Prototyp gezeigt

Australische Forscher entwickeln künstliches Auge

Wissenschaft
31.03.2010 11:24
Für Menschen mit schwindender Sehkraft gibt es neue Hoffnung: Ein australisches Unternehmen stellte am Dienstag den Prototyp eines sogenannten bionischen Auges vor, das Sehbehinderten helfen soll, zumindest Umrisse zu erkennen. Die Erfindung habe "das Potential, die Sehkraft von Tausenden" wiederherzustellen, erklärte der australische Premierminister Kevin Rudd begeistert.

Die in Melbourne vorgestellte Sehhilfe, die sich noch in der Testphase befindet, besteht aus einer auf eine Brille montierten Miniaturkamera. Die Bilder der Kamera werden an einen Prozessor übermittelt, den der Träger bei sich trägt. Dieser Rechner überträgt die Bilder dann drahtlos an einen ins Auge eingesetzten Chip und reizt damit noch funktionierende Nervenzellen in der Netzhaut. Aus den eingehenden Lichtpunkten setzt das Gehirn des Trägers dann ein Bild seiner Umwelt zusammen.

Sehkraft kommt nicht vollständig zurück
Die Erfindung ist für Patienten gedacht, deren Sehkraft durch Retinitis pigmentosa, einer genetisch bedingten Netzhautdegeneration, oder durch altersbedingte Netzhautveränderungen stark nachlässt. Das bionische Auge kann ihre Sehkraft nicht völlig wiederherstellen, aber den Patienten eine bessere Orientierung ermöglichen.

"Wir gehen davon aus, dass dieses Netzhautimplantat den Trägern größere Mobilität und Unabhängigkeit gibt", sagte Anthony Burkitt, der Forschungsleiter von Bionic Vision Australia. Dieser Zusammenschluss der University of Melbourne und mehrerer Forschungsinstitute erhält für die Entwicklung des bionischen Auges vom australischen Staat Fördergelder in Höhe von umgerechnet 29 Millionen Euro. Burkitt hofft, dass Sehbehinderte mit späteren Versionen des bionischen Auges Gesichter und große Druckbuchstaben erkennen können.

Blinden-Sprecher: "Eine Revolution"
Der Chef der größten australischen Organisation für Blinde und Sehbehinderte, Kevin Murfitt, lobte das künstliche Auge als "eine Revolution". Das fertig entwickelte bionische Auge wäre aus seiner Sicht die großartigste Neuerung für Blinde und Sehbehinderte seit der Erfindung der Braille-Schrift aus ertastbaren Punktmuster, sagte Murfitt dem Radiosender ABC. Auch Rudd zeigte sich begeistert: Dies sei "einer der wichtigsten medizinischen Fortschritte, die wir in unserem Leben sehen" würden, sagte der Premier.

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