Von DC-3 bis MH17:

Diese Passagierjets wurden zum Ziel von Raketen

Ausland
10.01.2020 15:27

Nach dem Absturz einer ukrainischen Boeing-737-Passagiermaschine nahe der iranischen Hauptstadt Teheran werden die Stimmen, die von einem Raketenbeschuss als Ursache sprechen, immer lauter. Alle 176 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. Die Katastrophe ist nicht die erste ihrer Art: In der Geschichte wurden zivile Maschinen immer wieder zum Ziel militärischer Flugabwehr. Im Folgenden eine Auswahl der aufsehenerregendsten Abschüsse von Zivilflugzeugen.

Der Passagierjet der Ukraine International Airline hätte - im Falle eines Raketenabschusses - keine Chance gehabt, auszuweichen. „Das Flugzeug fliegt sehr gleichmäßig, ist tief und langsam. Der Treffer wäre mit 90 Prozent Sicherheit erfolgt“, erklärt Amtsdirektor Wolfgang Mayrhofer vom Referat elektronische Kampfführung an der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule des Bundesheeres im Gespräch mit krone.tv. So erging es auch zahlreichen anderen zivilen Maschinen:

1943: Ein Passagierflugzeug des Typs DC-3 der britischen Fluglinie BOAC wird während des Zweiten Weltkriegs über dem Golf von Biskaya von deutschen Kampffliegern abgeschossen. Unter den 17 Todesopfern ist auch der britische Filmstar Leslie Howard. Der Grund für den Angriff ist bis heute nicht völlig geklärt und gibt Stoff für verschiedenste Anschlagstheorien. Beteiligte deutsche Piloten berichteten später, man habe die Maschine bei den herrschenden schlechten Sichtverhältnissen irrtümlich für ein Militärflugzeug gehalten.

1955: Eine Lockheed Constellation der israelischen Airline El Al gerät versehentlich in bulgarischen Luftraum und wird abgeschossen, alle 58 Passagiere und Besatzungsmitglieder sterben.

1973: Eine Boeing 727 der Libyan Arab Airlines gerät auf dem Flug nach Kairo in den Luftraum der damals von Israel besetzten Sinai-Halbinsel (Ägypten) und wird von israelischen Kampffliegern beschossen. Bei einem Notlandeversuch in der Wüste stürzt die schwer beschädigte Maschine ab, 108 Menschen sterben, nur fünf überleben.

1978: Eine Boeing 707 der Korean Airlines gerät in sowjetischen Luftraum und wird beschossen, wobei zwei Passagiere sterben. Dem Piloten gelingt die Notlandung auf einem zugefrorenen See in Nordkarelien, 107 Passagiere und Besatzungsmitglieder überleben.

1983: Eine Boeing 747 der Korean Airlines gerät im Gebiet der Halbinsel Kamtschatka in sowjetischen Luftraum und wird anschließend nahe der Insel Sachalin abgeschossen, 269 Menschen sterben.

1988: Ein Airbus A300 der Iran Air wird über der Straße von Hormuz vom US-Kriegsschiff USS Vincennes abgeschossen, das zu diesem Zeitpunkt in Seegefechte mit iranischen Kanonenbooten verwickelt ist. Das damals neuartige Aegis-Kampfsystem der USS Vincennes hat die Zivilmaschine als feindliches Militärflugzeug eingestuft. Alle 290 Passagiere und Besatzungsmitglieder sterben.

1994: Die ruandesische Regierungsmaschine Dassault Falcon 50 mit Präsident Juvenal Habyarimana und seinem burundischen Amtskollegen Cyprien Ntaryamira an Bord wird beim Anflug auf Ruandas Hauptstadt Kigali abgeschossen. Alle zwölf Menschen an Bord sterben. Der Abschuss gilt als Auslöser für den Völkermord in Ruanda.

2001: Während einer Übung der ukrainischen Luftwaffe wird versehentlich ein russische Tu-154-Passagiermaschine der Sibir Airlines über dem Schwarzen Meer abgeschossen. Alle 78 Menschen an Bord sterben.

2014: Eine Boeing 777 der Malaysia Airlines (Flug MH17) wird über der Ostukraine von einer Flugabwehrrakete abgeschossen. In der Region herrscht zu diesem Zeitpunkt Bürgerkrieg zwischen der ukrainischen Zentralregierung und prorussischen Separatisten. Russland weist bis heute jegliche Verantwortung für den Vorfall zurück. 298 Menschen sterben.

Abschuss vermutet, aber nicht verifiziert
Zudem hat es immer wieder Flugzeugabstürze gegeben, wo ein Abschuss vermutet wurde, aber nicht verifiziert werden konnte. Prominentestes Beispiel in Europa war 1980 der Absturz einer DC9 der italienischen Fluggesellschaft Itavia nahe der süditalienischen Insel Utica, bei dem alle 81 Insassen starben. Während eine Untersuchungskommission als Ursache eine Bombe in der Bordtoilette identifizierte, gab es immer wieder Theorien, die Maschine könnte im Zuge von Gefechten zwischen libyschen und NATO-Fliegern getroffen worden sein.

Ebenso unklar ist bis heute die Todesursache des UNO-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld, dessen Flugzeug 1961 mit 16 Menschen an Bord nahe der Stadt Ndola in Nordrhodesien (heute Sambia) im südlichen Afrika abstürzte, wobei alle Insassen starben. Auch hier gab es immer wieder Theorien über einen Abschuss. Auch um den Flugzeugabsturz des mazedonischen Präsidenten Boris Trajkovski über Bosnien-Herzegowina im Jahr 2004 gab es immer wieder Zweifel an Untersuchungsberichten, wonach dieser durch einen Pilotenfehler verursacht wurde.

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