Trösten und erklären

Scheidung: Kinder richtig unterstützen!

Leben
06.06.2017 08:04

Eine Trennung betrifft nicht immer nur zwei Menschen, häufig sind auch Kinder betroffen. Eltern wünschen sich natürlich, dass es den Sprösslingen trotzdem gut geht - vielleicht sogar besser als vor der Auflösung der Partnerschaft. Ist diese doch oft von langen, zermürbenden Streitigkeiten geprägt. Doch ist es nicht immer leicht, sich zum Wohle der Kinder zusammenzuraufen und den eigenen Schmerz hintanzustellen. Konfliktberaterin Barbara Nanoff-Schediwy erklärt, wie Eltern Kindern zuliebe an einem Strang ziehen, auf welche Signale sie nach einer Scheidung achten sollten und wie sie dem Nachwuchs in dieser oft schwierigen Zeit der Zerrissenheit beistehen können.

Kinder und Jugendliche brauchen - ob vor oder nach einer Trennung - Eltern, die auf respektvoller und kooperativer Ebene miteinander kommunizieren. Oft gelingt das Ex-Partnern erst nach einer Trennung - und genügend verstrichener Zeit - wieder besser. Wenn nicht, sollte auf jeden Fall ernsthaft an einer Verbesserung des Gesprächsklimas gearbeitet werden - zum Wohle der Kinder. In der ersten Zeit nach Trennung kann dies etwa schriftlich geschehen, z.B. über ein "Mitteilungsheft" oder per E-Mail. Dies sollte, trotz aller Vorbehalte dem Ex-Partner gegenüber, auf professioneller Ebene geschehen.

Streit und Verachtung helfen nicht
Kinder brauchen, weder in der schmerzvollen Zeit der Trennung der Eltern, noch davor oder danach, Streit, Verachtung oder Situationen, in denen sie sich auf ein Elternteil festlegen sollen. Oft sind sie mit der Situation überfordert und mit einem Gefühl der Ohnmacht konfrontiert. Kinder wollen wissen, dass sie wahrgenommen werden - mit all ihren Sorgen und Bedürfnissen, aber auch die Eltern unterstützen - besonders, wenn es diesen schlecht geht. Doch als Entscheidungsträger sollten sie nicht fungieren: Entschieden werden sollte gemeinsam, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Kinder.

Kinder sind sehr feinfühlig
Die meisten getrennten Paare wissen um das Problem der Loyalitätskonflikte, in die so manches Kind nach der Scheidung gerät. Und doch kann diesen nicht immer ausgewichen werden, zu subtil sind Bemerkungen, die jegliches Feingefühl vermissen lassen, oft. Sätze wie "Der Papa will das ja nicht ..." oder "Die Mama ist eben so" werden ohne langes Überlegen ausgesprochen, vom Kind aber sehr wohl registriert.

Verhaltensauffälligkeiten nach einer Scheidung
Trennungen sind in jedem Alter belastend für Kinder und Jugendliche, doch jedes Geschlecht und jede Altersgruppe reagieren etwas unterschiedlich auf Trennungen. So bringen Kinder von ein bis drei Jahren ihre Gefühle oft durch vermehrtes Weinen, "Fremdln" oder Schuldgefühle, die sich in Trotz und Aggression umwandeln, zum Ausdruck. Im Volksschulalter kommen Gefühle tiefer Traurigkeit und Hilflosigkeit häufig vor. In der Pubertät wollen Kinder oft einen Elternteil schützen oder greifen konkret Partei. "Jugendliche wollen das elterliche Nest zwar zunehmend verlassen, allerdings nicht, dass dieses Nest zerfällt - was zu einem Problem mit Identität und Abgrenzung führen kann", so Konfliktberaterin Barbara Nanoff-Schediwy. Jugendliche leiden dabe ebenso wie jüngere Kinder, Buben eher tendenziell aggressiv, Mädchen eher verdrängend und oft autoaggressiv.

Kinder leben im Moment
Nicht immer zeigen sich die Reaktionen unmittelbar nach einer Scheidung, manchmal werden diese indirekt und nonverbal zum Ausdruck gebracht. Oft gehen sie mit Verhaltensauffälligkeiten einher, wie z. B. zunehmender Aggressivität oder Bettnässen. Zeigen sich (kleinere) Kinder zeitweise aber auch richtig vergnügt, heißt das nicht unbedingt, dass sie nicht leiden. Kinder leben im Moment und können zwischendurch "vergessen". Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihnen die Situation viel abverlangt. Das Leben von Scheidungskindern verändert sich, ohne dass sie das beeinflussen können. Oft müssen sie zwischen verschiedenen Wohnorten pendeln, weil keiner der Eltern den Kontakt verlieren will und die Betreuung aufgeteilt werden soll.

Kinder nach einer Trennung richtig unterstützen
Das soziale Umfeld der Kinder - Eltern und Erwachsene, Begleitpersonen, Verwandte und Lehrer - ist aufgerufen, hinter die Kulissen manchmal sehr anstrengenden Verhaltens zu blicken und Hilferufe richtig zu interpretieren. Sind Kinder alt genug, können Mentoren sich ihrer annehmen und die oft irrationalen Ängste und Fantasien erklären und auflösen.

Unterstützung suchen
Egal was zwischen den Eltern vorgefallen ist, es ist den Kindern gegenüber nicht fair, den Kontakt zum anderen Elternteil zu blockieren - notfalls müssen Begleitmaßnahmen (z.B. Unterstützung durch geeignete Programme für Kinder, wie etwa von "Rainbows") ergriffen werden. Hilfreich ist eine professionell begleitete Trennung, in der emotionale und praktische Fragen kooperativ und konstruktiv gelöst werden. Diese wird je nach Einkommen vom Bundesministerium für Justik gefördert. Letztlich sind die Kinder die Leidtragenden, wenn sich die Eltern Unterstützung nicht suchen oder leisten wollen.

Entlastung, Zuversicht, Klarheit
Folgende Dinge sollten Kindern immer wieder vermittelt werden:

  • Du bist nicht schuld an der Trennung
  • Wir haben die Konflikte im Griff und arbeiten daran, uns gütlich zu trennen.
  • Wir haben dein Wohlergehen auch im Auge und beziehen dich mit ein.
  • Wir lieben dich beide und werden immer deine Eltern bleiben. Egal ob als Paar oder getrennt.
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(Bild: kmm)



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