Stärkster seit 2003

Nach Sonnensturm: Plasmawolke erreicht Erde

Wissenschaft
24.01.2012 20:29
Ein gewaltiger Sonnensturm hat am Dienstag die Erde erreicht. Die ersten geladenen Teilchen der Plasmawolke seien am Nachmittag registriert worden, meldete die National Oceanic and Atmospheric Administration (kurz: NOAA), die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten. Der Sonnensturm ist nach neuesten NOAA-Berechnungen der stärkste seit 2003. Über Schäden wurde zunächst nichts bekannt.

Trotz seiner Stärke hat der Sonnensturm nach ersten Erkenntnissen nur wenige Auswirkungen gehabt. Die US-Fluggesellschaft Delta Airlines habe sechs ursprünglich am Nordpol vorbeiführende Flüge umgeleitet, wie der amerikanische Sender "Fox News" auf seiner Internetseite meldete. Andere US-Fluggesellschaften wie American Airlines gaben an, nicht von den Stürmen betroffen zu sein.

Die Teilchen der aktuellen Plasmawolke, die sich am Montag von der Sonne gelöst hatte, hätten zusammen in etwa die Masse eines großen Berges in deutschen Mittelgebirgen, sagte Werner Curdt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im deutschen Katlenburg-Lindau. Eine Wolke dieser Größe benötige mehrere Stunden, bis sie komplett eingetroffen sei, daher seien etwaige Schäden zunächst nicht exakt zu bestimmen.

Experten zufolge können das solare Plasma und geladene Teilchen im schlimmsten Fall in den höheren Schichten der Atmosphäre unter anderem Telekommunikationssatelliten sowie die Satelliten des Navigationssystems GPS stören und beschädigen.

Partikel-Wolke mit 2.000 Kilometern pro Sekunde unterwegs
Ereignet hatte sich die Sonneneruption laut Angaben von NOAA und der NASA am Sonntag. Die große Partikel-Wolke, die dabei freigesetzt wurde, machte sich daraufhin mit einer Geschwindigkeit von rund 2.000 Kilometern pro Sekunde auf den Weg Richtung Erde.

Die NASA-Astronomen zeichneten die Eruption der Klasse M8.7 auf der 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne mithilfe der Weltraum-Observatorien SDO und SOHO auf. Erst am vergangenen Donnerstag hatte die US-Weltraumbehörde mit den beiden Sonden einen Sonnensturm der Klasse M3.2 (was einer Eruption mittlerer Stärke entspricht) ausgemacht, der die Erde aber nicht direkt traf, sondern sie nur streifte.

Gefahr für Flugzeuge und Satelliten
Bei einer Sonneneruption, die Forscher auch als "koronalen Massenauswurf" bezeichnen, werden geladene Partikel von der Sonne ausgestoßen. Besonders gefährdet sind Telekommunikationssatelliten sowie die 20.000 Kilometer von der Erde entfernt im All kreisenden Satelliten des Navigationssystems GPS, von dem die moderne Luft- und Schifffahrt weitgehend abhängig ist.

Im Herbst 2003 hatten die sogenannten "Halloween Storms" - ein extrem großer Massenauswurf der Sonne - weltweit 28 Satelliten beschädigt. Zwei von ihnen fielen komplett aus. Flugzeuge mussten wegen gestörter Kommunikationssysteme umgeleitet werden. Bei starken Sonnenstürmen, die das Erdmagnetfeld schwächen können, sind Passagiere und Personal auf Langstreckenflügen über den Polen häufig einer erhöhten Strahlenbelastung aus dem All ausgesetzt.

Sonnenaktivität schwankt im Elf-Jahres-Rhythmus
Auch Stromausfälle sind bei Sonnenstürmen keine Seltenheit, wie Vorfälle aus den Jahren 1989 und eben 2003 zeigen. In Kanada fiel stundenlang der Strom aus, weil Transformatoren zerstört wurden, in Schweden bot sich einige Jahre später dasselbe Bild. Im Februar 2011 führte eine Sonneneruption im Süden Chinas zu Störungen der Radioübertragung auf Kurzwellenfrequenzen (Bericht in der Infobox).

Die Sonnenaktivität schwankt in einem Elf-Jahres-Rhythmus, was sich an der Zahl der Sonnenflecken ablesen lässt. Die zyklische Aktivität dieser und die damit verbundenen Sonnenstürme sind seit 2009 wieder im Zunehmen.

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