13 Monate auf See

Schiffbrüchiger dachte nur an Familie und Tortilla

Ausland
04.02.2014 14:25
Die Geschichte klingt nach einem Hollywood-Film, soll aber wahr sein: Ein Fischer bricht zu Weihnachten 2012 zusammen mit einem jugendlichen Begleiter von Mexiko aus zur Hai-Jagd auf, unterwegs geht der Bordmotor kaputt. Hilflos treiben die beiden Männer auf dem Pazifik, leben von rohem Vogelfleisch, Schildkrötenblut und eigenem Urin. Der junge Mann stirbt, der andere strandet nach über 13 Monaten relativ unbeschadet auf einer Insel.

Es habe sich tatsächlich genau so zugetragen, versicherte Jose Salvador Alvarenga am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP im Krankenhaus von Majuro, der Hauptstadt der Marshallinseln, kurz vor seiner Entlassung. Manchmal sei er so verzweifelt gewesen, dass er an Selbstmord gedacht habe, erzählt der 37-Jährige. Sein Glaube, der Gedanke an seine Familie sowie an seine Lieblingstortillas hätten ihn aber am Leben gehalten. Vor allem der Wunsch, seine Eltern und seine Tochter Fatima wiederzusehen, hat dem Junggesellen nach eigenen Angaben immer wieder Kraft gegeben.

Begleiter starb nach vier Monaten
Sein jugendlicher Begleiter habe diesen Überlebenswillen nicht gehabt, berichtet Alvarenga mit verdüstertem Blick: "Er konnte das rohe Fleisch nicht bei sich behalten. Ich riet ihm, sich beim Essen die Nase zuzuhalten, doch nichts nützte, er erbrach alles wieder." Nach vier Monaten sei der Bub gestorben, seine Leiche habe er über Bord geworfen, so Alvarenga. "Was blieb mir anderes übrig?"

Schildkröten, Fische und Urin waren das Überlebenselixier
Danach habe er das Gefühl für die Zeit verloren, berichtete der Mexikaner. Sein wichtigstes Ziel war es demnach, nicht zu verhungern: Er fing Schildkröten und Fische, mit der Zeit entwickelte er einiges Geschick darin, Seevögel anzulocken und mit bloßen Händen einzufangen. Am schwersten war es für ihn nach seiner Schilderung, als es drei Monate lang nicht regnete und er gezwungen war, seinen eigenen Urin zu trinken.

Als nach über einem Jahr schließlich das zu den Marshallinseln gehörende winzige Ebon-Atoll mitten im Meer auftauchte, war Alvarengas Freude unermesslich. Er sei auf ein Haus zugestürzt und habe um Hilfe gerufen. Zwei Einwohner entdeckten schließlich den nur mit einer zerfetzten Unterhose bekleideten Mann.

"Ich will zurück nach Mexiko"
Alvarenga hat jetzt nur noch einen Wunsch: "Ich will zurück nach Mexiko". Nach Angaben des Außenministeriums der Marshallinseln wird der für die Region zuständige mexikanische Botschafter auf den Philippinen die Kosten für Alvarengas Heimkehr übernehmen.

Zweifel an der Schilderung: "Geschichte nicht verifiziert"
Doch ob man Alvarengas Geschichte glauben kann, ist derzeit noch unklar. Die erstaunlich gute Verfassung des Mannes lässt so manchen zweifeln und hat Fragen über den Wahrheitsgehalt aufgeworfen. "Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, seine Geschichte zu verifizieren", sagte dazu der Außenminister der Marshallinseln, Gee Bing, am Dienstag dem australischen Sender ABC. "Er ist sicherlich in einer deutlich besseren Verfassung, als man nach so einer Tortur erwartet hätte", sagte auch der US-Botschafter Thomas Armbruster dem Sender CNN.

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