Schweiz in Aufruhr

Urnen in See entdeckt – steckt “Dignitas” dahinter?

Ausland
29.04.2010 12:35
Grausiger Fund am Boden des Zürcher Sees: Taucher haben nahe der Ortschaft Küsnacht 35 Urnen mit menschlicher Asche entdeckt. Zahlreiche weitere Gefäße werden dort noch vermutet. Unter Verdacht steht nun die umstrittene Sterbehilfe-Organisation "Dignitas". Ihr Gründer soll nach Angaben einer ehemaligen Mitarbeiterin angeordnet haben, die Gefäße mit den Überresten der Lebensmüden in dem Gewässer zu versenken - um Kosten zu sparen.

Mittlerweile haben sich die Behörden dazu entschlossen, die Urnen zu heben. Ursprünglich hatten die Gefäße am Seeboden verbleiben sollen, "weil sie keine Gesundheitsgefahr darstellen und wir die Totenruhe nicht stören wollten", so eine Sprecherin des Kantons Zürich. Doch nachdem das Schweizer Fernsehen einen Taucher samt Kamera zu der Fundstelle entsandt hatte, fürchteten sich die Behörden vor einem wahren "Urnen-Tourismus".

Über die genaue Herkunft der Gefäße gibt es bislang nur Spekulationen. Angeblich soll die umstrittene Sterbehilfe-Organisation "Dignitas" die Urnen in dem See versenkt haben. Das behauptet zumindest die ehemalige Mitarbeiterin Soraya Wernli. Demnach habe Vereinsgründer Ludwig Minelli angeordnet, die Methode der Seebestattung aus Kostengründen anzuwenden. Mehrere Hundert Gefäße sollen sich demnach am Grund des Sees befinden. "Er sagte, die würden sich im Wasser dann eh auflösen", so die Ex-"Dignitas"-Mitarbeiterin.

Nächtliche "Beisetzung" aus dem Kofferraum heraus
Die konkrete Vorgehensweise war dabei laut Schweizer Medienberichten reichlich makaber. Demnach soll die Organisation zunächst gewartet haben, bis fünf oder mehr Urnen beisammen waren, ehe ein Mitarbeiter die Gefäße in sein Auto lud und nachts die heimliche Massen-Seebestattung vornahm. Im Wasser seien die Urnen dann aufgebrochen, der größte Teil der Asche hätte sich dabei verteilt.

Seebestattungen sind im Kanton Zürich zwar generell erlaubt, doch wäre für solch eine große Zahl an Urnen eine Genehmigung erforderlich. Weil diese nicht vorlag, ist die Entsorgung nach Ansicht der Behörden "unstatthaft". Es wurde Anzeige wegen Störung des Totenfriedens erstattet.

Über den weiteren Umgang mit den Gefäßen herrscht derweil Unklarheit. Denn die Urnen tragen zwar alle das Logo der Bestattung Zürich, haben aber keine Namensschilder. Damit ist die Beisetzung in einer Urnenwand beispielsweise nicht erlaubt.

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