"Fall F." in Polen

Inzest-Opfer: “Ich hoffe, er verrottet im Knast”

Ausland
10.09.2008 11:43
Ein Inzest-Fall erschüttert Polen: Die 21-jährige Alicja B. ist nach eigenen Angaben von ihrem Vater sechs Jahre lang eingesperrt, missbraucht und zweimal sogar geschwängert worden. Sie habe 2005 und 2007 je einen Buben geboren, die Kinder habe sie auf Druck ihres inzwischen verhafteten, 45-jährigen Vaters zur Adoption freigegeben. In Interviews ließen jetzt sowohl die Tochter als auch ihre Mutter, die Frau des Beschuldigten, ihren Gefühlen freien Lauf und sprachen über das jahrelange Martyrium. Alicja über ihren Peiniger: "Ich hoffe, er verrottet im Knast!"

Die 21-Jährige war offenbar jahrelang in einem Raum ohne Türklinke eingesperrt worden, den nur der Vater von außen öffnen konnte. Er habe sie immer wieder vergewaltigt, sagte sie der Polizei. Der 45-Jährige war am Freitag in Siedlce festgenommen worden, nachdem die Tochter und schließlich auch seine Frau Teresa ihn bei der Polizei angezeigt hatten. Nach den beiden Buben, die das Mädchen zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben hatte, wird nun gesucht. Die polnischen Behörden gaben am Dienstag bekannt, dass sie hofften, die zwei Kinder mit Hilfe der Krankenhausakten zu finden, um Vaterschaftstests durchführen zu können.

Mutter waren Übergriffe bewusst 
In Interviews mit dem Fernsehsender TVN24 und der Zeitung "Gazeta Wyborcza" sagte die Mutter der 21-Jährigen, ihr sei bewusst gewesen, was mit ihrer Tochter geschehe. Seit sich ihre Tochter zum Teenager entwickelt habe, habe sie bemerkt, "dass etwas nicht in Ordnung war. Er hat sie an Stellen berührt, wo er sie nicht hätte anfassen sollen." Doch begriffen habe sie die ganze Sache erst, als der 45-Jährige damit begann, seiner Tochter "teure Geschenke" zu machen. In der ersten Zeit habe sie auch eine Art Eifersucht gegenüber der Tochter verspürt.

Hätte Drama 2006 beendet werden können?
Zur Polizei sei sie nicht gegangen, weil sie befürchtet habe, dass ihr Mann seine Drohung wahr machen würde, sie umzubringen. "Er sagte, wenn das ans Licht kommt, werden wir beide sterben. Er hat auch gelacht und gesagt, dass wir zu dumm sind, ihm etwas zu beweisen", erklärte die Ehefrau des mutmaßlichen Inzestvaters. Der Bürgermeister von Grodzisk, wohin die Familie 2006 gezogen war, erklärte, dass es bereits damals Vermutungen gegeben habe, dass es in der Familie nicht zum Besten stehen dürfte. So habe ein Sozialarbeiter einen schlimmen Verdacht gehabt und Teresa B. gebeten, sich bei der Polizei zu melden.

Gab es Mitwisser?
Gegen den 45-Jährigen werde nun wegen mehrfachen Missbrauchs einer Minderjährigen, Inzests und Körperverletzung ermittelt, erklärte Staatsanwalt Miroslaw Zoch am Dienstag. Noch sei es allerdings zu früh, um zu sagen, ob der Mann tatsächlich der Vater der beiden Buben ist. Der nationale Polizeisprecher Mariusz Sokolowski erklärte, die 21-Jährige habe begrenzten Zugang zur Außenwelt gehabt. Ihre beiden Söhne habe sie in einer Klinik zur Welt gebracht. "Das Hauptproblem war der extreme psychologische Druck, unter dem sie stand, die Einschüchterung." Geprüft werde auch, ob es Mitwisser gegeben habe.

Parallelen zum Verliesdrama
Durch den Fall kommen zwangsläufig Erinnerungen an das Verliesdrama von Amstetten hoch. Am 27. April war dort bekannt geworden, dass der 73-jährige Josef F. seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang in einem Verlies eingesperrt und sexuell missbraucht haben soll. Während der Gefangenschaft habe der Mann mit der heute 42-Jährigen sieben Kinder gezeugt.

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