Bruder folgt nach

Saudi-Arabiens König Abdullah gestorben

Ausland
23.01.2015 06:00
Der saudi-arabische König Abdullah ist tot. Er starb in der Nacht auf Freitag, wie das Herrscherhaus über das staatliche Fernsehen mitteilte. Nachfolger wurde sein Bruder Salman, er dürfte Abdullahs Politik im Wesentlichen fortsetzen. US-Präsident Barack Obama erklärte, ein Vermächtnis des verstorbenen Königs sei die enge Partnerschaft Saudi-Arabiens mit den USA.

Laut dem Palast starb Abdullah um 1 Uhr Ortszeit (23 Uhr MEZ). Er werde nach den Freitagsgebeten beerdigt, zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Abdullah war nach staatlichen Angaben im Dezember mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus gekommen.

Knapp 20 Jahre am Ruder
Der Monarch soll 1924 geboren worden sein, den Thron bestieg er 2005. De facto führte Abdullah das weltgrößte Erdöl-Export-Land bereits seit 1995, nachdem sein Vorgänger, König Fahd, einen Schlaganfall erlitten hatte.

Der neue König Salman gehört seit Jahrzehnten zur engeren Herrscherriege. Er soll 79 Jahre alt sein. Als eine seiner ersten Amtshandlungen ernannte er seinen Halbbruder Muqrin zum Kronprinzen und Erben, formell muss das noch genehmigt werden. Auf Salman kommen eine Reihe schwieriger Aufgaben zu. So ist die Wirtschaft nach Auffassung von Experten langfristig viel zu sehr von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft abhängig. Obwohl Experten nicht mit einer Änderung der Ölpolitik rechnen, zog der Ölpreis um 1,7 Prozent auf 49,35 Dollar für ein Fass der Sorte Brent an.

US-Verbündeter gegen Al-Kaida
Abdullah war einer der wichtigsten Verbündeten der USA in der Region, etwa im Kampf gegen die Al-Kaida. Er sei überzeugt gewesen, dass die Beziehung zwischen den beiden Staaten wichtig für die Stabilität und Sicherheit im Nahen und Mittleren Osten und darüber hinaus sei, sagte Obama nach der Todesnachricht. Der französische Präsident Francois Hollande lobte Abdullahs "Vision eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten". Noch vor seiner Thronbesteigung hatte Abdullah im Jahr 2002 die Arabische Liga auf eine Friedensinitiative auf Basis der Zwei-Staaten-Lösung mit Israel eingeschworen.

Abdullah sah Saudi-Arabien als wichtigsten Verfechter des sunnitischen Islam. Er unterstützte den Aufstand gegen Syriens Präsident Bashar al-Assad, der von der schiitischen Regionalmacht Iran gestützt wird. Saudi-Arabien schloss sich unter Abdullah auch der von den USA geführten internationalen Militärallianz gegen die radikale Miliz IS an.

Zwischen vorsichtigen Reformen und harter Hand
Im Königreich galt Abdullah als beliebt, auch weil er vorsichtige Reformen anstieß, wie etwa eine gewisse Stärkung der Position von Frauen in dem ultrakonservativen Land. Grundsätzlich änderte sich aber nichts am politischen System Saudi-Arabiens: Die Demokratiebewegungen in anderen Ländern der Region während des Arabischen Frühlings lehnte Abdullah strikt ab. Wer in Saudi-Arabien zu laut mehr Rechte forderte, musste fürchten, ins Gefängnis zu kommen.

Internationale Empörung löste jüngst das drakonische Urteil gegen den Blogger Raif Badawi aus, der wegen liberaler Aussagen zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde. Der Fall ließ in Österreich die Rufe nach einer Schließung des nach dem verstorbenen König benannten Abdullah-Zentrums für interreligiösen Dialog lauter werden.

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