Debatte in Italien

Vater: Tochter Eluana (34) soll sterben dürfen

Ausland
17.10.2007 09:37
Die Italienerin Eluana Englaro (Foto) liegt seit 15 Jahren im Koma. Ihr Vater kämpft darum, dass die künstliche Ernährung seiner Tochter eingestellt wird und sie endlich sterben darf. Jetzt haben italienische Höchstrichter Bedingungen festgelegt, unter denen die lebenserhaltenden Maßnahmen für die 34-Jährige beendet werden könnten, und damit eine heftige Debatte ausgelöst.

Der Vater von Eluana Englaro hatte jahrelang erfolglos auf dem Rechtsweg für die Erlaubnis gekämpft, die künstliche Ernährung seiner Tochter einzustellen. Nun hat das Kassationsgericht in einer als historisch bewerteten Entscheidung erklärt, dass der Fall noch einmal überprüft werden muss.

Gerichtspräsident Vincenzo Carbone teilte mit, ein Abbruch der künstlichen Ernährung dürfe durch einen Richter nur bewilligt werden, wenn zwei Voraussetzungen gegeben seien. Erstens müsse ein "vegetativer Zustand" der betroffenen Patienten vorliegen, der gemäß internationaler Standards zweifelsfrei klinisch festgestellt werden müsse.

Würde Eluana sterben wollen?
Die zweite Voraussetzung betreffe den Willen des Patienten. Es müsse unter Berücksichtigung von dessen ethischen, religiösen und philosophischen Überzeugungen nachwiesen werden, dass dieser eine Fortsetzung der Therapie abgelehnt hätte. Konkret heiße dies, dass Eluana angesichts ihres irreversiblen vegetativen Zustands, wenn sie die Wahl hätte, einen Abbruch ihrer Behandlung vorziehen würde.

Aufgrund der Entscheidung des Kassationsgerichts muss das Berufungsgericht in Mailand, das den Antrag von Eluanas Vater abgewiesen hatte, diesen nun erneut prüfen. Das Höchstgericht stellte zugleich fest, dass es zur Zeit keine ausreichenden gesetzlichen Grundlagen gebe, um in Fällen wie diesem über einen Antrag auf Beendigung einer medizinischen Behandlung urteilen zu können.

Seit 1992 im Koma
Eluana war 1992 im Alter von 19 Jahren in Folge eines schweren Autounfalls ins Koma gefallen. Sie befindet sich in einem Spital in Lecco nördlich von Mailand. Entsprechend den internationalen Übereinkünften hatten die Ärzte zwölf Monate nach dem Unfall diagnostiziert, dass der Komazustand irreversibel ist. Seitdem kämpfte Eluanas Vater, Beppino Englaro, bisher vergebens darum, dass die lebenserhaltenden Geräte bei seiner Tochter abgestellt werden.

Der Neurologe Carlo Alberto Defanti sagte, er würde der Bitte des Vaters entsprechen. Er habe die Patientin vor elf Jahren untersucht und keine Anzeichen eines Bewusstseins gefunden. 2001 habe er dieselbe Diagnose gestellt.

Die italienische Bischofskonferenz (CEI) kritisierte die Entscheidung des Höchstgerichts. "Wir Bischöfe bekräftigen den Schutz des Lebens bis zu seinem natürlichen Ende und erachten verabreichte Infusionen als Recht des Menschen auf Leben und nicht als therapeutische Hartnäckigkeit", erklärte CEI-Generalsekretär Giuseppe Betori. Zum konkreten Fall von Eluana Englaro wollte er sich allerdings nicht äußern.

Erinnerungen an Terri Schiavo
Im Jahr 2005 erschütterte die Geschichte der Amerikanerin Terri Schiavo die ganze Welt. Sie war 1990 ins Wachkoma gefallen. Im März 2005 wurde auf Wunsch ihres Ehemannes die künstliche Ernährung eingestellt. Die 41-Jährige überlebte daraufhin 13 Tage ohne Nahrung und Wasser.

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