Mädchen ertrank in Mur

Zeugin: „War noch nie so hilflos und verzweifelt“

Steiermark
05.09.2021 16:02

„Das Mädchen ist mit dem Kopf nach unten in der Mur getrieben. Ich bin samt meiner Kleidung reingesprungen, hab versucht, irgendwie zu ihm zu gelangen - aber es ist mir nicht gelungen. Es war furchtbar.“ Eine steirische Augenzeugin, noch schwer unter Schock, schildert die dramatischen Minuten rund um das Bootsunglück, bei dem am Freitag eine Sechsjährige in der Mur ertrank.

Wie berichtet, kam es am Freitag zu dem dramatischen Unfall auf der Mur, ein Tretboot war gesunken, die afghanische Familie darauf in die 15 Grad kalte Mur gestürzt. Für das sechsjährige Mädchen kam jegliche Hilfe zu spät. Die Achtjährige ringt im LKH Graz noch immer um ihr Leben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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Und dann hat es das Boot aufgestellt, so wie bei der Titanic, und es ist kerzengerade ins Wasser gesunken.

Die Unfallzeugin

Der „Krone“ schildert eine Augenzeugin diese schrecklichen Minuten. Die 56-Jährige aus dem Bezirk Weiz hatte für ihre Tochter in Graz Katzen gesittet und dann noch eine Radeltour nach Gössendorf gemacht. Bei der Rückfahrt passierte es: „Ich hörte laute, verzweifelte Hilfeschreie und hielt natürlich Nachschau. Da sah ich die Familie auf dem Boot, nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Ein Zeuge hat gerufen: ,Das Boot geht unter, bitte helfen!‘ Und dann hat es das Boot aufgestellt, so wie bei der Titanic, und es ist kerzengerade ins Wasser gesunken.“

„Die Mutter hat entsetzlich geschrien“
Trotz des Schreckens radelte die Steirern sofort über die Staumauer auf die andere Uferseite, wo der Unfall passierte, „es war zirka ein Kilometer. Der Vater war schon am Ufer, die Mutter auch, sie hat so entsetzlich geschrien, wie am Spieß, immerfort. Und das eine Mädchen trieb, mit dem Kopf unter Wasser, im Fluss.“

Die Steirerin überlegte keine Sekunde, schmiss sich in Unterwäsche in den Fluss - musste aber aufgeben: „Das Wasser war eisig, es war alles schwarz, ich konnte das Mädchen nicht erreichen. Ich war noch nie in meinem Leben so hilflos und verzweifelt, mir fehlen dafür die Worte.“

Ein unbekannter Retter
Hilfe kam von zunächst völlig unbekannter Seite, „ein anderer Passant sprang ins Wasser, schwamm zum Kind und zog es heraus. Ich weiß nicht, wer das war.“ Die Steirerin selbst reanimierte gemeinsam mit der Mutter das geborgene Kind, „die Lippen waren total blau. Wir haben abwechselnd Herzmassage gemacht, bis die Lippen wieder Farbe angenommen haben, das Kind wieder atmete.“ Vom zweiten Mädchen - keine Spur.

Niemand fragte Zeugin nach ihren Daten
Dann kamen die Einsatzkräfte, die Suchaktion begann. Die Steirerin kann es fast nicht glauben: „Ich wurde von der Polizei nicht einmal nach meinem Namen gefragt! Ich bin dann selbst zur Polizistin und hab ihn angegeben.“ In der waschelnassen Kleidung („Mir hat auch niemand was angeboten, aber angesichts des Dramas war mir das dann auch schon egal“) radelte die Frau dann heim. „Ich werde das niemals vergessen, die Szenen kommen mir immer wieder in den Kopf.“

Wer im Endeffekt der Lebensretter des Kindes war, weiß die Polizei noch nicht - offensichtlich wurden seine Daten nicht aufgenommen. „Wir waren mit der Suchaktion natürlich total eingespannt“, so die Behörde. „Die Zeugenbefragungen sind noch ausständig.“

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