Wiener Studie

MedUni: Lithium im Trinkwasser senkt Selbstmordrate

Wissenschaft
02.06.2011 14:42
Lithium im Trinkwasser kann die Suizidrate senken, wie eine Studie der Medizinischen Universität Wien, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, ergab. Den Forschern gelang damit erstmals der wissenschaftlich zuverlässige Nachweis dieser positiven Wirkung auf die menschliche Psyche. Warum die relativ geringe Dosis diesen Effekt hat, ist allerdings noch unklar.

Die Studie der MedUni untersuchte die Situation in Österreich. Dazu wurden die Lithiumwerte von 6.460 Trinkwasserproben aus ganz Österreich mit den Selbstmordraten der jeweiligen Bezirke verglichen. Dabei fand sich ein signifikanter Zusammenhang: Je höher der Lithiumwert im Trinkwasser, desto niedriger ist die Suizidrate.

Diese Korrelation bleibt auch dann signifikant, wenn sozioökonomische Faktoren wie Einkommen oder psychosoziale Versorgung – Faktoren, die die Suizidrate sonst stark beeinflussen - berücksichtigt werden. Der Schluss der Wissenschaftler: Lithium im Trinkwasser scheint neben anderen Ursachen ein möglicher eigenständiger Einflussfaktor zu sein.

Japanische Untersuchung bestätigt
Im Kern konnte die Studie damit die Ergebnisse einer japanischen Untersuchung bestätigen, die dies bereits im Jahr 2009 aufgezeigt hatte, wegen methodischer Mängel aber in Zweifel gezogen wurde. "Das Faszinierende und Neue an unseren Ergebnissen ist aber, dass Lithium bereits in natürlichen Mengen als Spurenelement messbare Effekte auf die Gesundheit haben könnte," erklärte Nestor Kapusta von der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie, der die Forschungsarbeit durchgeführt hatte.

Die Dosierung von Lithium im therapeutischen Gebrauch sei "rund 100 Mal höher als das natürliche Vorkommen im Trinkwasser. Es ist somit noch vollkommen unklar, wie natürliches Lithium im Trinkwasser eine solch starke physiologische Wirkung entfaltet, obwohl es sozusagen 100-fach schwächer dosiert ist." Eine künstliche Beimengung sei aber nicht zielführend, warnen die Forscher.

Im Einsatz bei Depressionen
Lithium ist im therapeutischen Einsatz bei bestimmten psychischen Erkrankungen seit rund 60 Jahren gut untersucht. Es eignet sich als stimmungsstabilisierendes Medikament bei manisch-depressiven Erkrankungen, da es den Krankheitsschüben die Spitzen nimmt. Ebenso bekannt ist seine positive Wirkung bei Depressionen, wo es auch zur Suizidprävention eingesetzt wird. Neuerdings werden protektive Wirkungen gegen die Alzheimer-Erkrankung und andere neurodegenerative und entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose erforscht.

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