Skandale in GB

Mord, Vergewaltigungen: Polizei unter Druck

Ausland
06.12.2021 10:43

Vergewaltiger und Mörder statt Freund und Helfer? Das Vertrauen in die britische Polizei ist nach mehreren tragischen Ereignissen auf einem Tiefpunkt. Im Mittelpunkt steht die Londoner Metropolitan Police. Ende September war ein Beamter wegen der Vergewaltigung und Ermordung der 33-jährigen Sarah Everard verurteilt worden. Nun stehen zwei Polizisten vor Gericht, die mit den Leichen von Mordopfern Selfies gemacht und diese in Chatgruppen geteilt haben.

Die beiden waren eingeteilt, um den Ort eines satanistischen Doppelmords an zwei Schwestern abzuschirmen - und nutzten ihre Position, um mit ihren Handys Fotos der Leichen und Selfies mit den Opfern zu machen und in Chatgruppen zu teilen. „Tote Vögelchen“, schrieben sie unter anderem dazu. „Ihre Handlungen sind beschämend“, kritisierte Assistant Commissioner Helen Ball, die dritthöchste Beamtin der Met Police, die beiden Beamten, die nach Bekanntwerden des Skandals umgehend gefeuert worden waren.

Polizeichefin im Kreuzfeuer der Kritik
Doch trotz der internen Ermittlungen: Die Mutter der ermordeten Schwestern ist empört und hat sich Londons Polizeichefin Cressida Dick vorgeknöpft. Die Entschuldigung Dicks komme nicht von Herzen und sei unprofessionell gewesen, kritisierte Mina Smallman. „Es ist Zeit für sie, zu gehen.“ Es ist nicht das erste Mal, dass Dick, sowohl die erste Frau als auch die erste offen homosexuell lebende Person in diesem Amt, in der Kritik steht.

Für Kritiker ist klar, dass Polizeichefin Dick es nicht schafft, ihre Behörde zu reformieren. Immer wieder gibt es Vorwürfe, die Met sei frauenfeindlich, homophob und rassistisch. In den vergangenen elf Jahren gab es gegen mehr als 750 Beschäftigte der Met Police Vorwürfe wegen sexuellen Fehlverhaltens. Derzeit steht ein weiterer Polizist vor Gericht. er soll mehrere Frauen sexuell missbraucht haben. Dutzende wurden entlassen. Die Kultur sei verdorben, heißt es. Als nach dem Mord an Sarah Everard Hunderte gegen Gewalt gegen Frauen demonstrierten, wurden die Proteste gewaltsam aufgelöst. Dick verteidigte das Vorgehen.

Aufklärungsraten extrem niedrig
Hinzu kommt, dass die Aufklärungsraten bei Vergewaltigungen extrem niedrig sind, die Zahl der Messerattacken auf einem Rekordstand. Doch bisher genießt Dick parteiübergreifende Rückendeckung. Sowohl der Labour-Bürgermeister von London, Sadiq Khan, als auch die konservative Innenministerin Priti Patel, stellten sich nach scharfer Kritik hinter Dick. Ihr Vertrag wurde erst in diesem Jahr verlängert.

Die Bobby-Krise strahlt ins ganze Land aus. Ein ranghoher Polizeibeamter sagte kürzlich dem „Guardian“: „Das Vertrauen sinkt seit 18 Monaten.“ Umfragen füttern diese Einschätzung. Anfang Oktober ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Yougov, dass erstmals seit Beginn der Erhebung im Juni 2019 mehr Briten kein Vertrauen als Vertrauen in die Polizei hatten.

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