Kein Lebenszeichen

Eifrigster Twitterer aus Teheran ist verstummt

Ausland
29.06.2009 11:13
Angesichts der Einschränkung bei der Berichterstattung über die Proteste gegen die Präsidentenwahl im Iran spielt das Internet zum Austausch von Neuigkeiten eine große Rolle - allen voran Twitter. Die Kommunikationsplattform ermöglicht es, Kurznachrichten von bis zu 140 Zeichen an einen bestimmten Empfängerkreis übers Internet und Handy zu verbreiten. Ein Nutzer mit dem Pseudonym Persiankiwi zählte mit seinen nüchternen, unaufgeregten Berichten zu den emsigsten Kurznachrichtenschreibern aus Teheran. Seine Beiträge galten westlichen Medien als verlässliche Quelle über die Situation im Iran. Doch seit Mittwoch ist Persiankiwi verstummt – und seine Anhängerschaft bangt um den Twitterer.

"Auf der Straße von Bande auf Motorrädern mit Schlagstöcken angegriffen worden - Schüsse in die Luft - Feuer in der ganzen Stadt - Straßen gesperrt." Mit Hunderten Meldungen wie diesen schilderte Persianwiki die angespannte Lage nach der Präsidentenwahl im Iran. Nun meldet er sich nicht mehr, und keiner kennt die Hintergründe der Funkstille. Seine Anhänger – über 38.000 Menschen verfolgen seine Updates – befürchten das Schlimmste.

Besorgter, fast panischer Ton
Bereits kurz nach der Wahl gab Persiankiwi Informationen durch, wo Demonstrationen stattfinden und wie man sich dem Zugriff der Polizei entziehen kann, etwa indem man seine SMS sofort nach dem Versenden löscht. Im weiteren Verlauf der Proteste wurde sein Ton besorgter: "Die Leute rennen in die Seitenstraßen – und dort wartet die Miliz." Weil die Läden dicht seien, könne man nirgends rein. Oder: "Sie fangen Leute mit Handy – so viele getötet heute."

Das Twitter-Profil von Persiankiwi findest du in der Infobox!

Kurz vor seinem Verschwinden nahmen Persianwikis Meldungen dann fast panische Züge an: "Sie schlagen Leute wie Tiere – es war wie eine Mausefalle – nun müssen wir schnell verschwinden". Am Mittwoch dann sein allerletzter Tweet: "Allah, du bist der Schöpfer von allen und alle müssen zurück zu dir – Allah Akbar."

Anhänger machen sich Hoffnungen
Seitdem fehlt jede Spur von Persianwiki. Seine Anhänger versuchen sich Hoffnung einzuimpfen: Vielleicht habe er ja gerade keinen Internet-Zugang, oder er sei untergetaucht. Immerhin habe er schon einmal den Ort wechseln müssen. Es könnte aber auch schlimmer gekommen sein, und der Twitterer ist der Staatsmacht in die Hände gefallen...

Die aktuelle Lage im Iran: siehe Infobox!

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