Alge als Verursacher

Klimaerwärmung könnte Österreichs Seen rot färben

Wissenschaft
30.03.2012 09:41
Wenn als Folge der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten Wassertemperatur und Lichtintensität steigen sollten, könnte das dazu führen, dass sich heimische Seen zeitweise rötlich färben. Grund dafür wäre laut Angaben des Instituts für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften die übermäßige Vermehrung der Burgunderblutalge unter veränderten klimatischen Bedingungen.

Seit 40 Jahren sammeln die Wissenschafter Daten zum Vorkommen und zur Lebensweise der Burgunderblutalge (Planktothrix rubescens) im Mondsee. Die Algen können bei verstärktem Auftreten ganze Gewässer rot färben, schreiben die Forscher in ihrer Studie, die sie kürzlich im Fachjournal "Hydrobiologia" veröffentlicht haben.

Gefahr für die Trinkwasserversorgung
Im Mondsee wurde die Burgunderblutalge erstmals im Herbst 1968 in großer Zahl nachgewiesen. Nach der Umleitung der Abwässer verringerte sich ihr Bestand dank der verbesserten Wasserqualität, heute sei nur mehr eine kleine Population vorhanden. Eine Besonderheit ist, dass Planktothrix aufgrund ihrer hohen Toleranz gegenüber niedrigen Lichtintensitäten und Temperaturen auch in tieferen Schichten stehender Gewässer gut zurechtkommt.

Bei massenhafter Vermehrung stelle der von der Alge gebildete Giftstoff Microcystin eine Gefahr für Wasserlebewesen und die Trinkwasserversorgung dar, so die Forscher. Zwar hätten nicht alle Algen die Fähigkeit zur Bildung der Gifte, es zeige sich jedoch, dass toxische Vertreter dieser Alge in ganz Europa vorkommen und ihre Häufigkeit mit der Populationsdichte zunimmt. Daraus folge, dass die Blüten der Planktothrix (Bild 2) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit toxisch sind.

Wassertemperatur könnte bis 2050 um zwei Grad steigen
ÖAW-Forscher Martin Dokulil hat die Langzeitdaten, die auch chemische und physikalische Parameter des Mondsees umfassen, zusammengeführt und ausgewertet. "Durch den Klimawandel kann bis 2050 eine Erhöhung der Temperatur des Mondsees um etwa zwei Grad prognostiziert werden", so der Forscher. Dies würde die Wachstumsperiode der sehr genügsamen Algen begünstigen.

Zusätzliche Starkregen-Ereignisse im Einzugsgebiet des Sees, die ebenfalls durch den Klimawandel erwartet werden, könnten auch mehr Nährstoffe in das Wasser befördern. Bei längerer Wachstumsperiode und verstärktem Nährstoffeintrag wäre ein stärkeres Auftreten von Planktothrix vorprogrammiert, so Dokulil.

Modelle der Wachstumsraten erstellt
Im Rahmen des Forschungsprojekts "RADICAL" stellen die Wissenschaftler Modelle der Wachstumsraten im Mondsee unter sich verändernden Umweltbedingungen auf. Die höchsten Zuwächse wurden bisher in den überdurchschnittlich warmen Monaten Mai 2010 sowie während der Monate Oktober und November 2011 verzeichnet.

Im Modell konnte gezeigt werden, dass bereits kurzfristige, nur wenige Wochen dauernde Anstiege der Temperatur, des Licht- und Nährstoffangebots das Wachstum von Planktothrix begünstigen. Vor allem die Temperatur und das Lichtangebot in der Wassersäule hätten starke Auswirkungen auf die Population der Alge, so die Forscher.

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