Suche ist, ist man dort falsch. Es sind schon auch coole Leute dabei, aber vielleicht sollte man nicht zu viel davon erwarten.

Welchen Stellenwert hat die Musik für dich in emotionaler Hinsicht? Einerseits als Fan, andererseits als Songwriter und Musiker selbst.
Gute Frage, denn Musik ist für mich extrem therapeutisch. Wenn ich mir für einen Song Zeit nehme, geht es mir danach immer viel besser. Die Texte, die aus mir rauskommen, reflektieren immer jenes, über das ich denke und das ich erlebe. Alle Songs sind aus dem Leben gegriffen. Das Musikmachen gehört zu mir dazu, es ist ein Teil von mir. Ich sehe es auch nicht als Arbeit an.

Kannst du dich jetzt, in dieser völlig neuen Phase deiner Karriere, mit den Texten und Liedern der alten Mavi Phoenix noch identifizieren?
Das ist schwierig, auch für mich selbst. Ich identifiziere mich schon noch mit den Songs, aber nicht so sehr wie früher. Für mich ist es ein Teil meiner Vergangenheit und dazu stehe ich auch. Ich finde nicht alles supercool, aber so geht es jedem. Ich muss noch an mir selbst arbeiten, damit ich mit der Vergangenheit klarkomme. Meine Geschichte kann jeder im Internat nachschauen. Die ist nicht änderbar und jeder kennt sie. Es passt auch so und ich wehre mich nicht dagegen. Die Songs klingen live jetzt anders, aber die Vergangenheit ist kein Tabuthema.

Schon allein deine neue Stimme verändert alte Songs ja fundamental. Haben diese Songs für dich jetzt neue Ebenen?
Sie sind ja fast wie Coverversionen. (lacht) Der Rap-Song „12 Inches“ von „Boys Toys“ macht erst jetzt mit meiner neuen Stimme Sinn. Andere Songs wie „Love Longtime“ leben von der extrem hohen Stimme von früher. Das werde ich auch irgendwie lösen, aber es klingt heute anders. Aber ich habe en Song geschrieben und er ist genauso ein Teil von mir.

Hast du einen Song wie „12 Inches“ eigentlich schon für deine Zukunft komponiert? Mit der tieferen Stimme in deinem Kopf?
Ich gehe heute ganz anders an die Songs ran. Ich habe mein Hirn schon umprogrammiert, aber früher war es darauf eingestellt, dass die Stimmbandmuskeln auf gewisse Art und Weise eingestellt waren. Heute komme ich auf tiefe Töne, die mir völlig unbekannt waren. (lacht) Mit dem Laptop schreiben und an Sounds basteln, das ist gleich wie früher. Aber das Singen und Rappen ist ganz anders.

Deine Transition hast du in einem Statement als „lebensrettend“ bezeichnet. Das hört man dem Album in positiver Art und Weise sehr gut an. Es ist schwungvoll und lebensbejahend.
Deshalb heißt es „Marlon“. Ich war immer jemand, der gerne gelebt hat und deshalb hat es mich auch wie ein Zug getroffen, als ich realisierte, dass etwas Gröberes nicht passt. Wenn alles keinen Sinn mehr macht oder man glaubt, es geht nichts weiter, ist das hart zu verarbeiten. Umso schöner ist es, wenn man sich selbst nicht aufgibt und sich überlegt, was man vom Leben will. Bei mir war es, ein Mann zu sein. Es geht, also habe ich es gemacht. Man muss immer darauf schauen, was einem guttut und darf keine Angst davor haben, dass andere das blöd finden. Das wird nämlich höchstwahrscheinlich immer irgendwo so sein.

Hast du denn wirklich Anfeindungen mitbekommen? Im Netz darf man sowieso nicht so genau nachlesen…
Es war eigentlich nicht so schlimm. Es kommen schon vereinzelt Dinge daher, die einfach nicht okay sind. Einer schrieb mir „warst du nicht letztens noch ein Weib?“. Das ist halt komisch, aber es ist nicht so arg. Ich merke schon, dass es bei meinen Followern und Fans nicht so leicht zu verdauen ist. Mir folgen heute mehr Frauen als Männer. Früher war das andersrum.

