Kepler-Weltkarte weg

Kunst-Krimi: Dieb war ein Fachmann

Tirol
17.10.2017 15:18

Er ist der Polizei kein Unbekannter. Und er wusste genau, wie er vorgehen muss. Die Rede ist von jenem Kunstdieb, der eine alte Weltkarte von Johannes Kepler aus der Universitäts- und Landesbibliothek in Innsbruck gestohlen hat. Die Tat fiel erst kürzlich auf. Die Spur führt zu einem deutschen Frühpensionisten. Die Uni zieht nach dem Vorfall Konsequenzen.

Er kam, sah und stahl! Doch er war bestimmt kein Gelegenheitsdieb. Jener Mann, der am 28. Juli in die Universitäts- und Landesbibliothek am Innsbrucker Innrain marschierte. Ein honoriger Herr mit kunstsinnigem Auftreten - so wird er von den Ermittlern der Polizei beschrieben. "Er hat sich als Fachbesucher ordnungsgemäß angemeldet und wurde mit den gewünschten Büchern in einen eigenen Leseraum mit Aufsicht geführt", beschreibt Nikolaus Hörtnagl vom Landeskriminalamt den Ablauf. Unter den vorgelegten Büchern waren auch die "Rudolfinischen Tafeln" - eine Sammlung zur Vorhersage von Planetenstellungen. Keplers letztes großes Werk (1627), an das er den Kupferstich einer Weltkarte angehängt hat. Die 71 mal 43 Zentimeter große Karte war gefaltet. Auf 30.000 € wird der Wert des Kupferstichs geschätzt.

Tat vorerst unbemerkt

Was dann geschah, rekonstruiert Hörtnagl so: "Der Mann dürfte in einem unbeobachteten Moment mit einem Messer die Karte herausgeschnitten haben." Niemand bemerkte etwas. Der interessierte Herr verabschiedete sich und ging.

Erst vor Kurzem wurde der Diebstahl entdeckt und Anzeige erstattet. Rasch war klar, dass nur der 63-jährige Frühpensionist aus Deutschland für die Tat in Frage kommt. Die Einsicht in Werke wie den "Rudolfinischen Tafeln" ist nur unter bestimmten Umständen möglich. Besucher müssen ihre Daten bekanntgeben.

Die Uni zieht Konsequenzen aus dem Vorfall. Man werde die Sicherheitsvorkehrungen ausbauen, heißt es. Die Bibliothek müsse aber ein Ort bleiben, zu dem Interessierte Zugang haben.

Claudia Thurner, Kronen Zeitung

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