Außenminister Sebastian Kurz wirft dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan "diktatorische Züge" vor. "Er entwickelt das Land in eine falsche und gefährliche Richtung. Sein Umgang mit Kritikern, Andersdenkenden und Minderheiten ist absolut inakzeptabel. Präsident Erdogan zeigt definitiv diktatorische Züge", sagte Kurz der deutschen Zeitung "Die Welt".
Mit Blick auf den von der Türkei angestrebten EU-Beitritt betonte Kurz: "Auch wenn Ankara bis zum Jahr 2023 einen EU-Beitritt anstrebt, wird das nicht stattfinden." Den Europäern sei bewusst, dass sich im Jahr 2023 die Gründung der Türkischen Republik zum 100. Mal jähre. "Aber man muss trotzdem klar festhalten: Das Land bewegt sich immer weiter von Europa weg, die wirtschaftlichen Auswirkungen wären für beide Seiten unkalkulierbar, und außerdem würde ein Beitritt die Aufnahmefähigkeit der EU überfordern", fügte Kurz hinzu. Schon nach dem Verfassungsreferendum in der Türkei im April, das mit einem knappen "Ja" für das neue Präsidialsystem ausging, hatte sich Kurz für einen Abbruch der Beitrittsverhandlungen ausgesprochen.
"Vertiefung der Zollunion unrealistisch"
Österreich unterstütze die Position der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die eine Ausweitung der Zollunion mit Ankara zurzeit ablehnt, sagte der Außenminister und ÖVP-Chef. "So wie derzeit in der Türkei die Menschenrechte und demokratischen Grundwerte systematisch verletzt werden, ist eine Vertiefung der Zollunion mit der Türkei völlig unrealistisch." Die Regierung in Ankara hat erhebliches Interesse daran, die seit 1996 mit der EU bestehende Zollunion auf Landwirtschaftsprodukte, öffentliche Aufträge und Dienstleistungen auszuweiten. Ziel ist ein stärkeres Wirtschaftswachstum.
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