Du bist früher schon sehr stark für Feminismus und Empowerment eingestanden. Hat sich das nun in der Wahrnehmung der Musikszene verändert? Nimmt man dir das als Mann auch noch so ab?
Das glaube ich schon. Wenn man eine Frau im Rap ist, wird man immer darüber ausgefragt, heute ist das kaum mehr so. Es ist aber schon okay. Es sollen ruhig Frauen darüber reden, ich bin auf jeden Fall noch immer Feminist. Es ist Fluch und Segen zugleich, dass ich weiß wie es ist als Frau und als Mann durch die Welt zu gehen. Da gibt es Unterschiede und die meisten sind unfair, weil sie zu Ungunsten der Frau ausfallen. Früher war mir in meiner Haut nicht so wohl, wenn ich um Mitternacht wo spazieren gegangen bin. Heute merke ich, dass Frauen oft automatisch die Straßenseite wechseln, wenn ich als Mann um diese Zeit des Weges komme. Ich kenne das Gefühl, aber da merkt man so richtig, wie sich die Dinge unterscheiden.

„Marlon“ hat viel mehr Gitarren und Pop-Elemente, der Hip-Hop wurde zurückgeschraubt. Hat sich diese musikalische Generalüberholung aus der vielen Zeit ergeben, die du während der Pandemie hattest?
Ich habe die persönliche Veränderung schon auch dafür genutzt, einen musikalischen Neustart zu machen. Welche Musik wollte ich schon immer machen? Es war nie strikt nur Hip-Hop oder Pop. Ich habe immer Vieles einfließen lassen und im Endeffekt habe ich mich im Lockdown extrem mit der Gitarre beschäftigt. Dieses Instrument hat mir extrem viele Türen geöffnet.

Schon der Opener „Only God“ zeigt eine von dir in dieser Form nicht gekannte Offenheit zu den Themen Liebe und Beziehungen. War es nicht schwierig, die eigenen Gefühle so nach außen zu stülpen?
Ich fühle mich mit dem Thema heute viel wohler. Früher lief das mehr mit angezogener Handbremse, ich konnte mich nicht überwinden. Ich wollte wahrscheinlich auch nicht als Frau gesehen werden, die über Liebe singt. So habe ich eher die toughe Karte ausgespielt, aber das habe ich heute nicht mehr nötig. Es war aber schon ein langer Nachdenkprozess, ob ich wirklich über Liebe schreiben sollte.

„Just An Artist“ gibt einen tieferen Einblick in dein fragiles Seelenleben. Spürst du diese Unsicherheiten immer wieder, wenn du kreativ bist? Gibt es die Angst vor dem Veröffentlichen eines Produkts oder Songs?
Ich bin mir wirklich nie sicher, ob etwas gut ist oder nicht. Man muss einfach das machen, was man gut findet. Dieser Song entstand, als ich persönlich in einer sehr unsicheren Phase war. Es war der Start der Hormontherapie, dazu kam Corona und ich habe mich überhaupt nicht mehr ausgekannt. Ich jammere sehr viel in dem Song und finde alles furchtbar, aber das habe ich gebraucht. (lacht) Künstler sind immer unsicher. Einerseits findet man sich besser als jeder andere, im nächsten Moment will man am liebsten alles kübeln, was man erschaffen hat.

Der Songtitel könnte auch implizieren, dass man sich einfach nicht so wichtig nehmen sollte, weil man ja eh nur ein Künstler ist.
So ist es. Ich bin nur ein Künstler und komme mit meinen Emotionen eh nicht klar.

Im Song kommt auch vor, dass du es hasst, verliebt zu sein. Liegt der Betrachtung eine schlimme Tinder-Erfahrung zugrunde?
Es ist der „Ghosting-Touch“. Wenn Leute plötzlich nicht mehr zurückschreiben und verschwinden. Auch das habe ich erlebt.

„So Happy I’m Useless“ ist ein sehr bittersüßer Song, aber der Sound ist luftig und warm. Ein Gegensatz, den du offenbar sehr liebst.
Ich habe etwas in mir, dass mir sagt, dass der Text ein bisschen härter sein muss, wenn der Sound schon so luftig ist. Ich erlebe unschöne Themen, wie jeder andere auch, und verarbeite diese Probleme mit dem Songschreiben. Das Niederschreiben ist notwendig, um aus der Spirale rauszukommen.

Wie weit gehst du in Songs nach außen? Wo setzt du dir, trotz all der Offenheit, doch noch inhaltliche Grenzen?
Wenn mir ein Text unangenehm wird, dann spüre ich das schnell und will damit auch nicht rausgehen. Es gibt auf jeden Fall eine Grenze. Es gibt den Mavi Phoenix aka Marlon und es gibt auch Marlon als Privatperson, und der ist genauso wichtig. Da muss ich auch darauf achten, dass nicht alles nach außen dringt.

