Minister warnt:

“Erst zehn Prozent der Flüchtlinge angekommen”

Ausland
10.01.2016 11:33

Mehr eine Million Flüchtlinge sind 2015 nach Deutschland gekommen. Entwicklungsminister Gerd Müller hat jetzt vor noch größeren Fluchtbewegungen nach Deutschland und Europa gewarnt. "Erst ein Zehntel der in Syrien und im Irak ausgelösten Fluchtwelle ist bei uns angekommen. Acht bis zehn Millionen sind noch unterwegs", sagte Müller der "Bild am Sonntag" und verwies zugleich auf die Situation in Afrika.

"Die, die jetzt zu uns kommen, saßen bereits mehrere Jahre lang in Zeltstädten, Kellern oder Ziegenställen ohne Wasser und Strom. Es ist beschämend, dass die Weltgemeinschaft nicht in der Lage ist, das Überleben vor Ort zu sichern", kritisierte der Minister die mangelhafte Zusammenarbeit der Länder.

Die größten Fluchtbewegungen würden demnach noch bevorstehen, da sich Afrikas Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten verdoppeln werde. "In der Sahara sollen bis zu eine Million Menschen auf der Flucht gestorben sein. Das zeigt die ganze Dramatik", sagte der Minister. Es brauche deshalb eine "vollkommen neue Dimension der internationalen Zusammenarbeit".

"Wir können keine Zäune um Europa bauen"
Der deutsche Entwicklungsminister appellierte an die Verantwortung der Länder Europas. Abschottung sei keine Lösung, so der CSU-Politiker. "Wir können keine Zäune um Deutschland und Europa bauen." Dennoch brauche Deutschland eine Reduzierung. "Eine Million, wie im vergangenen Jahr, können wir nicht erfolgreich integrieren." Vielmehr müssten alle in Europa ihre Verantwortung in der Welt "in einer anderen Dimension" als bisher wahrnehmen.

"Wir haben unseren Wohlstand auf dem Rücken der Entwicklungsländer aufgebaut. Das wird nicht mehr lange gut gehen. Diese Spannungen entladen sich. Dann ist egal, was wir hier festlegen. Die Menschen werden uns nicht fragen, ob sie kommen können", so Müller.

Video aus dem Archiv: "Fluchtverhinderung kostet nur einen Dollar pro Tag"

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