Streik in Frankreich

Eisenbahnerstreik kostet Sarkozy Sympathien

Ausland
23.11.2007 11:15
Der Eisenbahnerstreik in Frankreich hat Präsident Nicolas Sarkozy erhebliche Sympathien bei den Wählern gekostet. Die Opposition kann davon aber nicht profitieren. Der Streik soll nach Angaben der Staatsbahn SNCF bald auslaufen. Am Wochenende würden die Züge praktisch wieder normal verkehren.

Nach einer Umfrage des Instituts OpinionWay für die Pariser Zeitung "Metro" ging die Zustimmung für Sarkozy von 63 auf 58 Prozent zurück. Sein Vorgänger Jacques Chirac war 1995 nach einem Bahnstreik sogar auf 27 Prozent Zustimmung gerutscht.

Sarkozys Justizministerin Rachida Dati, die mit Juristenstreiks gegen ihre Justizreform zu kämpfen hat, fiel sogar um 13 Punkte auf 50 Prozent. Auch alle anderen Minister büßten Wählersympathien ein. Die linke Opposition, die zum unpopulären Bahnstreik weitgehend geschwiegen hatte, verlor ebenfalls. 

Situation entspannt sich
Im Pariser Nahverkehrsnetz war der Bahngesellschaft RATP zufolge die Lage bereits am Donnerstag wesentlich entspannter als an den Vortagen. Vertreter von Regierung, Gewerkschaften und Unternehmen zeigten sich mit den Ergebnissen einer ersten Verhandlungsrunde vom Vortag zufrieden. 

Bereits am Donnerstagvormittag hatte sich erstmals ein baldiges Streikende abgezeichnet. Bei den Pariser Verkehrsbetrieben RATP ließ nur noch ein Zehntel der Beschäftigten die Arbeit ruhen, wie das Unternehmen mitteilte. Selbst die unnachgiebige Gewerkschaft Sud erklärte, sie setze den Streik bei der RATP "ohne große Überzeugung" fort.

Nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft SNCF stimmten 42 von 45 Streikversammlungen für ein Ende des Arbeitskampfes. Der Ausstand richtet sich gegen Pläne von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, das Rentenalter für Mitarbeiter von Staatsbetrieben anzuheben. Darüber wird seit Mittwoch verhandelt.

Arbeitnehmerchef Didier Le Reste von der größten Bahngewerkschaft CGT sagte, die ersten Dreiergespräche mit Regierung und Chefetage am Vortag hätten gewisse Fortschritte erbracht. Die Mitarbeiter sollten bei Betriebsversammlungen nun darüber entscheiden, ob sie den Streik deshalb beenden wollten.

Rückkehr zur Normalität
Laut RATP zeichnete sich in Paris "ganz deutlich" eine Rückkehr zur Normalität ab. Demnach fuhren drei von vier Metros und fast genauso viele Busse in der Hauptstadt wieder normal. Die Schnellbahn zu den Pariser Flughäfen fiel zwar weiter aus, die Beschäftigten stimmten aber für eine Wiederaufnahme der Arbeit. Auf der S-Bahnstrecke RER A fuhr etwa jeder dritte Zug. 

Bei der Staatsbahn SNCF streikt noch jeder siebente Beschäftigte, nachdem es am Mittwoch noch knapp ein Viertel waren. Vielfach wurde in Betriebsversammlungen für ein Ende des Streiks gestimmt, aber nicht überall. Bahnchefin Anne-Marie Idrac rechnet damit, dass mindestens zwei Tage nötig sind, damit der Verkehr nach Streikende wieder normal läuft. Für den Güterverkehr erklärte die SNCF, sie rechne ab Montag wieder mit normalen Verhältnissen.

Streik gegen Abschaffung der Frührente
Die Eisenbahner sind seit Dienstag vergangener Woche im Ausstand. Sie protestieren gegen die geplante Abschaffung der Frührente in Staatsbetrieben wie der SNCF. Derzeit können die Beschäftigten staatlicher Betriebe - also auch der großen Energieversorger EDF und GDF - teils schon mit 50 Jahren in Rente gehen. 

Der Streik gegen die geplante Reform kostet das Land täglich bis zu 400 Millionen Euro, wie die Regierung vorrechnete. Präsident Nicolas Sarkozy beteuerte am Dienstag, er werde von seinem Reformvorhaben nicht ablassen.

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