Wie unterscheiden sich die reale Person und jene, die die Musik transportiert?
Ich weiß es gar nicht. Es ist ein extrem wichtiges Thema für mich. Nach „Boys Toys“ ging ich in meine Transition und habe an „Marlon“ geschrieben. Der ganze Prozess hat das Album begleitet, weshalb ich mich jetzt auf eine Phase freue, in der ich nur Privatperson bin und mir die Zeit nehme, meine Identität zu finden. Ich habe mich extrem auf meine künstlerische Identität konzentriert, aber die private ein bisschen vernachlässigt. Es gilt jetzt herauszufinden, wer Marlon ist und was er gerne macht.

War es auch mal ein Thema, statt unter Mavi Phoenix nun als Marlon Phoenix in die künstlerische Öffentlichkeit zu treten?
Das war auch ein Thema und darauf habe ich noch immer keine Antwort. Ich will nicht verwirrend sein und klar kommunizieren, dass ich nicht mehr bin, wer ich mal war. Ich habe mich aber gleichzeitig dagegen entschieden, weil es für mich wichtig ist, mit der Vergangenheit Frieden zu schließen und den Leuten zu zeigen, dass ich jetzt eine Transperson bin. Es ist auch nicht schlimm, dass ich vorher anders war, denn der Mensch ist derselbe.

Hat das nicht auch wirtschaftliche Gründe? Dass man eine Marke wie Mavi Phoenix nicht einfach so in den Wind schießt?
Das spielt natürlich auch ein und ist kein so schöner Prozess. Ich habe als Frau früher schon viel erreicht, aber ich will noch viel mehr erreichen. Deshalb passt das auch mit Mavi Phoenix.

Hast du die Überlegungen, wie du als private Person heute bist, der künstlerischen komplett untergeordnet?
Ich merke einfach, dass bei mir alles sehr verschwimmt und ich klare Grenzen ziehen muss zwischen Privatperson und Kunstfigur. Du stellst mir hier eine Frage und ich weiß keine Antwort darauf, das ist eigentlich arg genug. Wenn man so persönlich ist wie ich und direkt aus dem eigenen Leben erzählt, dann wird die Unterscheidung natürlich schwierig.

Was bedeutet für dich Erfolg? Wie kannst du ihn messen oder erleben?
Wenn ich merke, die Leute hören die Musik und sie interessiert sie, das ist Erfolg. Ich sehe mich in erster Linie als Musiker und alles andere ist eine nette Beigabe. Man kann heute alles stark an Zahlen messen, aber auch die sind oft verfälscht. Die Leute kaufen sich Klicks und Follower, auf Spotify bist du davon abhängig, in welche Playlists deine Songs kommen. Es ist sehr schwierig Erfolg zu messen. Einerseits siehst du ihn klar, andererseits ist er schwer definierbar. Deshalb sind mir Livekonzerte so wichtig. Ich stehe dann am Merchstand und die Leute erzählen mir, wie sie meine Musik sehen oder auffassen. Dieses direkte Feedback ist das allerschönste.

Überlegst du dir beim Komponieren von Songs auch, ob sie Spotify-tauglich sind? Kommt man daran überhaupt noch vorbei?
Mich nervt das Streamingkonzept. Ich nutze es natürlich selbst und finde es cool, dass man auf jede Musik so schnell zugreifen kann, aber man darf sich nicht zu sehr davon versklaven lassen. Ich will nicht daran denken, ob ich in dieser oder jener Playlist lande. Ich will auch nicht daran denken, ob ich ein sehr kurzes Intro mache, nur weil es Spotify mag. Wo kommen wir da hin? So sehr darf man sich nicht davon einlullen lassen.

Ein innerer Erfolg wird wahrscheinlich auch sein, wenn du im stillen Kämmerchen beim Komponieren spürst, dass du gerade eine richtig starke Nummer aus dem Ärmel geschüttelt hast.
Das ist absolut richtig. Die neuen Songs seit „Boys Toys“ gefallen mir selbst so gut, dass ich mich noch mehr darüber freue, wenn die Leute darauf anspringen. Und wenn eine Nummer nicht so gut funktioniert, dann finde ich sie selbst noch immer genial.

Eine dermaßen zarte und fragile Nummer wie „Accountable“ hätte ich dir vor ein paar Jahren auch noch nicht zugetraut.
Sehr cool. Da geht mir das Herz auf, wenn das so ankommt. Den Song schreib ich kurz vor Weihnachten 2020. Am 23. Dezember. Ich habe ihn einem Freund geschickt und er gab mir sehr gutes Feedback. Es war einer dieser Momente, wo es einfach geklickt hat. Die kommen immer wieder mal vor und das ist eigentlich das Schönste. Nicht, wenn man seit zwei Tagen dasitzt und sich abquält, sondern wenn es wie von selbst rausfließt. Man muss sich auch die Zeit nehmen, um zu leben, damit man eben über das Leben schreiben kann. In diesem Song bin ich sehr klein. Ich habe vielleicht Dinge nicht so gut beendet, wie ich hätte sollen. Es geht um das Gefühl, dass mich mal jemand in die Schranken weist oder mir sagt, so geht es einfach nicht. Manchmal brauche ich das und diesen Vibe habe ich hier ausgedrückt.

