Das freie Wort

Söders Ischgl-Trauma

Um gleich vorweg jeden Selbstzweck auszuschließen, ich habe das Skifahren bereits vor Jahren aufgegeben, und ein diesbezügliches Verbot würde mich deshalb persönlich nicht besonders treffen. Was mir aber gehörig, und das nicht erst jetzt, auf die Nerven geht, ist das Geheule unseres bayrischen Nachbarn Ministerpräsident Markus Söder, der offensichtlich an einem „Ischgl-Trauma“ leidet und keine Gelegenheit auslässt, seinen Tiroler Nachbarn eins auszuwischen. Schon seit Monaten lässt Herr Söder kein gutes Haar an Österreich, wenn er bloß daran denkt, dass seine bayrischen Landsleute und überhaupt eine beachtliche Anzahl von Deutschen in Österreich sehr gerne Urlaub machen. Schon während der Sommermonate hat er dazu aufgerufen, auf einen Urlaub in Österreich oder auch anderswo im Ausland zu verzichten. Jetzt, wo es um die bevorstehende Skisaison geht, die für viele Tourismusbetriebe den letzten Rettungsanker darstellt, stimmt er gleich lautstark dagegen – und das war so sicher von ihm zu erwarten wie das Amen im Gebet. Nachdem ja MP Söder und in seinem Windschatten auch der eine oder andere bayrische Landrat ohnehin schon seit Monaten klarzumachen versuchen, dass Bayern ja in der Hauptsache wegen seiner Nähe zu Österreich so stark von Corona betroffen ist, kommt der Vorstoß des italienischen MP Conte wie gerufen, um Ischgl gleich wieder in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken und den österreichischen Tourismus als einen der wesentlichen Urheber für die Verbreitung von Corona in Bayern – oder möglicherweise in ganz Europa – abzustempeln. So bleibt zu hoffen, dass der Tourismusbranche und ihren Mitarbeitern, die zu den am härtesten betroffenen Branchen aufgrund der Pandemie-Maßnahmen zählt und viele Betriebe eine Pleite ohnehin kaum noch verhindern können, nicht auch noch diese Überlebensmöglichkeit entzogen wird. Allen Skifahrern und Winterurlaubern sei aber ans Herz gelegt, nicht nur ihre diversen Sportgeräte, sondern auf jeden Fall auch das „Hirn“ mit in den Winterurlaub zu nehmen und bestimmte Grundregeln, die eine Ansteckung weitgehend verhindern sollen, einzuhalten. Die Tourismusbranche selbst hat sich nach eigenen Aussagen sehr sorgsam und gründlich auf eine möglichst gefahrlose Wintersaison vorbereitet, und ein Après-Ski wird es ohnehin nicht geben. Ob und ab wann es für den österreichischen Tourismus eine Wintersaison geben wird, ist, wie so vieles andere auch, leider ungewiss. Was es aber am wenigsten braucht, sind die fast schon routinemäßigen Aufrufe und Seitenhiebe des Herrn Söder gegen Österreich, der im gleichen Atemzug zu Solidarität aufruft.

Franz Zwickl, per E-Mail

Erschienen am Fr, 27.11.2020

Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
navigate_before
today

Do., 2. Mai. 2024

arrow_drop_down
navigate_next
  • Mag. Anton Bürger

    Der 1. Mai 2024 ist Geschichte!

    Die Parteien haben unterschiedlich gefeiert, aber alle waren irgendwie wahlkämpfend unterwegs! Auch Leserbriefschreiber haben in den letzten Tagen ...
  • Martin Krämer

    Die Schwächen der Demokratie

    In Hamburg demonstrierten kürzlich rund eintausend Islamisten und bezeichneten Deutschland als „Meinungs- und Wertediktatur“, wobei gleichzeitig die ...
  • Dr. Peter Kozlowsky

    Nicht genügend, setzen!

    Eigentlich ist es unfassbar. Die vereinte Linke – also SPÖ und Grüne – sieht die Lösung des Migrantenproblems in einer Quotenregelung. Also eine ...
  • Michael Siemakowski

    Keine E-Mopeds auf Fahrradstreifen

    Lange hat’s gedauert, bis die Politik draufgekommen ist. Ein Aus müsste es jedoch für alle motorisierten Gefährte geben. Darüber hinaus stellen jene ...
  • Paul Glattauer

    Bierpartei tritt an

    Wie Marco Pogo alias Dominik Wlazny mitgeteilt hat, tritt er mit seiner Bierpartei bei der kommenden Nationalratswahl an, obwohl er sein gesetztes ...
  • Franz Weinpolter

    Wunderwuzzis Bierpartei

    Dominik Wlazny alias Marco Pogo verkündete das Antreten seiner Bierpartei bei der Nationalratswahl. Natürlich ist es in unserer Demokratie erlaubt, ...
  • Markus Karner

    Zur Bierpartei

    Die Bierpartei wird eine Alternative gegenüber den etablierten Parteien sein, trotz ihres Namens. Sie wird viele Protest- und Nichtwähler ansprechen ...
  • Helmut Speil

    Babler, der Umverteiler

    Herr Babler will nun illegal eingereiste Asylwerber auf die Bundesländer verteilen, was ja das Eingeständnis des völligen Versagens roter ...
  • Karl Brunner

    Weniger arbeiten?

    Weniger arbeiten und zugleich das hohe Wohlstandsniveau und den Sozialstaat erhalten, wie soll das gehen? Wie steht es um die Solidarität, wenn die ...
  • Ingo Fischer

    Politisches Eigentor

    Während eine große Mehrheit der österreichischen Bevölkerung einen Asylstopp fordert, sinniert SPÖ-Chef Babler allen Ernstes über eine ...
  • Franz Rudolf

    Politik mit „Herz und Hirn“?

    Bei der Bezeichnung des SPÖ-Projektes „Herz und Hirn “ scheint man sich im Namen vergriffen zu haben. Mit einer 32-Stunden-Woche und noch mehr ...
  • Stephan Pestitschek

    Mehr Geld für weniger Arbeit

    1. Mai – Wunschtag für unfinanzierbare linke Träume von hohen Löhnen für immer weniger Arbeit, für immer mehr Gratisleistungen vom Staat, für immer ...
  • Christian Stafflinger

    Wäre das möglich?

    So gerne ich es auch wieder hätte: Das Gefühl, wenigstens einer Partei vertrauen zu können, ist mir in den letzten Jahren der Multikrisen und ...
  • Heinrich Trenkwalder

    AUA-Gehälter

    Nach mehr als 20 Runden Erpressungstaktik endlich die Einigung! Der „Erfolg“ für die AUA und den Flughafen: ein zweistelliger Millionenbetrag! Für ...
  • Mag. Wilfried Ledolter

    Riesenprobleme im Wiener Bildungsbereich

    Bildung ist einer der wichtigsten Pfeiler jeder Gesellschaft. Derzeit kommen monatlich um die 350 Kinder von syrischen Asylberechtigten im Zuge von ...
  • Juliane Perner

    „Kellermonster“ Fritzl

    Es ist für mich unverständlich, dass über Fritzls Haft eine Verhandlung geführt wird. Dieses Monster, das seiner Tochter 24 Jahre ihres Lebens ...
  • Name und Adresse der Redaktion bekannt

    „Ich freue mich auf draußen“

    Ehrlich gesagt: Mir graust davor, dass der Herr F. aus der Haft entlassen wird, denn er hat seiner Tochter etwa 24 Jahre lang Schlimmes angetan – und ...
navigate_before
today

Do., 2. Mai. 2024

arrow_drop_down
navigate_next



Kostenlose Spiele