Komisch. Warum überholt mich denn auf der Autobahn niemand? Bin ich zu schnell? Nein. Hm. Vielleicht halten sie mich für eine Zivilstreife, schließlich bin ich im neuen VW Touran unterwegs, dessen Vorgänger bei der Exekutive in all seiner Unauffälligkeit bekanntlich höchst beliebt war. Die aktuelle Version ist ein ganzes Stück größer, moderner und schnittiger - und ein idealer Begleiter für die Familie.
Mit dem Radstand des neuen VW Passat (mit dem sich der Touran die MQB-Plattform teilt) und knapp über statt knapp unter viereinhalb Meter Länge braucht man nicht mehr nach dem Sharan zu schielen, was man als eine Art zu sparen betrachten kann. Eigentlich muss, denn als volksnah günstig geht der Wolfsburger nur in der Einstiegsversion durch (Einstiegspreis 25.690 Euro, Diesel ab 27.820 Euro). Man kann ihn aber - das nötige Kleingeld vorausgesetzt - opulent ausstatten.
Für die Familie taugt schon die Basis, etwa durch die variable zweite Sitzreihe, deren drei Plätze einzeln um 20 cm verschiebbar sind und über in der Neigung verstellbare Lehnen verfügen. Dadurch kann man das ohnehin schon phänomenale Kofferraumvolumen (743/834 Liter) bei Bedarf weiter erhöhen. 1980 Liter sind es, wenn die Lehnen flach liegen. Dank doppeltem Boden ist alles eben, die Ladekante ist angenehm niedrig.
Trotzdem sollte man sich zumindest die Ausstattung Comfortline vom Mund absparen. Das Lenkrad ist hier lederbezogen, USB-Anschluss und Bluetooth fürs Handy sind an Bord, der dann höhenverstellbare Beifahrersitz ist umklappbar und der City-Notbremsassistent passt auf, wenn man sich vom Familiengetümmel doch einmal ablenken lässt. Auch auf Parksensoren sollte man nicht verzichten, vielleicht gleich im Komfortpaket, das unter anderem auch noch Sitzheizung und Dreizonenklima umfasst. Der Nachwuchs friert leicht? Sitzheizung hinten mitbestellen. Gegen weiteren Aufpreis wird der Touran als Siebensitzer angeboten (mit Isofix auf allen Rücksitzen) oder es schwingt die Heckklappe elektrisch auf, wenn man mit dem Fuß darunter herumwedelt.
Sparen lässt sich auch bei der Motorisierung: Mehr als den 110 PS starken 1,6-Liter-Diesel braucht man nicht, es sei denn, der Sohnemann ist motorsportbegeistert. Nach 11,9 Sekunden sind 100 km/h erreicht, mit 250 Nm ab 1.500/min. ist der 1,5-Tonner aber kein Durchzugswunder - wie gut, dass das Sechsganggetriebe gut zu schalten ist (7-Gang-DSG gegen Aufpreis). Testverbrauch: 6,3 l/100 km. Alternativ sind noch ein Benziner mit gleicher Leistung sowie die beiden Zweiliter-Pendants mit 150 PS im Angebot.
Allen gemein ist das hervorragende, recht straffe Fahrwerk samt durchaus gefühlloser Lenkung. In der Beziehung muss sich der Touran auch vor dem Premium-Konkurrenten BMW 2er Gran Tourer nicht verstecken. Dabei hat der Testwagen noch nicht einmal die elektronische Dämpferregelung.
Unterm Strich
Der VW Touran wirkt insgesamt ein ganzes Stück erwachsener als früher, mit den optionalen LED-Scheinwerfern sogar wie ein Familienoberhaupt. Unaufgeregt, tiefenentspannt, alles im Griff, in seiner Urmeterhaftigkeit an den Golf erinnernd - in der Aufpreisliste jedoch eher an BMW.
Bleibt die Frage, warum ich nicht überholt werde. Wenn ich es mir genau überlege, sind die zivilen Polizeiautos eher Skodas oder Passats, die Tourans sind rot-blau-silbern mit Blaulicht am Dach. Vielleicht sollte ich einfach die gewohnheitsmäßig besetzte linke Spur frei machen…
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
… Opel Zafira Tourer, Renault Grand Scenic, Ford Grand C-Max, BMW 2er Gran Tourer.
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