Vor Parteigründung

Stronach: “Länder-Euro” und “kleines Berufsheer”

Österreich
21.09.2012 17:00
Der Countdown läuft. Fünf Tage vor der Parteigründung spricht Frank Stronach (80) mit Conny Bischofberger über die Wehrpflicht, seine Idee von einem "Länder-Euro" und sein bevorstehendes "Sommer-", Pardon, "Herbstgespräch" bei Puls 4.

Der Magna-Gründer, den es in die Politik zieht, gebe nur noch Mail-Interviews, schrieb am Freitag der "Standard". "Stimmt jo ned!", lacht Frank Stronach, als ihm seine Assistentin Kathrin Nachbaur ihren Blackberry überreicht. "Ich beantworte immer gerne alle Fragen. Aber ich will dann, dass die Wahrheit drin steht."

Er sei gerade in seinem Büro in der Magna-Zentrale. Die Aussendung, in der sich letzte Woche der Konzern von den politischen Aktivitäten seines Gründers distanziert hatte, sei für ihn keine Kränkung: "Für ein Unternehmen ist es klar, dass es sich nicht politisch betätigen kann und soll. Eine Firma hat eine einzige Aufgabe: Sie muss im Rahmen der Gesetze Gewinne erwirtschaften. Nur so kann es Arbeitsplätze geben." Die Firma tauscht der 80-Jährige nächsten Donnerstag mit der Politik.

"Krone": Herr Stronach, diese Woche stand ganz im Zeichen des Untersuchungsausschusses: Was haben Sie sich gedacht, als der Streit losging?
Frank Stronach: Wenn ein Untersuchungsausschuss in seiner Arbeit unterbrochen wird, hat das den Anschein, dass versucht wird, etwas zu vertuschen.

"Krone": Hätte Bundeskanzler Werner Faymann zur sogenannten Inseratenaffäre aussagen sollen?
Stronach: Die wesentliche Frage ist: Wurden Gesetze verletzt? Niemand steht über den Gesetzen, und das gilt es festzustellen. Österreich ist ein Rechtstaat und das soll auch so bleiben.

"Krone": Jetzt wird der U-Ausschuss einen langsamen Tod sterben. Ist es schade um ihn?
Stronach: Alles muss restlos aufgeklärt werden. Ich habe schon oft gesagt, die Regierung ist das Management-Team eines Landes. Die Bürger haben ein Recht zu wissen, was mit ihrem Steuergeld passiert, damit sie bei der nächsten Wahl entscheiden können, wem sie ihre Zukunft und ihr Geld anvertrauen wollen.

"Krone": Apropos Geld - Sie haben mit der Rückkehr zum Schilling Schlagzeilen gemacht. Rücken Sie mit Ihrem Vorschlag, "Länder-Euros" einzuführen, jetzt davon ab?
Stronach: Nein. Die Währungskrise ist ein sehr komplexes Thema, und ich werde deshalb einen Weisenrat mit Experten miteinbeziehen, um die besten Daten und Fakten zu haben und dann die richtigen Entscheidungen zu treffen.

"Krone": Wer wird in diesem Weisenrat sitzen?
Stronach: Experten aus dem Wirtschafts- und Finanzleben. Die Namen stellen wir gerade zusammen. Dieser Weisenrat wird auch mein Programm noch einmal durchkämmen und das Feintuning machen. Es ist keine Schande zu sagen: Ich bin kein Alleswisser, deshalb hole ich mir Leute, denen ich die entscheidenden Fragen stellen kann. Ich vertrete auch keine Banken und keine Spekulanten. Mich interessiert nur: Was ist gut für Österreich?

"Krone": Ist Ihre Idee, in verschiedenen Ländern verschiedene "Arten" des Euro zu installieren - also nicht nur einen Nord- und Süd-Euro –, gut für Österreich? Das ist doch eher ein Todesstoß für die gemeinsame Währung.
Stronach: Es ist genau umgekehrt! So wie der Euro und die Währungsgemeinschaft jetzt strukturiert sind, ist es der Todesstoß. Meine Lösung wäre eine Möglichkeit, den Euro zu retten! Jedes Euro-Land könnte seinen eigenen Euro haben: Die Österreicher einen österreichischen Euro, die Griechen einen griechischen Euro etc. Ich glaube, die Österreicher wissen, dass ihr Euro mehr wert sein sollte als der griechische. Durch flexible Wechselkurse wird jeder Euro entsprechend der jeweiligen Wirtschaftskraft innerhalb einer festzulegenden Bandbreite auf- oder abgewertet. Eine Europäische Kontrollbank kontrolliert die Geldmengen und hält den Geldmarkt transparent. Der Marktpreis wird sich so bilden. Damit steigert jedes Land seine Wettbewerbsfähigkeit.

