Holzbretter, Schloss

Eltern sperrten Bub (2) in Käfig: Urteil in Wien

Österreich
07.09.2017 14:18

Überforderte Eltern in Wien-Favoriten haben ihren aufgeweckten Zweijährigen im Vorjahr mehrmals in einen Käfig gesperrt. Grund dafür: Der Kleine war immer wieder aus seinem Gitterbett gekraxelt. Daraufhin nagelte der Vater Bretter zusammen, legte sie über das Bett und sicherte den Verschlag zusätzlich mit einem Vorhängeschloss. Am Donnerstag wurden der 32-Jährige und die 24-jährige Mutter am Landesgericht verurteilt.

Die junge Frau war knapp 17, als sie sich in den acht Jahre älteren Mann verliebte. Die beiden bezogen eine kleine Wohnung in Favoriten. Schon kurz danach bekam die Noch-17-Jährige ihr erstes Kind, zwei weitere folgten. Spätestens nach der Geburt des jüngsten Sohnes im Mai 2016 dürfte das junge Paar mit den kleinen Kindern überfordert gewesen sein.

"Damit phasenweise a Ruh' ist"
Der ältere, im Sommer 2014 geborene Sohn blieb oft die Nacht über nicht in seinem Gitterbettchen liegen. Der Vater zimmerte deshalb aus mehreren Brettern eine Platte und schloss den Kleinen damit im Bett ein, "damit phasenweise a Ruh' ist", wie er nun Richter Gerald Wagner gestand. Er habe auch deshalb "den Deckel zugemacht", weil die sechsjährige Tochter den Kleinen sekkiert habe, behauptete er: "Es war auch, um ihn zu schützen. Und damit er in Ruhe sein Flascherl trinken kann."

17-Jährige von Freund bedroht
Während der 32-Jährige keiner Arbeit nachging, hatte die dreifache Mutter zuletzt als Kellnerin gejobbt. "Wenn ich daheim war, habe ich das Schloss immer weggetan", versicherte sie dem Richter. Ihr sei klar gewesen, dass das Verschließen des Gitterbetts "eine hirnrissige Idee" war. Aus Angst vor ihrem langjährigen Partner habe sie die von ihm gesetzte Maßnahme hingenommen: "Er hat mich schon in der ersten Schwangerschaft geschlagen." Außerdem habe ihr Freund gedroht, sie werde "ein paar Kugeln" abbekommen, falls sie sich ans Jugendamt wende.

Onkel verständigte Polizei
Aufgeflogen war die Sache dank der damals sechsjährigen Tochter am 17. September 2016. Ihr Vater war nicht zu Hause, die Mutter hatte sich nach einer Nachtschicht schlafen gelegt. Das Mädchen nahm in dieser Situation den Wohnungsschlüssel an sich und marschierte zu Fuß zur Großmutter, die einige Hundert Meter entfernt lebt. Dort angelangt, berichtete die Sechsjährige, ihr jüngerer Bruder werde immer wieder in sein Gitterbett gesperrt. Auch jetzt gerade habe man ihn weggesperrt. Der anwesende Onkel - ein jüngerer Bruder des Angeklagten - ging mit dem Mädchen zurück in die Wohnung und entdeckte den Käfig. Der 17-Jährige verständigte auf der Stelle die Polizei, noch am selben Tag wurden den Eltern die Kinder abgenommen.

Kinder bei Pflegeeltern und im Heim untergebracht
Die Eltern wurden am Ende der Verhandlung wegen Freiheitsentziehung verurteilt, kamen aber noch mit Bewährungsstrafen davon. Der Vater kassierte insgesamt eineinhalb Jahre bedingt - er hatte seine Partnerin im Juli 2016 in einem Wutanfall mit einem Ventilator verprügelt und verbotenerweise ein Butterfly-Messer besessen. Die Mutter erhielt sechs Monate bedingt. Die Urteile sind bereits rechtskräftig. Das Paar hat sich mittlerweile getrennt. Ihre Tochter lebt in einem Heim, die beiden Söhne bei Pflegeeltern.

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