Zahlreiche Verletzte

50 Terrortote in den USA: “Just bang, bang, bang!”

Ausland
12.06.2016 17:37

Bei einer Schießerei in einem Nachtclub in Orlando im US-Bundesstaat Florida hat es Sonntagfrüh etwa 50 Tote gegeben. Mehr als 50 weitere Menschen wurden mit Verletzungen ins Spital gebracht. Der Schütze, der Geiseln genommen und sich im Club verbarrikadiert hatte, wurde drei Stunden nach Beginn der Attacke von der Polizei erschossen. Bei ihm soll es sich um einen 29-jährigen US-Bürger mit afghanischen Wurzeln handeln. Sein Motiv ist unklar, die Behörden gehen von einem Terrorakt aus. "It was just, bang, bang, bang!", schilderte ein Club-Besucher die dramatischen Augenblicke.

Eine genaue Zahl der Todesopfer liegt noch nicht vor, der Bürgermeister von Orlando bestätigte allerdings bereits mindestens 50 Tote. Die Ermittlungen in der Bluttat wurden von der US-Bundespolizei FBI übernommen. Diese teilte mit, der getötete Täter könnte ein islamistisches Motiv gehabt haben, es sei aber zu früh, um das mit Genauigkeit zu sagen. "Wir prüfen alle Aspekte", hieß es. Zudem prüfe man, ob der getötete Schütze Komplizen hatte oder es sich bei dem Mann um einen "einsamen Wolf" handelte. Über Orlando wurde der Notstand verhängt, der Bürgermeister bat zudem den Gouverneur von Florida, das auch für den gesamten Bundesstaat zu tun.

"Halten Sie sich von der Gegend fern"
Der Polizei zufolge hatte der Täter im Schwulenclub "Pulse" im Herzen der Stadt gegen 2 Uhr mit zwei Sturmgewehr-ähnlichen Waffen zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden.

Auf Twitter schrieb die örtliche Polizei bereits kurze Zeit später: "Mehrere Verletzte. Halten Sie sich von der Gegend fern." Der Schütze habe dann Geiseln genommen und sich in dem Gebäude verbarrikadiert. Die Polizei habe sich nach etwa drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden.

Sprengstoff am Körper getragen
Laut Angaben des örtlichen Polizeichefs John Mina verschafften sich die Einsatzkräfte mit einem Sprengsatz Zugang zum Club. Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. "Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden", sagte Mina. Wie der Polizeichef weiter mitteilte, trug der Täter eine "verdächtige Vorrichtung" am Körper. Dabei handelte es sich vermutlich um einen Sprengstoffgürtel.

Todesschütze war laut Polizei "gut organisiert"
Über den Schützen sagte Mina lediglich, dass er nicht aus Orlando stamme. Allem Anschein nach sei er "sehr gut organisiert und vorbereitet" gewesen. Es gebe vorerst keine Hinweise darauf, dass der Schütze aus Hass gegen Homosexuelle handelte, aber natürlich werde auch in dieser Richtung ermittelt, so der Polizeichef.

Der Club "Pulse" war Mina zufolge gut besucht. Er sprach von mehr als 300 Menschen, die sich zum Tatzeitpunkt dort aufgehalten hätten. Laut Medienberichten stand eine "Latin Night" auf dem Programm. Augenzeugen berichteten, die Schüsse seien kurz vor der Schließung des Lokals um 2 Uhr gefallen, viele Menschen seien noch am Tanzen gewesen. Der Club selbst rief auf Facebook zur Flucht auf: "Verlasst 'Pulse' und rennt."

Facebook-Nutzer, die angaben, im Schwulenclub gewesen zu sein, berichteten, ein mit einem Gewehr Bewaffneter sei gekommen und habe um sich geschossen. "Die Leute auf der Tanzfläche und an der Bar gingen zu Boden und einige von uns, die nahe an der Bar und dem Hinterausgang waren, konnten durch den Außenbereich entkommen", schrieb ein User.

"It was just bang, bang, bang!"
Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Reihenfolge - mindestens 40 seien es gewesen, sagte Club-Besucher Christopher Hansen dem Sender CNN. "It was just bang, bang, bang! Ich dachte zuerst, es war Musik. Dann warfen sich die Menschen auf den Boden, und ich auch."

Berichte, wonach der Täter im Besitz einer Bombe war, wurden bislang nicht bestätigt. Gegen 5 Uhr twitterte die Polizei ohne weitere Erklärungen: "Das Geräusch war das einer kontrollierten Explosion, ausgelöst von Einsatzkräften." Eine Stunde später postete das Orlando Police Department: "Der Schütze im Club ist tot."

Laut Notfallfunk wurden mindestens 53 Verletzte ins Krankenhaus gebracht. Dem TV-Journalisten Stewart Moore zufolge durchsuchte die Polizei mit Bombenspürhunden auch das Gelände rund um das Orlando Regional Medical Center, in das die Schwerverletzten gebracht wurden.

In Orlando hatte erst am Freitagabend eine andere Bluttat die Menschen erschüttert: Ein Mann hatte die populäre Nachwuchssängerin Christina Grimmie nach einem Konzert erschossen. Polizeichef Mina schloss aber jede Verbindung zwischen den beiden Verbrechen aus.

Heuer schon mehr als 170 "Massenschießereien" in den USA
In den USA wurden heuer bis inklusive 10. Juni bei 172 Massenschießereien bereits 228 Tote und 589 Verletzte gezählt. Die Webseite "Mass Shooting Tracker" sammelt auf Basis von Medienberichten Informationen über jede Massenschießerei in den USA seit 2013.

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