„Moon“ dreht sich um die vielen Oberflächlichkeiten in Beziehungen und auch in sexueller Hinsicht. Etwas, dass durch soziale Medien und Datingprofile auch immens verstärkt wurde. Steckt da auch eine eigene Geschichte dahinter?
Der Song ist eine Momentaufnahme. Wie gibt es das, dass man mit jemanden zusammen ist, Intimitäten austauscht, aber nicht offen miteinander reden kann. Viele Leute sind so, aber ich packe das überhaupt nicht. „Moon“ ist ein Song, der sich danach sehnt, so richtig verliebt und zusammen zu sein, aber manchmal geht es einfach nicht.

Wer ist dieser „Giuseppe“, dem du das gleichnamige Instrumental auf dem Album gewidmet hast?
(lacht) Ich fand es cool, dass das Album „Marlon“ heißt und dann gibt es noch „Giuseppe“. Es geht darum einfach sein zu können, wer man will. Nichts im Leben ist in Stein gemeißelt. Wandel ist das natürlichste im Leben. Die Natur und die Erde wandeln sich auch dauernd. Viele bezeichnen Transpersonen als unnatürlich, aber unnatürlich ist es viel mehr, immer nur festgefahren stecken zu bleiben.

Gibt es einen roten Faden, der sich durch alle Songs auf dem Album zieht? Sie miteinander verbindet?
Der rote Faden ist der Albumtitel. Es sind Geschichten aus der Transitionsphase, wo es mir am wichtigsten war, Marlon zu werden und zu sein. Es sind einfach Geschichten aus seinem Leben.

Deine Songs sind mehr als viele andere von anderen Künstlern oft klare Zeitdokumente deines Lebens. Läufst du damit Gefahr, dich irgendwann nicht mehr damit verbinden zu können?
Es gibt sicher Nummern, wo das Gefühl stärker ist und andere, wo es weniger stark vorhanden ist. Bei „Leaving“ oder „Nothing Good“ weiß ich ganz genau, wann und warum ich den Song geschrieben habe. Aber es sollte sich schon jeder darin finden können. Ginge es nur um mich, könnte ich auch einfach Tagebuch schreiben. Ich weiß, dass sich viele Leute mit solchen Nummern identifizieren können und das finde ich sehr schön.

Was ist für dich persönlich der wichtigste Song auf „Marlon“?
Schwierig. „Nothing Good“ ist ganz vorne dabei. Den gibt es zwar schon lange, aber als er entstand, war das für mich wie ein Erwachen. Es war einer der ersten Songs, die ich alleine auf der Gitarre schrieb. Es war ein neuer, anderer Sound. Ich werde meinen Sound wohl nie so ganz finden. Der Weg ist das Ziel. Mavi Phoenix ist für mich eine Überraschungstüte. Ich weiß überhaupt nicht, wie das nächste klingen wird, aber ich bin extrem selbstsicher und werde als Künstler immer besser. David Bowie hat einmal sinngemäß gesagt, dass Label und Produzenten die schlimmste Arbeit machen. Ich habe das selbst oft gemerkt. Man muss es selbst einfach fühlen und dann passt es auch. Deshalb bin ich gerne frei.

Gibt es noch ein künstlerisches Regulativ außer dir selbst?
Das Management, Alex The Flipper und auch meine Freunde dürfen ihre Meinung gerne sagen. Es hat halt jeder eine andere, aber am Ende musst du deine eigene forcieren. Ich freue mich auf die Liveshows mit Bands. Es wird sehr rockig mit Gitarre, Bass und Drums, aber der Laptop und der Hip-Hop bleiben natürlich. Es muss einfach fahren, das ist das Wichtigste. Wir haben richtig viel Spaß auf der Bühne und hatten 2021 schon ein paar Festivalshows. Das wird richtig cool und ich hoffe, die Leute kommen dann auch. Wir spielen natürlich auch die alten Songs. Die gehören rein und sind immer noch geil.

Live in Österreich
Es sieht sehr gut dafür aus, dass die Livetermine von Mavi Phoenix im April auch wirklich halten. Am 14. April spielt Marlon in der Wiener Arena, am 27. April im Salzburger Rockhouse, am 27. April im Treibhaus Innsbruck und am 29. April im Grazer ppc. Unter www.oeticket.com gibt es die Karten und alle weiteren Infos bzw. Bestimmungen zu den einzelnen Shows.

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