Selbstmordanschlag

Dutzende Tote bei friedlicher Demo in Kabul

Ausland
23.07.2016 13:20

Bei einer Demonstration von Angehörigen der Hazara-Volksgruppe in der afghanischen Hauptstadt Kabul haben Selbstmordattentäter nach offiziellen Angaben mehr als 60 Menschen in den Tod gerissen. Rund 200 seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Unklar war, wie viele Bomben gezündet wurden. Der IS bekannte sich zu der Tat.

Präsident Ashraf Ghani erklärte, Terroristen hätten sich unter die Demonstranten gemischt und Bomben gezündet. Er verurteilte den Anschlag und betonte, friedlicher Protest sei das "Recht eines jeden Bürgers". Nach seinen Angaben waren unter den Toten auch mehrere Sicherheitskräfte. Afghanistans Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah verurteilte den Anschlag: "Es zeigt, dass Terroristen und ihre Verbündeten keinen Respekt vor Menschenleben haben."

Nach Angaben der Organisatoren hatten sich mehr als 10.000 Menschen auf einem zentralen Platz versammelt. Ein Demonstrant, der sich in der Nähe aufgehalten hatte, sagte: "Erst dachten wir, das sei eine Minen-Explosion, aber als ich das Areal erreichte, wurde mir klar, dass es eine Selbstmordattacke war." Er veröffentlichte ein Video auf Facebook, das den Platz mit zahlreichen blutüberströmten Opfern zeigte.

IS bekennt sich zu Anschlag
Der IS erklärte über ihre Agentur Amaq, zwei ihrer Anhänger hätten Sprengstoffgürtel gezündet. Die radikalislamischen Taliban teilten indes mit, sie hätten mit diesem "tragischen Anschlag" nichts zu tun. Er sei das Werk von Feinden.

Die Demonstranten forderten, dass die von Turkmenistan nach Kabul geplante Hochspannungsleitung auch durch zwei überwiegend von Hazaras bewohnte Provinzen geführt werden soll. Die Regierung lehnt dies mit der Begründung ab, das Projekt würde dadurch deutlich teurer und langwieriger. Die Versorgung der beiden Provinzen sei auch so gesichert. Außerdem könnte es Spannungen mit anderen Provinzen geben, wenn sich deren Stromversorgung verzögert.

Die Hazara sind eine persischsprachige Minderheit und stellen mit etwa neun Prozent der Bevölkerung die drittgrößte Minderheit nach den Paschtunen und den Tadschiken. Sie wurden jahrelang diskriminiert. Während der Herrschaft der Taliban wurden Tausende Hazara getötet. Sie sind zumeist schiitische Muslime. Die Mehrheit in Afghanistan sind Sunniten. Auch der IS ist eine sunnitische Gruppierung.

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