6 Menschen ermordet

Schuldspruch für das „Monster von Melbourne“

Ausland
13.11.2018 12:52

Er hat sechs Menschenleben, unter ihnen ein erst drei Monate altes Kind, auf dem Gewissen: Knapp zwei Jahre nach seiner Todesfahrt durch die Innenstadt von Melbourne ist James Gargasoulas am Dienstag in Australien wegen sechsfachen Mordes schuldig gesprochen worden. Der 28-Jährige war im Jänner 2017 mit einem gestohlenen Pkw durch eine beliebte Einkaufsstraße gerast, die eigentlich für Autos gesperrt ist. Die Entscheidung, wie lange der von australischen Medien „Monster“ genannte Mann ins Gefängnis muss, gibt das Gericht erst zu einem späteren Termin bekannt.

Der Australier war am 20. Jänner 2017 mit dem gestohlenen Wagen in die Bourke Street gerast, eine der beliebtesten Einkaufsstraßen der australischen Millionen-Metropole.

In derselben Straße war am Freitag ein islamistischer Messerstecher auf Passanten losgegangen. Er tötete einen Mann und verletzte zwei weitere schwer, bevor er von der Polizei niedergeschossen wurde. Eine halbe Stunde später erlag er im Krankenhaus seinen Verletzungen (siehe Video unten).

Die Geschworenen-Jury in Melbourne befand Gargasoulas am Dienstag nach nur einstündiger Beratung für schuldig, in voller Absicht gehandelt zu haben. Der 28-Jährige hatte auf nicht schuldig plädiert, weil er durch Drogen psychisch krank gewesen sei. Er hatte am Tag der Todesfahrt die Designerdroge Chrystal Meth genommen. Die Geschworenen sahen darin jedoch keinen Grund, ihn nicht schuldig zu sprechen. Die Tat war auch von Überwachungskameras gefilmt worden. Auf den Bildern ist klar zu erkennen, dass der Mann am Steuer saß.

Vom „Partyboy“ zum „Monster“
Wie Gargasoulas zu einem „Monster“ wurde, beleuchtete der „Sydney Morning Herald“ in einer ausführlichen Reportage über das Leben des Sechsfachmörders. Demnach sei der Mann, dessen Charakter in Jugendjahren als lebenslustig und liebevoll beschrieben wird, im Alter von 26 Jahren „ein Partyboy mit einer Vorliebe für Drogen und einer wachsenden Anzahl von strafrechtlichen Verurteilungen wegen Diebstahls, Einbruchs, Körperverletzung und Verkehrsverstößen“ geworden. Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Kinder gezeugt, ein viertes war unterwegs.

Gargasoulas schien sich also zu nichts Bedeutenderem als einem lebenslangen „kriminellen Ärgernis“ zu entwickeln, so der Befund der Zeitung. Doch aufgrund wachsender Drogenabhängigkeit - laut Bekannten rauchte der junge Mann bis zu ein Gramm „Ice“ (Szenewort für Crystal Meth) pro Tag - wurde er schließlich selbst zum Kleindealer, der die örtlichen Jugendlichen mit Stoff belieferte. Als Süchtiger sei er zunehmend „aggressiv und unkontrollierbar“ geworden, habe sich geradezu „barbarisch“ verhalten - auch gegenüber seiner schwangeren Lebensgefährtin.

Bevor er für den Mordprozess für straffähig befunden wurde, musste vor dem Obersten Gerichtshof Gargasoulas‘ geistige Kompetenz zweimal geprüft werden. Beide Male bekam die Jury dieselben Beweise über seine Diagnose - paranoide Schizophrenie - und die Details seiner Wahnvorstellungen präsentiert: Er sei der wiedergeborene Jesus Christus, ein Retter, der die Menschheit vor der Vernichtung durch einen Kometen retten sollte, seinen Konflikt mit den Illuminati und anderen Geheimgesellschaften u.v.m.

Doch auch wenn Gargasoulas‘ Freunde und Bekannte überzeugt davon sind, dass er keinerlei augenscheinliche Anzeichen einer psychischen Erkrankung zeigte, bevor er begann, Crystal Meth zu konsumieren - die von den Drogen hervorgerufenen Wahnvorstellungen waren für eine Verurteilung strafrechtlich irrelevant, wie der zuständige Richter erklärte.

Monatelange Verbrechenstour endet mit Pkw-Massaker
Am Tiefpunkt seiner Drogensucht begann Gargasoulas dann eine monatelange Verbrechenstour - Diebstahl von drei Autos, mehr als ein Dutzend schwere Verkehrsdelikte, Gewalttaten und Diebstähle -, die schließlich in Melbourne in der Bourke Street mit sechs Toten und 27 Verletzten enden sollte. Noch am Tag des Massakers hatte Gargasoulas im Drogenrausch gegenüber einem Freund gedroht: „Ich werde etwas Drastisches tun. Sie alle ausschalten.“

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