Literat als Spion?
Schriftsteller Kundera war angeblich CSSR-Spion
Den Angaben zufolge hat sich erst vor kurzem herausgestellt, dass der Autor von "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" (1982) jener Mann gewesen sein dürfte, der den jungen tschechischen Piloten Miroslav Dvoracek an das Regime verraten hatte. Dvoracek war aus der Tschechoslowakei emigriert und arbeitete für westliche Geheimdienste. Er wurde nach seiner Festnahme in der damaligen CSSR zum Tode verurteilt, seine Strafe wurde später auf 22 Jahre Haft herabgesetzt, von denen er 14 Jahre absaß. Dvoracek fand eine neue Heimat in Schweden.
Kundera, der jetzt in Frankreich lebt, wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. Bis jetzt war man davon ausgegangen, dass Dvoracek 1950 von einer jungen Frau an den Geheimdienst StB verraten wurde, die er heimlich in einem Studentenwohnheim besucht hatte. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Dvoracek aufgrund der von Kundera gelieferten Informationen verhaftet wurde", sagte Vojtech Ripka vom Institut für Studien über Totalitäre Regime (USTR), dessen Mitarbeiter zufällig auf ein Dokument gestoßen waren, in dem der damalige Student als StB-Informant namentlich genannt wird.
Kundera gilt als der bekannteste aus Tschechien stammende Schriftsteller, dessen durchaus nicht leicht zu lesende Werke weltweit populär sind und die von Kritikern hochgelobt wurden. Mit 24 schrieb er sein erstes Buch, eine Sammlung von Gedichten im stalinistischen Stil ("Der Mensch - ein weiter Garten"/1953). 1948/50 und neuerlich 1956/70 war er KP-Mitglied. Später distanzierte er sich von seinem Frühwerk. Nach der Niederschlagung des "Prager Frühlings" wurden seine Bücher verboten. Mitte der 70er Jahre emigrierte er nach Frankreich, seit den 90er Jahren schreibt er auf Französisch. Er vermied jahrelang Kontakte zu tschechischen Medien und besucht seine Heimat nur ab und zu.
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