"Krone": Die Märkte beantworten ja die finanzielle Situation der Länder jetzt auch schon. Spanien muss etwa sechs Prozent für Kredite zahlen, Österreich nur zwei.
Stronach: Ja natürlich, die Märkte reagieren, weil sie draufkommen, dass große Unterschiede in der Kreditwürdigkeit bei den verschiedenen Ländern bestehen und dass das Risiko, dass sie ihr Geld von den Südländern nicht zurückbekommen, sehr groß ist. Der Großteil der Südländer ist in der Agrarwirtschaft tätig. Das haben die Banken gewusst, und trotzdem haben sie den Südländern immer mehr Kredite gegeben, weil sie sich darauf verlassen konnten, dass sie von den Staaten – also den Steuerzahlern – gerettet werden können. Die unverantwortlichen Regierungen, vor allem die in Österreich und in Deutschland, haben also die Banken mit dem Geld der Bürger gerettet. Die Bürger in den Südländern haben nichts von dem Geld zu sehen bekommen, das haben alles die Banken einkassiert, während die Griechen selbst immer ärmer werden und obendrauf noch einen Hass auf die vermeintlichen Ausbeuter bekommen! Die unverantwortlichen Regierungen und die Großbanken haben das Steuergeld der österreichischen und deutschen Bürger verzockt und den guten Namen der Österreicher und Deutschen ruiniert!

"Krone": Haben nicht gerade Sie mit Ihren Firmen vom Euro profitiert?
Stronach: Nein, Magna hat nichts an Griechenland verkauft. Für die großen Firmen ist es natürlich schön, einen großen Absatzmarkt mit einem scheinbar kaufkräftigen Publikum zu haben. Aber das ist ein Trugschluss: Die österreichischen und deutschen Unternehmen exportieren, aber die meisten Südländer bezahlen nicht für die Produkte. Die schreiben einfach bei der österreichischen Nationalbank und bei der deutschen Bundesbank an. Wir exportieren und bekommen dafür kein Geld, sondern eine wertlose Forderung, weil die wahrscheinlich nie zahlen werden! Am Schluss müssen die Steuerzahler die Rechnung übernehmen - das kann nicht richtig sein!

"Krone": Herr Stronach, die ÖVP will das Heer reformieren und den Zivildienst aufrechterhalten, die SPÖ fordert ein Berufsheer. Auf welcher Seite stehen Sie?
Stronach: Wir stellen uns auf keine Seite, sondern fragen auch hier: Was ist die beste Lösung für Österreich? Ich glaube, die beste Lösung wäre, wenn wir unsere Soldaten in einem kleinen, militärisch gut ausgebildeten, hoch spezialisierten Berufsheer modern ausrüsten. Und dies vor allem für Katastropheneinsätze. Zusätzlich sollen sich junge Menschen zu einem freiwilligen, zweijährigen Wehrdienst melden können. Mit jungen Menschen meine ich Männer und Frauen. Und wichtig ist die Freiwilligkeit. Keine Regierung kann Leute zwingen, etwas zu tun. Daneben soll es auch die Möglichkeit zu einem ebenso zweijährigen, freiwilligen Zivildienst geben.

"Krone": Könnte dieses "kleine Berufsheer" auch seine internationalen Aufgaben, wie z.B. die der Blauhelme, dann noch wahrnehmen?
Stronach: Ich denke schon, aber es wird Aufgabe der Regierung sein, das zu entscheiden. Für das Berufsheer braucht man höchstens 10.000 bis 13.000 Mann.

"Krone": Haben Sie selber eigentlich Präsenzdienst geleistet?
Stronach: Nein. Für die Wehrmacht war ich zu jung und für den Präsenzdienst zu alt.

"Krone": In fünf Tagen werden Sie Ihre Partei aus der Taufe heben. Schon alle Mandatare beisammen?
Stronach: Ja, es gibt immer mehr Abgeordnete, die sich mit unseren Werten und unserem Programm identifizieren können. Jeder, der sich für die politische Bewegung interessiert, ist herzlich eingeladen, am kommenden Donnerstag ab 18 Uhr im Magna Racino in Ebreichsdorf dabei zu sein. Unter der Mailadresse anmeldung@stronachinstitut.at kann man sich anmelden.

"Krone": Halten Sie es noch immer für möglich, bei den Wahlen 30 Prozent zu erreichen?
Stronach: Ich trete doch nicht an und sage, mir reicht es, wenn ich Zweiter werde! Man muss sich immer hohe Ziele setzen. Deshalb sind 30 Prozent immerie nicht erreicht. Jetzt gibt's ein Herbstgespräch bei Puls 4. Haben Sie sich vorgenommen, Frau Milborn höflicher zu behandeln als Frau Lorenz-Dittlbacher?
Stronach: Ich glaube, ich WAR höflich. Meine Stimme mag vielleicht etwas lauter gewesen sein als normalerweise, weil sie mich nicht ausreden ließ. Ich war eingeladen, um mich zum ESM zu äußern. Ich wusste ja schon im Vorhinein, dass man mich in Wirklichkeit nicht zum Thema ESM zu Wort kommen lassen wollte, ich habe da schriftliche Beweise. Der Punkt ist: Der ESM ist ein Knebelvertrag, durch den die Regierung die Bürger über Generationen hinaus verschuldet und verpflichtet - und das müssen die Bürger wissen.

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