Wirbel um Osama

Weltweites Rätselraten um Bin Ladens Schicksal

Ausland
25.09.2006 07:39
Der französische Geheimdienstbericht über den angeblichen Tod von Osama bin Laden hat am Wochenende weltweit für Wirbel gesorgt. Der El-Kaida-Chef sei vor kurzem in seinem Versteck in Pakistan an Typhus gestorben, berichtete die Zeitung „L'Est Republicain“. Der saudi-arabische Geheimdienst soll die Informationen an französische Kollegen weitergeleitet haben. Nach Frankreich, den USA und Pakistan wies nun auch Saudi-Arabien den Bericht zurück.

Den genauen Wortlaut des Zeitungsberichtes findest du in der Infobox!

Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac erklärte, der Bericht sei „in keiner Weise bestätigt"“. Er zeigte sich „überrascht“, dass eine vertrauliche Notiz des Geheimdienstes an die Öffentlichkeit gelangen konnte. Die Regierung kündigte eine Untersuchung an, um „den Ursprung dieses Lecks“ zu klären.

Saudis wissen von nichts: „Reine Spekulation“
Die saudi-arabische Botschaft in Washington gab auf ihrer Internet-Seite bekannt, Riad habe keinerlei Hinweise auf einen möglichen Tod Bin Ladens. Anders lautende Berichte seien „reine Spekulation“ und könnten nicht verifiziert werden. Der pakistanische Botschafter in den USA, Mahmud Ali Durrani, sagte dem Sender BBC: „Es wäre ja sehr schön, wenn er tot wäre, aber ich denke, diese Behauptungen entbehren jeder Grundlage.“

USA bezweifeln Tod Bin Ladens
Auch ein US-Regierungsvertreter in Washington bezweifelte die Meldungen über den Tod Bin Ladens. „Ich würde dem Bericht keinen Glauben schenken“, sagte er dem US-Sender FoxNews. US- Präsidentensprecher Blair Jones wollte die Richtigkeit der Meldung ebenfalls nicht bestätigen. Der weltweit meistgesuchte Terrorist gilt unter anderem als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001. US-geführte Spezialeinheiten fahnden seit Jahren vergeblich im unwegsamen Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan nach ihm.

Time-Magazin: Er ist krank und wahrscheinlich schon tot
Nach der französischen Regionalzeitung „L'Est Republicain“ berichtete andererseits auch das renommierte US-Magazin „Time“ auf seiner Internetseite unter Berufung auf nicht näher bezeichnete saudische Regierungsquellen, dass Bin Laden schwer an einer durch verunreinigtes Wasser verursachten Krankheit leide und möglicherweise bereits gestorben sei. Man habe in den vergangenen Wochen „mehrere glaubhafte Berichte“ erhalten, dass er mit „größter Wahrscheinlichkeit“ tot sei, zitierte „Time“ den saudischen Regierungsvertreter.

Kein toter Bin Laden ohne Leiche
Der Geheimdienst-Notiz aus Frankreich zufolge ist der saudische Geheimdienst überzeugt, dass Bin Laden einer Typhuserkrankung erlegen ist, die ihn am 23. August niedergeworfen habe. Seine Beine seien teilweise gelähmt gewesen. Am 4. September 2006 habe es erste Hinweise auf seinen Tod gegeben. Offiziell solle Bin Laden aber erst dann für tot erklärt werden, wenn klar sei, wo er begraben liege, hieß es in dem französischen Zeitungsbericht weiter.

Der Pariser Experte für Infektionskrankheiten, Professor François Bricaire, äußerte sich skeptisch. Zwar könne ein fieberhafter Typhusschub zum Tode führen. Doch sei die Lähmung der Beine eine „wirklich äußerst seltene Komplikation“, sagte er dem Sonntagsblatt „Le Journal du Dimanche“.

Terror-Experte sieht in Bin Ladens Tod nur Nutzen für Bush
Ein Tod des El-Kaida-Gründers würde nach Expertenmeinung zwar US-Präsident George W. Bush politisch nützen, den islamischen Terrorismus aber nicht schwächen. Selbst wenn Bin Laden einen Tag nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gestorben wäre, hätte das die Terroranschläge von London nicht verhindert, sagte der Direktor de Pariser Instituts für internationale und strategische Beziehungen, Pascal Boniface, dem „Journal du Dimanche“.

Die Terrorzellen würden sich zu El Kaida bekennen, ohne von Bin Laden Aufträge zu erhalten. Boniface nannte die Hypothese eines Todes Bin Ladens glaubwürdig. Sicherheit könne aber nur eine Genanalyse bringen. Die letzte Videobotschaft Bin Ladens stammt vom Oktober 2004. Seither wurden nur Tonbandbotschaften von ihm veröffentlicht, die letzte Anfang Juli dieses Jahres.

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