Forscher warnen

Mehr Menschen auf der Erde, als diese ernähren kann

Wissenschaft
21.02.2011 11:55
Das Bevölkerungswachstum, der Raubbau an den Ressourcen und die Klimaveränderung bringen die Erde nach Ansicht von US-Experten an die Grenzen ihrer Kapazität. "Wir können schon sieben Milliarden Menschen nicht ausreichend versorgen, wie sollen wir denn neun Milliarden ernähren?", fragte Joel E. Cohen von der Rockefeller-Universität in Washington. Bereits 2050 könnte die Erde nicht wiederzuerkennen sein, wenn die Bevölkerung den Gürtel nicht enger schnalle.

Cohen und weitere Forscher zeigten sich im Rahmen des Kongresses des Amerikanischen Wissenschaftsverbandes AAAS mehr als besorgt: Sollte es nicht bald gelingen, die Erträge der Landwirtschaft drastisch zu verbessern, müssten alle den Gürtel enger schnallen. Besonders der Fleischkonsum hat immer mehr zugenommen.

"Die Landwirtschaft ist der größte Feind unseres Planetes", sagte der Naturschutzexperte Jason Clay vom World Wildlife Fund. "Derzeit vergeuden wir einen Liter Wasser, um eine Kalorie an Nahrung zu gewinnen." Clay erklärte, um die stetig anwachsende Weltbevölkerung zu ernähren, müsste man in den nächsten 40 Jahren mehr Nahrung produzieren als insgesamt in den letzten 8.000 Jahren.

Mehr Geld und mehr Konsum größtes Problem
Besonders in den höheren Einkommensschichten sieht Clay das Problem, denn je mehr Geld die Menschen zur Verfügung haben, umso mehr wird an Nahrung konsumiert. Ein Teufelskreis, wie Clay erläutert: "Mehr Menschen, mehr Geld, mehr Konsum, aber immer noch derselbe Planet." Um ein halbes Kilo Fleisch zu produzieren, braucht man etwa 3,5 Kilogramm Getreide, für ein halbes Kilo Käse oder Eier etwa zwei Kilogramm.

Zweifel an UNO-Prognose über Bevölkerungswachstum
Ein weiteres Problem ist das Bevölkerungswachstum, das besonders in Entwicklungsländern stetig ansteigt. Die UNO prognostiziert bis 2050 eine Vermehrung der Menschheit um "nur" zwei Milliarden Erdenbürger. Danach sollte sich, so die Vereinten Nationen, sogar ein leichter Bevölkerungsrückgang einstellen.

John Bongaarts von der unabhängigen Organisation Population Council in New York zweifelt die offizielle UNO-Prognose allerdings an. Mangelnde Geburtenkontrolle vor allem in Afrika südlich der Sahara und in Asien könnte die Weltbevölkerung sogar über die Zehn-Milliarden-Hürde heben, so Bongaarts. Umgekehrt könnte sie aber auch bis auf acht Milliarden oder weniger schrumpfen, wenn das Beispiel von Deutschland und dem noch kinderärmeren Japan weltweit Schule mache.

In diesen Ländern gehen die Experten nämlich bei gleichbleibenden Geburtenraten von einem massiven Bevölkerungsrückgang aus. 2050 könnten etwa in Deutschland nur mehr 60 Millionen Menschen leben, derzeit sind es 80 Millionen. Japans Demografie ist ebenfalls von einer niedrigen Geburtenrate geprägt. Bleibt diese konstant gering, würde die Bevölkerung in Japan von 217 Millionen im Jahr 2005 auf knapp 100 Millionen im Jahr 2050 fallen.

Geburtenkontrolle als Lösung?
Wissenschaftler sprechen sich mittlerweile immer wieder für die Einführung von Geburtenkontrolle und speziellen Programmen zur Familienplanung aus. Besonders in den Entwicklungsländern sei das Bevölkerungswachstum ein Problem, so John Casterline, Direktor für Bevölkerungsforschung an der Ohio State University. "Wir müssen das Bevölkerungswachstum reduzieren und der einzige Weg dorthin ist durch effektivere Familienplanung", so der Tenor.

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