Für muslimische Väter

Pädagoginnen sollen sich züchtig anziehen

Eine Kindergartenleiterin in Wien soll Mitarbeiterinnen eine züchtige Garderobe befohlen haben, um muslimische Väter nicht zu verärgern. Die Behörde prüft den Fall. Auch Wiens Bildungsstadtrat äußert sich.

Kürzere Röcke in der Sommerhitze, Shirts oder gar dünne Blusen – in einem Kindergarten in Penzing (Adresse der Redaktion bekannt) alles nicht erwünscht. Die „Krone“ ereilte dieser Tage folgender Hilferuf: „Da gibt es eine Einrichtung, in der die Leiterin tatsächlich von ihren Mitarbeiterinnen verlangt, sie sollen geschlossene Kleidung tragen, denn es kommen muslimische Männer, die ihre Kinder abholen.“ Heißt: Kleidungs-Diktat von oben, damit sich Väter islamisch erzogener Kinder nicht vom Anblick der Damen belästigt fühlen. Verhüllen als Pflicht.

Das sagt die Behörde
Die „Krone“ fragte bei der zuständigen Behörde (MA 10) nach, es folgte ein durchaus bizarrer Schriftwechsel. Die Erklärung der Leiterin der Unternehmenskommunikation: „Seitens der Stadt Wien gibt es keine Vorgabe bezüglich ,höher geschlossener Kleidung‘. Unsere Mitarbeiter*innen entscheiden selbst, welche Kleidung in ihrem Berufsalltag passend ist. Wir erwarten hierbei jedoch von unseren Mitarbeiter*innen, dass ihr Erscheinungsbild sauber und gepflegt ist, sowie, dass die Kleidung für den pädagogischen Alltag im Kindergarten zweckdienlich ist.“

Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) (Bild: Jöchl Martin)
Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS)

So weit, so gut. Aber welche Regeln hat nun die Chefin des Penzinger Kindergartens vorgeschrieben. Die MA10 erklärt weiter: „Betreffend den erwähnten Standort bedanken wir uns für den Hinweis und werden den Sachverhalt intern prüfen. Sollte es notwendig sein, werden wir hier gegebenenfalls weitere Schritte setzen. Die von Ihnen geschilderte Vorgehensweise entspricht jedenfalls nicht unserer Haltung.“ Weitere Nachfragen, wie die Stadt mit der Leiterin des Kindergartens weiter vorgeht, sind nicht erwünscht, reine Verschlusssache. Wortwörtlich: „Zu Gesprächen mit oder zwischen Mitarbeiter*innen kann ich Ihnen keine Auskunft geben.“ Bedeutet: Zu den muslimfreundlichen Kleidervorschriften gibt man sich genauso bedeckt, wie es die Leiterin offenbar von ihren Mitarbeiterinnen erwartet.

„Mit Demokratie nicht vereinbar“
Die „Krone“ fragte beim zuständigen Stadtrat nach, was denn da in Penzing los ist. Christoph Wiederkehr von den NEOS: „Die Pädagoginnen und Pädagogen in den Wiener Kindergärten tragen Kleidung, die für ihren Job zweckmäßig und angemessen ist. Darüber hinaus gehende Kleidungsvorschriften können durch die einzelnen Standorte nicht verfügt werden. Religiöse Kleidungsgebote in öffentlichen Einrichtungen halte ich für inakzeptabel, denn sie sind mit den Werten einer liberalen Demokratie nicht vereinbar.“

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